„THE CHESTNUTS“
Bei der Holländerin Annemie Kellenaers trifft Natur auf fernöstliche Kultur. Ein Meer aus Tulpen zaubert den Frühling in den Garten.
Bei Rod und Jane Leeds in Suffolk wird die Gartensaison mit bunter Beetbepflanzung eröffnet.
Tulpen und blühende Gehölze prägen das Erscheinungsbild von Annemies Gartens.
Ein bekanntes Volkslied aus dem 19. Jahrhundert beginnt mit der Textzeile „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt, er setzt seine Felder und Wiesen in Stand“. Gut, heutzutage werden weder Ochsen noch Pferde vor die Egge gespannt, sondern der Landwirt zieht mit dem klimatisierten, PS-starken Traktor seine Bahnen auf dem Acker – doch im Frühjahr wird gepflügt, gedüngt, gesät. Und auch in den Privatgärten wird wieder fleißig gegraben, gezupft und gepflanzt.
Annemie Kellenaers Garten im niederländischen Rosendorf Lottum heißt „De Tutekow“. Tutekow ist ein Dialektwort für Hühnerstall und rührt daher, dass einmal ein Hühnerhaus auf dem Grundstück stand. Die Hobbygärtnerin hegt und pflegt ihren Garten, ein ehemaliges Kartoffelfeld, seit über 50 Jahren und die mühevolle Arbeit, die sie hineinsteckt, wird im Frühling in Form von farbenfrohen Rabatten, prächtigen Rhododendren und reich blühenden Gehölzen sichtbar – und bis zur Winterpause strotzen die Rabatten nur so vor Blumen. Dankenswerterweise hatte der Vorbesitzer den sandigen Boden mit fruchtbarerem Boden vom Flussufer verbessert.
In Teilen erinnert Annemies Garten an einen fernöstlichen Garten. Harmonie, meditative Ruhe und Schlichtheit sind wesentliche Merkmale solcher Anlagen. Knorrige Bonsaibäume, Gräser, Farne, Pagoden, Buddha-Statuen, Kies- und Felsengärten sowie ein Teich mit Brücke sind typische Bestandteile. Flächen mit Sand und Kies werden geharkt, wobei die wellenförmigen Linien das Meer oder einen Fluss symbolisieren. Annemie hat bei sich einen Trockenteich und einen Bachlauf aus Kies angelegt. Auch Trittsteine tragen zum fernöstlichen Stil eines Gartens bei. Sie haben ihren Ursprung darin, dass zur Teezeremonie geladene Gäste auf feuchtem Untergrund nicht ausrutschen oder sich Schuhe und Kimono schmutzig machen sollten. Aus japanischen Gärten sind Steinlaternen nicht wegzudenken, sie dienten ursprünglich als Votiv-Lampen in buddhistischen Tempel und spielen auch in asiatischen Teehäusern eine Rolle. In der Gartenkunst stellen sie das ordnende symmetrische Element zu den freien Formen dar. Im Laufe der
Zeit haben sich viele Laternen-Formen entwickelt. Die Laterne in Annemies Garten mit ihren klassisch geschwungenen Beinen und dem hochgezogenen Dach gehört zur Kategorie der Yukimi-gata. Azaleen und Schlitzahorn, Zierkirsche, Magnolien, Trauerweide, Bambus und auch die Kiefer gehören zur charaketristischen Bepflanzung eines FernostGartens. Bei Annemie sorgen über 100 Rhododendren für eine wahre Farbenpracht. Hier sind es die cremegelben Blüten der Sorte ‘Percy Wiseman’, dort die leuchtend roten von ‘Scarlet Wonder’ oder das Reinweiß von ‘Cunningham’s White’ .
Eibenhecken unterteilen den 1500 Quadratmeter großen Garten in Räume. Ausrangierte Bahnschwellen stützen den Hang, alte Ziegel sind zu niedrigen Mauern und Treppen verbaut. Mehrere Bänke und Sitzplätze laden zum Meditieren ein. Besonders auffällig sind die Wolkenbäume: kleine und große Formschnittgehölze mit mehreren kugel- oder tellerförmigen Baumkronen.