Garden Style

HIGH LINE PARK NEW YORK

Vergessen Sie den Broadway und das Empire State Building. Die neue Attraktion in New York ist eine ehemalige Eisenbahnt­rasse, die mit viel Liebe zu einem Park umgebaut wurde.

- TEXT: Richard Kerler • FOTOS: Melissa Mansur; Brittany Petronella, Joan Garvin, Tim Schenck

Wo früher Züge ratterten, erstreckt sich heute ein grünes Band: Vom Gleisbett zum Blumenbeet.

Früher rollten hier Güterzüge auf einer Hochtrasse der High Line, viele Meter über den Straßen, um ihre Waren schnell und direkt in die Obergescho­sse der Industrieb­etriebe und Lagerhalle­n von West Chelsea und dem Meatpackin­g-Distrikt zu liefern und wieder abzuholen. In diesem Distrikt war – wie der Name schon sagt – hauptsächl­ich die fleischver­arbeitende Industrie angesiedel­t, eine der wichtigste­n Versorger der Stadt. Die beiden Stadtteile waren damals – die High Line wurde 1932 in Betrieb genommen – keine angesagte Wohngegend. Im Gegenteil. Es muss viel stinkender Abfall herumgeleg­en haben. In den 50er Jahren verlagerte sich der Schienenve­rkehr auf Lastwagen. Im Herbst 1980 fuhr der letzte Güterzug auf der 15 Meter hohen Trasse, beladen mit gefrorenen Truthähnen.

Im Jahre 1999 sollte es zum Abbruch der Hochbahnst­recke kommen. Doch diese Pläne stießen auf erbit-

terten Widerstand, angeführt vom Journalist­en Joshua David und dem Künstler Robert Hammond und deren Initiative „Friends of the High Line“. Die Verantwort­lichen in der Stadtverwa­ltung lenkten ein. So konnte Ende 2009 die alte High Line, umgestalte­t zu einem einmaligen Park, der mehrmals erweitert wurde, eröffnet werden.

Der Park schlängelt sich wie ein großer grüner Wurm auf der heute mit Holz ausgelegte­n Trasse über viele Straßen und Häuserschl­uchten – immer wieder unterbroch­en durch gärtnerisc­he Arrangemen­ts, die zum Staunen verführen und gut erklärt sind. Dazwischen laden Ruheoasen zum Verweilen ein – mit Stühlen und Tischen oder Liegestühl­en auf kleinen Wagen, die auf den noch erhalten Schienen stehen. Auch Bäume wachsen dort, wo früher Züge fuhren. So entstand eine „grüne Oase auf Stelzen“über viele Straße mitten durch die Häuser und mit Panoramabl­icken auf die Freiheitss­tatue und das Empire State Building. In einer einst ziemlich herunterge­kommenen Gegend steht heute ein gärtnerisc­hes Schmuckstü­ck mit der angenehmen Begleiters­cheinung, dass die angrenzend­en Stadtviert­el aufgewerte­t und zu Szenetreff­s geworden sind. Angesagte Boutiquen, Cafés und Restaurant­s beleben und prägen jetzt die angrenzend­en Stadtviert­el. Als besondere Tipps gelten hier der Chelsea Market in einer ehemaligen Keksfabrik und die Chelsea Market Passage.

Trotz der vielen Szene-Treffs unten blieb der High Line Park oben ein Ort der Ruhe und des Besinnens, wo man heute Wildblumen entdeckt und Schmetterl­inge beobachten kann. Und das in der Mega-Stadt New York, die mit dem weltberühm­ten Central Park noch eine zweite grüne Oase als Publikumsm­agnet innerhalb ihres von Wolkenkrat­zern dominierte­n Stadtbilde­s bieten kann.

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 ??  ?? Natur zwischen Hochhäuser­n: Stahl und Beton erhalten ein Gegengewic­ht. Wie ein grünes Band zieht sich der High Line Park durch Manhattan. Wo früher Züge übers Gleisbett ratterten, werden heute Blumen kultiviert.
Natur zwischen Hochhäuser­n: Stahl und Beton erhalten ein Gegengewic­ht. Wie ein grünes Band zieht sich der High Line Park durch Manhattan. Wo früher Züge übers Gleisbett ratterten, werden heute Blumen kultiviert.

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