18 GARTEN DER FREUNDSCHAFT
Pauline und Paul hatten bei der Umsetzung ihres Prärie-Gartens in Sussex viele begeisterte Helfer.
Professionelle Pläne sind wichtig. Doch ohne zupackende Hände bleibt auch der schönste Garten ein Traum. Schön, dass Pauline und Paul viele Helfer für ihren Prärie-Garten begeistern konnten.
Spätsommerpracht
Reife Äpfel am Baum, im Hintergrund das Holzhaus und rundherum eine Staudenrabatte, die sich auch am Ende der Saison sehen lassen kann: kein Traum, sondern
das Werk von Paul und Pauline.
Prärie. Das klingt staubtrocken, nach dürren Grashalmen und Cowboys, die unter der sengenden Sonne Richtung Horizont reiten. Wer mit dieser Erwartungshaltung den „Sussex Prairies“einen Besuch abstattet, wird überrascht in den eigenen Garten zurückkehren. Und: Er wird sich überlegen, wie man ein Stück dieser überaus üppigen Prärie zu Hause nachpflanzen könnte. Tatsächlich präsentieren sich Prärien je nach Jahreszeit durchaus als farbenfrohe Mischung aus Blüten und Gräsern. Als Pauline und Paul McBride 2007 mit der Planung ihres Gartens bei Henfield in West Sussex begannen, hatten sie keineswegs karge Bilder aus Westernfilmen im Kopf. Ganz im Gegenteil. Sie hatten die bunte Seite der Prärie kennen gelernt – nicht in den USA, sondern in Luxemburg. Dort
KEINE Hemmungen
Herdentrieb
Die Bisons aus CortenStahl passen optisch natürlich bestens zu einem
Präriegarten (links).
Gute Aussicht
Von der Bank aus lässt sich das in voller Pracht stehende Beet mit Indianernessel ( Monarda) 'Ou Charm' und Mädesüß ( Filipendula purpurea) überblicken.
Die Idee
hatte ein großes Vorbild
hatten sie zwölf Jahre gelebt. In seinem Beruf als Gartenbauer hatte Paul damals auch mit Piet Oudolf zusammengearbeitet und war von den natürlich wirkenden, großzügigen Pflanzungen des bekannten niederländischen Gartengestalters begeistert. Auch die Pflanzen, die Oudolf verwendete, gefielen Pauline und Paul. Nicht nur der Optik wegen: Viele der in den Prärien heimischen Arten brauchen nicht viel Wasser und gelten deshalb als unkompliziert. Beide waren begeistert. Zurück in Großbritannien beschlossen sie einen eigenen Garten mit natürlich wirkenden, großflächigen Stauden- und Gräserpflanzungen anzulegen.
Das Projekt Prärie nahm Gestalt an. Zuerst in ihren Köpfen und später auch in den Beeten. Auf der „Morlands Farm“, dem Hof in West Sussex, auf dem Pauline aufgewachsen war, sollten genau jene großzügigen Pflanzenbilder entstehen, die beiden in Luxemburg so gut gefallen hatten. Platz für jenen natürlich wirkenden Stil, der seine Wirkung dadurch erzielt, dass man viele Exemplare der jeweiligen Sorten pflanzt, war auf dem Gelände des ehemaligen Hofes genug: Sagenhafte 24.000 Quadratmeter konnten die beiden in ihrer Fantasie gestalten. Wenige Monate später, im Jahr 2008
Freunde
wurden zu eifrigen Gärtnern
setzen sie ihren Pflanzplan in die Tat um. Das bereits erwähnte wichtige Prinzip, viele Exemplare von einer Sorte oder Art zu pflanzen, setzten die beiden selbstverständlich um. Anfänger machen es meist umgekehrt und erhalten Beete, die an einen Flickenteppich erinnern. Doch professionelle Planung hin oder her: Die rund 30.000 Pflanzentöpfe mit 600 verschiedenen Arten und Sorten würden nicht von alleine in die Erde finden, so viel war Pauline und Paul klar. Gut, dass die beiden nicht nur Ideen haben, sondern auch viele Freunde, die sie auf den ehemaligen Hof einluden.
Die Pflanz-Party stieg im Mai 2008 mit 40 Freunden und Verwandten, die von dem Projekt so begeistert waren, dass sie es mit dem Spaten und vielen Stunden Zeit unterstützten. Mittlerweile sind die „Sussex Prairies“ein Publikumsmagnet und ziehen von Mai bis Oktober Besucher aus Großbritannien und vom Kontinent an. Dabei sind es nicht nur Pflanzen wie Sonnenhut oder die diversen Gräser, die ihre Gäste faszinieren. Pauline und Paul schaffen es, ihr lebendes Gartenkunstwerk mit bildender Kunst und ein wenig Humor zu krönen. Besonders beliebt: Die rostige Bisonherde, die den Garten durchquert, den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht zaubert und perfekt in die Prärie passt.