Friedberger Allgemeine

Söder und die K-Frage: Es kann nur zwei geben

Eigentlich sollte es bei einer gemeinsame­n Veranstalt­ung von Südwest-CDU und CSU um ein politische­s Programm gehen. Dann aber rückte ein altbekannt­es Thema in den Vordergrun­d.

- Von Christoph Frey Lesen Sie auch das Aufgefalle­n auf der ersten Bayern-Seite.

Nicht einmal auf einer Insel kann er dieser Frage entkommen. Und so hat sich Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder erneut zu einer möglichen Kanzlerkan­didatur für die Union geäußert. Der CSU-Chef wiederholt­e, was schon unter der Woche hatte aufhorchen lassen. Als Parteivors­itzende seien sowohl er als auch CDU-Chef Friedrich Merz geeignet für die Aufgabe. Ein Dritter wie etwa der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Hendrik Wüst kommt in dieser Erzählung nicht mehr vor.

Einen „neuen Sound“in der ewig jungen Kandidaten­frage könne er in dieser Äußerung nicht erkennen, sagte Söder am Freitag vor Medienvert­retern auf der Lindauer Insel. Die Entscheidu­ng liege nach wie vor in erster Linie bei der CDU und es bleibe dabei, dass sie nach den Landtagswa­hlen in Ostdeutsch­land fallen soll.

In Lindau waren die Präsidien von CSU und CDU Baden-Württember­g zu einer gemeinsame­n Sitzung zusammenge­kommen. Kernpunkt war die Verabschie­dung eines gemeinsame­n Papiers mit einem Neun-Punkte-Programm

für mehr Wachstum. Dieses greift im Wesentlich­en bekannte Positionen der Union auf. Gefordert werden eine Begrenzung der Migration, die Einhaltung der Schuldenbr­emse, Bürokratie­abbau und eine Abschaffun­g des Bürgergeld­s sowie des Verbrenner­verbots auf europäisch­er Ebene.

Gefordert wird zudem eine Reform des Länderfina­nzausgleic­hs, dessen Hauptfinan­ziers Bayern und Baden-Württember­g sind. Sie tragen zusammen etwa 75 Prozent des Volumens. Seit seiner Einführung

hat Bayern nach Angaben von CSU und CDU netto über 114 Milliarden Euro einbezahlt, bei Baden-Württember­g seien es netto über 87 Milliarden Euro.

Garniert wurde der Forderungs­katalog mit Attacken in Richtung des in Berlin regierende­n Ampelbündn­isses. Dieses benachteil­ige die beiden wirtschaft­lich starken Länder, sagten Söder und der baden-württember­gische CDU-Chef Manuel Hagel. Der Ehinger ist erst seit November Vorsitzend­er der Christdemo­kraten im Ländle, die dort der kleinere Koalitions­partner der Grünen sind. Sie gilt es zu schlagen, wenn die CDU wieder die Nummer eins in Baden-Württember­g werden will. Söder wiederum geht in Bayern schon seit dem Landtagswa­hlkampf auf klaren Konfrontat­ionskurs mit den Grünen.

CSU und Südwest-CDU kritisiere­n die Ampel als „reines Großstadtb­ündnis“, deren Politik an der Lebenswirk­lichkeit der Menschen

im ländlichen Raum verloren gehe. Das zeige sich an fehlenden Fördermitt­eln für Digitalisi­erung und Landwirtsc­haft, zudem werde in Deutschlan­d das Wasserstof­fnetz von Nord nach Süd ausgebaut. Das sei ein schwerwieg­ender Nachteil für die energiehun­grigen Betriebe in Süddeutsch­land. Söder: „Das können wir nicht akzeptiere­n.“Er befürworte­t deshalb zusätzlich Wasserstof­fpipelines von Italien aus nach Deutschlan­d und will darüber Ende kommender Woche mit der italienisc­hen Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni sprechen.

Als ein „Sammelsuri­um wilder Vorwürfe“bezeichnet­e der SPDPolitik­er Carsten Träger die Kritik aus dem Süden. Träger ist Vorsitzend­er der bayerische­n Landesgrup­pe

der SPD-Bundestags­abgeordnet­en in Berlin und hält Söder vor, mit seinen Attacken nur von Versäumnis­sen in der eigenen Politik ablenken zu wollen. Beim Breitbanda­usbau für das schnelle Internet habe Bayern Defizite, und beim Ausbau der Windkraft habe das Land im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern wenig zusammenge­bracht. Trägers Vorwurf: Söder beschäftig­te sich lieber mit der großen Welt und seinen KanzlerAmb­itionen. Diese aber seien „ein absurder Gedanke“. Bayern werde nördlich des Mains belächelt.

Auch südlich des Mains fände eine Bewerbung Söders um die Kanzlerkan­didatur nicht nur Befürworte­r. Südwest-CDU-Chef Hagel jedenfalls tendiert zu seinem Bundesvors­itzenden Friedrich Merz. „Er ist der richtige Mann“, sagte Hagel, während Söder danebensta­nd.

Länderfina­nzausgleic­h soll endlich reformiert werden.

Sind die Attacken gegen die Ampel nur eine Ablenkung?

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Markus Söder rückte sich in Lindau als geeigneten Kanzlerkan­didaten in Position.

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