SCHATZ DER NATUR
Essbare, heimische Wildpflanzen werden zu Recht wiederentdeckt. Wem das Sammeln in freier Wildbahn nicht geheuer ist, kann sie auch gut im Garten oder auf dem Balkon kultivieren.
Wie man Wildkräuter und -gemüse erkennt und zubereitet.
Mit Wildpflanzen kann man den Speiseplan wunderbar ergänzen und gleichzeitig seiner Gesundheit etwas Gutes tun. Auch Gourmetköche nehmen Wildpflanzen immer öfter in ihre kulinarischen Kreationen auf.
Ob frisch gepflückt oder getrocknet, Wildkräuter lassen sich auf vielerlei Weise anwenden und Wildgemüse hat so manche Überraschung parat. Haben Sie gewusst, dass die noch grünen Knospen des Spitzwegerichs an Champignons erinnern oder Süßdoldenfrüchte wie Lakritze schmecken? Dass die Gefleckte Taubnessel als Gemüse-Multitalent gilt und die Wurzeln der Gewöhnlichen Wegwarte zu Zichorienkaffee verarbeitet werden können?
Im Juni 2018 wurde in Waldeck in der nördlichen Oberpfalz der Ewilpa eröffnet, diese Abkürzung steht für essbarer Wildpflanzenpark. Inmitten idyllischer Baumhaine und Hecken, (Streuobst-) Wiesen, Beeren- und Kräutergärten gedeihen Wildgemüse wie Gänsedistel und Melde ebenso wie Feldsalat, Hirtentäschel, Knopfkraut und andere wilde Salatpflanzen. Infotafeln entlang eines fünf Kilometer langen Wanderwegs weisen auf die wichtigsten essbaren Wildpflanzen hin. „Im Ewilpa stehen nicht die Kulturpflanzen im Mittelpunkt, sondern die wilden Stars der Ernährung. Hier kann sich jeder mit gesunden und schmackhaften Lebensmitteln versorgen, ohne Geld ausgeben zu
müssen. Außerdem wollen wir bezwecken, dass altes Wissen über Kräuter sowie essbare Wildpflanzen nicht verloren geht und revitalisiert wird“, sagt Markus Strauß, von dem Idee und Konzeption stammen. Seine Vision: Die (Re-) Integration der essbaren Wildpflanzen in die Alltagskultur und insbesondere die Erschaffung von Wildpflanzenparks in ganz Deutschland.
Auf Kräuter-Wanderungen in der städtischen Wildnis rund um Köln haben Daniel Baer und Diego Gardón unter dem Motto „suchen, finden, genießen“die Welt der essbaren Wildpflanzen kennen- und lieben gelernt. Wertvolle Tipps zum Sammeln (wann, wo, wie), Pflanzenporträts und tolle Rezepte haben die beiden im Buch „Essbare Wildpflanzen“zusammengetragen. Das Duo nennt sich „Kräuterkauz“und begibt sich auf Entdekkungstour auf der Wiese, an Feldrändern und Flussufern. Doch nicht nur in der freien Natur, auch im eigenen Garten wachsen die Zutaten für so manch leckeres Gericht! Statt „Unkräuter“wie Brennnesseln, Melde, Vogelmiere, Wilde Möhre, Giersch oder Löwenzahn zu bekämpfen, plädieren Daniel Baer und Diego Gardón für eine „wirksamere und schonendere Methode“, diesen meist ungeliebten Gewächsen zu begegnen: Aufessen! Und der Abwasch danach geht einfach von der Hand mit selbstgemachtem Spülmittel aus Seifenkraut. Zu finden ist Saponaria officinalis zum Beispiel an sandigen Uferbereichen. Vor dem Sammeln steht natürlich das korrekte Identifizieren, denn giftige Doppelgänger können für eine schlimme Magenverstimmung sorgen. Ein typisches Beispiel ist die Verwechslung von Bärlauchblättern mit jenen von giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen. Auch sollte man Wiesenkerbel nicht mit dem Gefleckten Schierling in einen Topf werfen, die einander ziemlich ähnlich sehen. Der ungenießbare Schierling riecht im Gegensatz zum Wiesenkerbel jedoch unangenehm und hat einen rot-violett gefleckten Stängel. Die 50 beliebtesten Wildpflanzen-Arten mit über 400 Farbfotos, Erkennungsmerkmalen, Rezepten und Tipps für die Küche sind zum Beispiel in dem Ratgeber „Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen“zusammengefasst. Eine Übersicht über Blätter und Blüten sowie detailgenaue Zeichnungen erleichtern das Bestimmen. Wer auf Nummer sicher gehen will, pflanzt Wildkräuter im heimischen Garten an. Zum Beispiel erklären Gartenexpertin Heide Bergmann und Kräuterfachfrau Ulrike Armbruster den Anbau von 25 Wildkräutern im Buch „Wildkräuter aus Topf und Garten“(160 Seiten, über 90 Rezepte, Ulmer Verlag,
19,90 €).