90 GEHEIMNIS ARTISCHOCKE
Wie man Sie pflanzt, erntet, vorbereitet und genießt.
Wie war das nochmal – kochen und dann an den Blättern unten das Fruchtfleisch abknabbern? Und das „Heu“– darf man das mitessen? Wissenwertes von der Cynara.
Dort liegen sie verführerisch in der Auslage – die blütenartigen Stängel des schönen Gemüses. Und doch, wir zögern innerlich, denn das Putzen, Entblättern, Kochen – so viel Aufwand für dieses Häppchen Genuss. Man muss seinen inneren Schweinehund doch jedes Mal wieder überwinden, um sich ihr zu widmen. Dann fragt die Familie: „Wie sollen wir davon satt werden?“Dennoch! Ein echter Artischocken-Fan lässt sich davon nicht ins Bockshorn jagen, denn der wohltuende Einfluss der Artischocke auf Magen, Leber und Galle ist so groß, dass man davon eigentlich nicht genug essen kann. Sie ist reich an Vitaminen und eignet sich wegen des im Blüten-Bodens angereicherten Inulins auch wunderbar als Diät- und Diabetikergemüse. Die junge Katharina von Medici aß fast täglich Artischocken-Pasteten, was ihren Ärzten und Beratern jedoch Sorge bereitete, denn das Gemüse galt als das Aphrodisiakum schlechthin. Der übermäßige Genuss, so die damals gängige Meinung, vernebelte den Verstand. Sicher ist jedenfalls, dass die Artischocke nichts für Fastfood-Fans ist, sondern Genuss in Slow Motion, der kaum etwas auf die Hüften bringt – und am Ende doch satt und glücklich macht.