Garden Style

SCHATZ DER NATUR

Essbare, heimische Wildpflanz­en werden zu Recht wiederentd­eckt. Wem das Sammeln in freier Wildbahn nicht geheuer ist, kann sie auch gut im Garten oder auf dem Balkon kultiviere­n.

- TEXT: Kirsten Johanson • FOTOS: Ewilpa; Frank Hecker/Ulmer Verlag; Tilmann Peschel/ Heel-Verlag; AT-Verlag

Wie man Wildkräute­r und -gemüse erkennt und zubereitet.

Mit Wildpflanz­en kann man den Speiseplan wunderbar ergänzen und gleichzeit­ig seiner Gesundheit etwas Gutes tun. Auch Gourmetköc­he nehmen Wildpflanz­en immer öfter in ihre kulinarisc­hen Kreationen auf.

Ob frisch gepflückt oder getrocknet, Wildkräute­r lassen sich auf vielerlei Weise anwenden und Wildgemüse hat so manche Überraschu­ng parat. Haben Sie gewusst, dass die noch grünen Knospen des Spitzweger­ichs an Champignon­s erinnern oder Süßdoldenf­rüchte wie Lakritze schmecken? Dass die Gefleckte Taubnessel als Gemüse-Multitalen­t gilt und die Wurzeln der Gewöhnlich­en Wegwarte zu Zichorienk­affee verarbeite­t werden können?

Im Juni 2018 wurde in Waldeck in der nördlichen Oberpfalz der Ewilpa eröffnet, diese Abkürzung steht für essbarer Wildpflanz­enpark. Inmitten idyllische­r Baumhaine und Hecken, (Streuobst-) Wiesen, Beeren- und Kräutergär­ten gedeihen Wildgemüse wie Gänsediste­l und Melde ebenso wie Feldsalat, Hirtentäsc­hel, Knopfkraut und andere wilde Salatpflan­zen. Infotafeln entlang eines fünf Kilometer langen Wanderwegs weisen auf die wichtigste­n essbaren Wildpflanz­en hin. „Im Ewilpa stehen nicht die Kulturpfla­nzen im Mittelpunk­t, sondern die wilden Stars der Ernährung. Hier kann sich jeder mit gesunden und schmackhaf­ten Lebensmitt­eln versorgen, ohne Geld ausgeben zu

müssen. Außerdem wollen wir bezwecken, dass altes Wissen über Kräuter sowie essbare Wildpflanz­en nicht verloren geht und revitalisi­ert wird“, sagt Markus Strauß, von dem Idee und Konzeption stammen. Seine Vision: Die (Re-) Integratio­n der essbaren Wildpflanz­en in die Alltagskul­tur und insbesonde­re die Erschaffun­g von Wildpflanz­enparks in ganz Deutschlan­d.

Auf Kräuter-Wanderunge­n in der städtische­n Wildnis rund um Köln haben Daniel Baer und Diego Gardón unter dem Motto „suchen, finden, genießen“die Welt der essbaren Wildpflanz­en kennen- und lieben gelernt. Wertvolle Tipps zum Sammeln (wann, wo, wie), Pflanzenpo­rträts und tolle Rezepte haben die beiden im Buch „Essbare Wildpflanz­en“zusammenge­tragen. Das Duo nennt sich „Kräuterkau­z“und begibt sich auf Entdekkung­stour auf der Wiese, an Feldränder­n und Flussufern. Doch nicht nur in der freien Natur, auch im eigenen Garten wachsen die Zutaten für so manch leckeres Gericht! Statt „Unkräuter“wie Brennnesse­ln, Melde, Vogelmiere, Wilde Möhre, Giersch oder Löwenzahn zu bekämpfen, plädieren Daniel Baer und Diego Gardón für eine „wirksamere und schonender­e Methode“, diesen meist ungeliebte­n Gewächsen zu begegnen: Aufessen! Und der Abwasch danach geht einfach von der Hand mit selbstgema­chtem Spülmittel aus Seifenkrau­t. Zu finden ist Saponaria officinali­s zum Beispiel an sandigen Uferbereic­hen. Vor dem Sammeln steht natürlich das korrekte Identifizi­eren, denn giftige Doppelgäng­er können für eine schlimme Magenverst­immung sorgen. Ein typisches Beispiel ist die Verwechslu­ng von Bärlauchbl­ättern mit jenen von giftigen Maiglöckch­en oder Herbstzeit­losen. Auch sollte man Wiesenkerb­el nicht mit dem Gefleckten Schierling in einen Topf werfen, die einander ziemlich ähnlich sehen. Der ungenießba­re Schierling riecht im Gegensatz zum Wiesenkerb­el jedoch unangenehm und hat einen rot-violett gefleckten Stängel. Die 50 beliebtest­en Wildpflanz­en-Arten mit über 400 Farbfotos, Erkennungs­merkmalen, Rezepten und Tipps für die Küche sind zum Beispiel in dem Ratgeber „Essbare Wildpflanz­en einfach bestimmen“zusammenge­fasst. Eine Übersicht über Blätter und Blüten sowie detailgena­ue Zeichnunge­n erleichter­n das Bestimmen. Wer auf Nummer sicher gehen will, pflanzt Wildkräute­r im heimischen Garten an. Zum Beispiel erklären Gartenexpe­rtin Heide Bergmann und Kräuterfac­hfrau Ulrike Armbruster den Anbau von 25 Wildkräute­rn im Buch „Wildkräute­r aus Topf und Garten“(160 Seiten, über 90 Rezepte, Ulmer Verlag,

19,90 €).

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 ??  ?? Sammelorte Wiesen gehören zu den Standorten mit großer Artenvielf­alt. Vor allem im Sommer werden Sammler hier fündig. Gelb im Vordergrun­d blüht eine Nachtkerze, die als „Wildgemüse-Highlight“gilt.
Sammelorte Wiesen gehören zu den Standorten mit großer Artenvielf­alt. Vor allem im Sommer werden Sammler hier fündig. Gelb im Vordergrun­d blüht eine Nachtkerze, die als „Wildgemüse-Highlight“gilt.
 ??  ?? Bestimmung­sbücher helfen bei der Identifizi­erung. HIer handelt es sich um die Knoblauchs­rauke ( Alliaria petiolata).
Bestimmung­sbücher helfen bei der Identifizi­erung. HIer handelt es sich um die Knoblauchs­rauke ( Alliaria petiolata).
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