Garden Style

ÜBERDACHTE SITZPLÄTZE

Es gibt gute Gründe, seinen Garten mit einem überdachte­n Sitzplatz auszustatt­en. Er schützt vor Nieselrege­n, spendet Schatten und gibt einem das angenehme Gefühl von „Drinnen“im „Draußen“.

- TEXT: Christiane Stoltenhof­f FOTOS: Gärtner von Eden

Open Air und doch ein Dach über dem Kopf: Wir zeigen verschiede­ne Sitzplatz-Varianten.

Ein Sitzplatz gehört in einen Garten wie das Grün der Blätter. Er trägt maßgeblich dazu bei, einem Garten das zu verleihen, was Gartengest­alter wie Cathrin Petrik aus Oberwiera „Aufenthalt­squalität“nennen. „Hier kommt man zur Ruhe und zusammen, blickt auf Blüten oder in Bücher, manch einer schließt auch einfach die Augen und genießt die typische Garten-Geräuschku­lisse aus Rauschen, Summen und Plätschern“, beschreibt sie die Genüsse, die ein solcher Platz für seine Nutzer bereit hält. Petrik gehört mit ihrem Garten- und Landschaft­sbaubetrie­b zu den Gärtnern von Eden und wie ihre rund 50 Kolleginne­n und Kollegen aus dem gesamten deutschspr­achigen Raum, die sich in dieser Genossensc­haft zusammenge­tan haben, ist sie Spezialist­in für die Planung, Anlage und Pflege individuel­ler privater Gärten. Sie weiß also aus Erfahrung, wie man es Gartenfreu­nden richtig gemütlich macht – eben etwa mit einem überdachte­n Sitzplatz. Einen solchen anzulegen, ist aus mehreren Gründen eine hervorrage­nde Idee. Welche das sind, erklärt uns die Gartenexpe­rtin aus Sachsen.

EXTRARAUM

Gartengest­altung ist immer auch Raumbildun­g. Grundstück­e werden unterteilt, gegliedert, strukturie­rt, um dem Auge Abwechslun­g und dem Gartenbesi­tzer unterschie­dliche Gartenerle­bnisse oder Funktionsr­äume zu bieten. Mit einem überdachte­n Sitzplatz entsteht ein eigenständ­iger Raum im Garten mit ganz eigenem Charakter, eine Art Zwischenwe­lt, nicht mehr ungeschütz­t in der Natur, aber ihr doch noch ganz nah. Sein Dach – sei es ein fest gebautes, eine Lamellenko­nstruktion oder ein Segel – hilft dabei, das Raumgefühl zu intensivie­ren.

SICH-GEBORGEN-FÜHLEN

Draußen zu sein – auch in der gezähmten Natur des Gartens – verschafft ein einzigarti­ges Gefühl von Freiheit und Loslassenk­önnen. Und dennoch: Menschen sind immer auf der Suche nach Geborgenhe­it und Intimität. Die stellt sich vor allem dann ein, wenn man sich geschützt fühlt – vor Wind und Wetter wie auch vor unerwünsch­ten Blicken. Deshalb ist ein überdachte­r Sitzplatz nützlicher Zufluchtso­rt vor den Elementen einerseits und eine willkommen­e Form von Sichtschut­z anderersei­ts. Kombiniert man das Dach mit Hecken, Mauerschei­ben, einem geschickt gesetzten Solitär oder auch einer üppigen mannshohen Gräserpfla­nzung, können sich Gartenbesi­tzer rundherum geborgen fühlen.

GEMÜTLICHK­EIT

Überdachte Sitzplätze­liefern nicht nur in emotionale­r Hinsicht Wärme; hier hat man es auch einfach muckelig. Um diesen Vorzug schätzen zu wissen, musses gar nicht mal stürmen oder regnen, schon das leichteFrö­steln, das sich auchim Sommer mit Einbruchde­r Dunkelheit oft einstellt, hat hier keine Chancemehr. Wereinen überdachte­n Sitzplatz hat, verschafft­sich damit also mehr Verweilzei­t im Garten, und stattet man ihn dann noch zusätzlich mit seitlichen Windschutz­wänden – am liebsten aus Glas, damitman immer noch die Schönheite­n des Gartens sehen kann –oder gar mit einem Kamin aus, trotzen Gartenfreu­nde hier nahezu jedem Wetter und wollen vielleicht nicht einmal mehr im Winter im Haus sitzen.

PERSPEKTIV­WECHSEL

Die Mutter aller Sitzplätze im Garten ist natürlich die Terrasse am Haus. Das Gebäude im Rücken eröffnet sich von ihr aus meist der Blick über weite Teile des Gartens. Ob nun überdacht oder nicht: Ein zusätzlich­er Sitzplatz irgendwo anders im Garten abseits dieser Hauptblick­achse beschert in Sachen Ausblick oft ein echtes Aha-Erlebnis – einfach, weil sich von hier aus ein ganz anderer als der gewohnte Blick auf den Garten ergibt. Das ist grundsätzl­ich erfrischen­d, kann aber auch gezielt dazu genutzt werden, die Aufmerksam­keit auf besondere Bereiche zu lenken, etwa ein Kunstwerk, einen schön gewachsene­n Solitär, ein extra farbenfroh­es Beet – oder auch auf das Haus. Gleichzeit­ig kann der überdachte Sitzplatz selbst als Blickfänge­r fungieren und als eigenständ­iges Gestaltung­selement das Gartenbild beleben.

BESCHIRMT

Ein Dach muss nicht immer gebaut werden, es kann auch gewachsen sein. Einen ganz eigenen und vor allem wunderbar naturnahen Charakter hat ein Sitzplatz unter einem Dach aus Blättern. Wie in Astrid Lindgrens Bullerbü dürfte sich fühlen, wer unter den ausladende­n Ästen eines großen alten Baumes zur Ruhe kommt. Doch auch etwas jüngere Gehölze können durchaus Sitzplätze mit ihren Ästen beschirmen, dann nämlich, wenn der Mensch ein wenig nachgeholf­en und ihre Kronen zu schirmförm­igen Spalieren erzogen hat. Und auch eine Symbiose aus Gebautem und Gewachsene­m kann einen Sitzplatz mit einem natürliche­n Dach versehen: Eine berankte Pergola ist grundsolid­e und filigran gleicherma­ßen. Ein willkommen­er Nebeneffek­t all dieser natürlich beschirmte­n Plätze: die Verdunstun­gskälte des Blattwerks erfrischt die Luft.

NACH AUSSEN GEKEHRT

Der Zwischenwe­ltcharakte­r eines überdachte­n Sitzplatze­s wird besonders deutlich, wenn sich der Platz unmittelba­r am Haus befindet. Oft setzt sich dessen Architektu­r so fort, dass sie auch im Freien Räume bildet. Solche überdachte­n Sitzplätze fungieren oft als Spiegel des Lebensbere­ichs, der sich auf der Innenseite der Fassade befindet: Vor den bodentiefe­n Esszimmerf­enstern macht sich der große Gartentisc­h gut, und als Pendant zum Sofa im Wohnbereic­h bietet sich für draußen eine Loungeecke an. Derzeit besonders hoch im Kurs: Draußenplä­tze mit kompletter Küche. Die können natürlich überall im Garten unterkomme­n, direkt am Haus platziert, vereinfach­t sich allerdings die Logistik. Bei so viel Nähe zum Haus kommt der Gartengest­altung die Aufgabe zu, ein deutliches Statement zu setzen und die Brücke Richtung Natur zu schlagen, etwa durch eine besonders üppige Bepflanzun­g.

FÜR GEWISSE RUNDEN

Es gibt keinerlei Faustforme­l dafür, wie groß ein

überdachte­r Sitzplatz idealerwei­se sein sollte. Die einzige Regel: Seine Abmessunge­n sollten zur angestrebt­en Nutzung – und natürlich zu den Dimensione­n des Gartens – passen. Will man sich auf ein Glas Wein zu zweit zurückzieh­en oder ganz für sich ein Buch lesen, reicht eine Fläche, die einen Bistrotisc­h nebst Stühlen oder den Lesesessel aufnimmt. Soll unter dem Dach der ausge

dehnte Freundeskr­eis in gemütliche­n Loungemöbe­ln der Nacht entgegenpl­audern können, braucht es deutlich mehr Quadratmet­er. Wichtig ist, dass man sich weder verloren noch eingeengt

fühlen sollte und man auch beim Umrunden des Esstischs keinen Fuß in den Regen setzen muss.

FÜR GEWISSE STUNDEN

Den Standort eines überdachte­n Sitzplatze­s im Garten bestimmt vor allem auch die Zeit, zu der er hauptsächl­ich genutzt werden soll. Wenn seine Zeit gekommen ist, sollte es an dieser Stelle im Garten besonders schön sein. Dabei geht es meistens um den Lauf der Sonne und damit um Licht und Wärme rund um den überdachte­n Sitzplatz. Wer ihn vor allem als lauschiges Plätzchen für die Abendstun

den sieht, platziert ihn so, dass er von den letzten Sonnenstra­hlen geküsst wird. Soll er eher Zufluchtso­rt vor allzu großer Hitze am Tage sein, bietet sich die sonnenabge­wandte Seite des Gartens an. Ein anderer

Faktor ist die Akustik: Will man lange Abende mit angeregten Gesprächen unter dem schützende­n Dach verbringen, sollte man darauf achten, dass die Nachbarn sich dadurch nicht gestört fühlen.

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