Mit Knöterich, Katzenminze und Gräsern wird’s schön wild
Mein Garten hinkt immer vier Wochen hinterher“, erklärt Marianne Gekeler. Sie verweist damit auf die knifflige Lage ihres Grundstücks. Zusammen mit ihrem Mann lebt die Rentnerin in ihrem Elternhaus in der Gemeinde Römerstein auf der Schwäbischen Alb. Ihr 1.700 Quadratmeter großes Grundstück liegt auf über 800 Metern Höhe. Sofort ist klar, dass so hoch oben nicht jedes Pflänzchen ohne weiteres wächst und gedeiht. „Zu meinen Kindertagen war das ein Hühnergarten mit Obstbäumen“, erinnert sich die Schwäbin zurück. Seit sie die Zügel in der Hand hält, hat sich das Bild des Gartens komplett gewandelt.
Sträucher, Gräser, Stauden -
was hier wächst, wächst dicht an dicht. Auf geradlinige Beete wurde bewusst verzichtet. Die mag Marianne Gekeler ebensowenig wie Steingärten oder
überdekorierte Außenbereiche. Ihr Privatbiotop ist in den letzten zwanzig Jahren ganz langsam zu dem herangewachsen, was es heute ist. Dass die Fläche lange Jahre landwirtschaftlich genutzt wurde und das Areal mit vielen Obstbäumen gespickt ist, war nie ein Problem. „Wir hatten keinen konkreten Plan“, erinnert sich die Rentnerin. „Ich wusste nur, dass ich einen natürlichen Landschaftsgarten wollte, der sich in die Umgebung einfügt.“
Es kam einfach eins zum anderen, versichert Marianne Gekeler. Sträucher, die es schon gab, wurden zur natürlichen Beeteinfassung. Später kamen Inselbeete hinzu. Mittig in der Gartenfläche wird Gemüse angebaut, hier dienen die Hecken als natürlicher Zaun. Das alte Hühnerhaus animiert heute als Caféhaus mit einer ebenso praktischen wie schönen Pergola zur Kaffeepause. Und die Obstbäume, die blieben einfach alle da, wo sie waren. Auf Marianne Gekelers ganz privatem Stückchen
Besucher lieben die Ruhe und Harmonie, die von diesem Garten ausgeht.
Schwäbische Alb hat die Natur immer das letzte Wort. Das Klima ist rau auf 800 Meter Höhe, Frost ist länger ein Thema als andernorts. „Nur zehn Kilometer weiter sieht alles schon wieder ganz anders aus als bei mir“, weiß die erfahrene Gartenenthusiastin, die genau darauf achtet, was sie anpflanzt. „Durch die Witterung bin ich da recht eingeschränkt. Bei Rosen gehen zum Beispiel nur die frostharten und die sind halt sehr stachelig. Und die ‘Annabelle’ ist eine der wenigen Hortensien, die es hier oben schaffen.“Trotz der Vorgaben von Väterchen Frost erstrahlt ihr Garten durch seine sehr lebendige Urigkeit.
Knöterich zählt zu den Lieblingen
der Gärtnerin, denn viele Sorten blühen durch und lassen sich auch im Herbst noch sehen. Außerdem mag sie es gerne schlicht. Marianne Gekeler hat nicht nur die Blüten im Blick, sie legt auch auf die Blattstruktur der Gewächse sehr viel wert. Farblich kombiniert sie gerne Rosa- und Lilatöne. Unter anderem Allium und Katzenminze spielen dieses Spiel sehr gut mit. „Gelb oder Orange werden Sie bei mir kaum finden“, so Marianne Gekeler. Was man allerdings sehr wohl findet ist das meist gemiedene Springkraut. „Viele sind entsetzt, dass ich das habe.“Springkräuter sind dafür bekannt ihre Samen unkontrolliert weit weg zu schleudern. „Bei mir wächst es in einem kleinen Beet entlang einer Schlagschattenwand. Nichts sonst wollte da gedeihen.“Eine Plage ist die Pflanze für die Schwäbin nicht. Im Gegenteil, sie mag die Blüte und wenn das Kraut zehn Zentimeter groß ist, entfernt sie es einfach. Einen totalen Platzverweis bekommt hier oben auf der Alb von Marianne Gekeler so schnell nichts.
Bauernsilber
Das Holzgestell, das die Zinkkannen hält, sieht man vor dem verwitterten Lattenzaun kaum. Das Wetter hat das Holz einander angeglichen.
„Auf Gartenreisen bekomme ich viele Ideen für meine Oase.“
Inspiration durch Organisation
könnte ein Motto der Rentnerin lauten. Denn Marianne Gekeler hilft mit bei der Organisation von Gartenfahrten. Häufig ist sie hierfür zum Beispiel schon durch die Gärten Luxemburgs geschlendert. „Auf diesen Reisen sieht man viel Neues. Manche Ideen greife ich bei mir zuhause auf oder ich setzte sie in abgewandelter Form in meinem Garten um.“Besucher werden sofort vom Charme des organisch gewachsenen Gartens eingenommen. „Gäste schätzen die Ruhe, die von meinem Garten ausgeht und genießen es, sich hier so gut entspannen zu können“, so die Gastgeberin über ihr kleines Paradies. Marianne Gekeler selbst hat freilich viel Arbeit mit der dicht bewachsenen Fläche und es steckt viel Mühe dahinter, diesen Raum der Entspannung zu erschaffen und in Schuss zu halten. „Aber glauben Sie mir, ich grabe tausendmal lieber den Garten um, als mich um den Haushalt zu kümmern“, lacht die Schwäbin. Bei den schweren Tätigkeiten, wie dem Graben von Löchern, bekommt sie Unterstützung von ihrem Mann. Nach getaner Arbeit genießen die beiden dann gemeinsam diese ganz eigene Ruhe, von der ihre Gäste später nur träumen können.