ÜBERDACHTE SITZPLÄTZE
Es gibt gute Gründe, seinen Garten mit einem überdachten Sitzplatz auszustatten. Er schützt vor Nieselregen, spendet Schatten und gibt einem das angenehme Gefühl von „Drinnen“im „Draußen“.
Open Air und doch ein Dach über dem Kopf: Wir zeigen verschiedene Sitzplatz-Varianten.
Ein Sitzplatz gehört in einen Garten wie das Grün der Blätter. Er trägt maßgeblich dazu bei, einem Garten das zu verleihen, was Gartengestalter wie Cathrin Petrik aus Oberwiera „Aufenthaltsqualität“nennen. „Hier kommt man zur Ruhe und zusammen, blickt auf Blüten oder in Bücher, manch einer schließt auch einfach die Augen und genießt die typische Garten-Geräuschkulisse aus Rauschen, Summen und Plätschern“, beschreibt sie die Genüsse, die ein solcher Platz für seine Nutzer bereit hält. Petrik gehört mit ihrem Garten- und Landschaftsbaubetrieb zu den Gärtnern von Eden und wie ihre rund 50 Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die sich in dieser Genossenschaft zusammengetan haben, ist sie Spezialistin für die Planung, Anlage und Pflege individueller privater Gärten. Sie weiß also aus Erfahrung, wie man es Gartenfreunden richtig gemütlich macht – eben etwa mit einem überdachten Sitzplatz. Einen solchen anzulegen, ist aus mehreren Gründen eine hervorragende Idee. Welche das sind, erklärt uns die Gartenexpertin aus Sachsen.
EXTRARAUM
Gartengestaltung ist immer auch Raumbildung. Grundstücke werden unterteilt, gegliedert, strukturiert, um dem Auge Abwechslung und dem Gartenbesitzer unterschiedliche Gartenerlebnisse oder Funktionsräume zu bieten. Mit einem überdachten Sitzplatz entsteht ein eigenständiger Raum im Garten mit ganz eigenem Charakter, eine Art Zwischenwelt, nicht mehr ungeschützt in der Natur, aber ihr doch noch ganz nah. Sein Dach – sei es ein fest gebautes, eine Lamellenkonstruktion oder ein Segel – hilft dabei, das Raumgefühl zu intensivieren.
SICH-GEBORGEN-FÜHLEN
Draußen zu sein – auch in der gezähmten Natur des Gartens – verschafft ein einzigartiges Gefühl von Freiheit und Loslassenkönnen. Und dennoch: Menschen sind immer auf der Suche nach Geborgenheit und Intimität. Die stellt sich vor allem dann ein, wenn man sich geschützt fühlt – vor Wind und Wetter wie auch vor unerwünschten Blicken. Deshalb ist ein überdachter Sitzplatz nützlicher Zufluchtsort vor den Elementen einerseits und eine willkommene Form von Sichtschutz andererseits. Kombiniert man das Dach mit Hecken, Mauerscheiben, einem geschickt gesetzten Solitär oder auch einer üppigen mannshohen Gräserpflanzung, können sich Gartenbesitzer rundherum geborgen fühlen.
GEMÜTLICHKEIT
Überdachte Sitzplätzeliefern nicht nur in emotionaler Hinsicht Wärme; hier hat man es auch einfach muckelig. Um diesen Vorzug schätzen zu wissen, musses gar nicht mal stürmen oder regnen, schon das leichteFrösteln, das sich auchim Sommer mit Einbruchder Dunkelheit oft einstellt, hat hier keine Chancemehr. Wereinen überdachten Sitzplatz hat, verschafftsich damit also mehr Verweilzeit im Garten, und stattet man ihn dann noch zusätzlich mit seitlichen Windschutzwänden – am liebsten aus Glas, damitman immer noch die Schönheiten des Gartens sehen kann –oder gar mit einem Kamin aus, trotzen Gartenfreunde hier nahezu jedem Wetter und wollen vielleicht nicht einmal mehr im Winter im Haus sitzen.
PERSPEKTIVWECHSEL
Die Mutter aller Sitzplätze im Garten ist natürlich die Terrasse am Haus. Das Gebäude im Rücken eröffnet sich von ihr aus meist der Blick über weite Teile des Gartens. Ob nun überdacht oder nicht: Ein zusätzlicher Sitzplatz irgendwo anders im Garten abseits dieser Hauptblickachse beschert in Sachen Ausblick oft ein echtes Aha-Erlebnis – einfach, weil sich von hier aus ein ganz anderer als der gewohnte Blick auf den Garten ergibt. Das ist grundsätzlich erfrischend, kann aber auch gezielt dazu genutzt werden, die Aufmerksamkeit auf besondere Bereiche zu lenken, etwa ein Kunstwerk, einen schön gewachsenen Solitär, ein extra farbenfrohes Beet – oder auch auf das Haus. Gleichzeitig kann der überdachte Sitzplatz selbst als Blickfänger fungieren und als eigenständiges Gestaltungselement das Gartenbild beleben.
BESCHIRMT
Ein Dach muss nicht immer gebaut werden, es kann auch gewachsen sein. Einen ganz eigenen und vor allem wunderbar naturnahen Charakter hat ein Sitzplatz unter einem Dach aus Blättern. Wie in Astrid Lindgrens Bullerbü dürfte sich fühlen, wer unter den ausladenden Ästen eines großen alten Baumes zur Ruhe kommt. Doch auch etwas jüngere Gehölze können durchaus Sitzplätze mit ihren Ästen beschirmen, dann nämlich, wenn der Mensch ein wenig nachgeholfen und ihre Kronen zu schirmförmigen Spalieren erzogen hat. Und auch eine Symbiose aus Gebautem und Gewachsenem kann einen Sitzplatz mit einem natürlichen Dach versehen: Eine berankte Pergola ist grundsolide und filigran gleichermaßen. Ein willkommener Nebeneffekt all dieser natürlich beschirmten Plätze: die Verdunstungskälte des Blattwerks erfrischt die Luft.
NACH AUSSEN GEKEHRT
Der Zwischenweltcharakter eines überdachten Sitzplatzes wird besonders deutlich, wenn sich der Platz unmittelbar am Haus befindet. Oft setzt sich dessen Architektur so fort, dass sie auch im Freien Räume bildet. Solche überdachten Sitzplätze fungieren oft als Spiegel des Lebensbereichs, der sich auf der Innenseite der Fassade befindet: Vor den bodentiefen Esszimmerfenstern macht sich der große Gartentisch gut, und als Pendant zum Sofa im Wohnbereich bietet sich für draußen eine Loungeecke an. Derzeit besonders hoch im Kurs: Draußenplätze mit kompletter Küche. Die können natürlich überall im Garten unterkommen, direkt am Haus platziert, vereinfacht sich allerdings die Logistik. Bei so viel Nähe zum Haus kommt der Gartengestaltung die Aufgabe zu, ein deutliches Statement zu setzen und die Brücke Richtung Natur zu schlagen, etwa durch eine besonders üppige Bepflanzung.
FÜR GEWISSE RUNDEN
Es gibt keinerlei Faustformel dafür, wie groß ein
überdachter Sitzplatz idealerweise sein sollte. Die einzige Regel: Seine Abmessungen sollten zur angestrebten Nutzung – und natürlich zu den Dimensionen des Gartens – passen. Will man sich auf ein Glas Wein zu zweit zurückziehen oder ganz für sich ein Buch lesen, reicht eine Fläche, die einen Bistrotisch nebst Stühlen oder den Lesesessel aufnimmt. Soll unter dem Dach der ausge
dehnte Freundeskreis in gemütlichen Loungemöbeln der Nacht entgegenplaudern können, braucht es deutlich mehr Quadratmeter. Wichtig ist, dass man sich weder verloren noch eingeengt
fühlen sollte und man auch beim Umrunden des Esstischs keinen Fuß in den Regen setzen muss.
FÜR GEWISSE STUNDEN
Den Standort eines überdachten Sitzplatzes im Garten bestimmt vor allem auch die Zeit, zu der er hauptsächlich genutzt werden soll. Wenn seine Zeit gekommen ist, sollte es an dieser Stelle im Garten besonders schön sein. Dabei geht es meistens um den Lauf der Sonne und damit um Licht und Wärme rund um den überdachten Sitzplatz. Wer ihn vor allem als lauschiges Plätzchen für die Abendstun
den sieht, platziert ihn so, dass er von den letzten Sonnenstrahlen geküsst wird. Soll er eher Zufluchtsort vor allzu großer Hitze am Tage sein, bietet sich die sonnenabgewandte Seite des Gartens an. Ein anderer
Faktor ist die Akustik: Will man lange Abende mit angeregten Gesprächen unter dem schützenden Dach verbringen, sollte man darauf achten, dass die Nachbarn sich dadurch nicht gestört fühlen.