Gränzbote

Land genehmigt 62 neue Gemeinscha­ftsschulen

Kultusmini­ster Andreas Stoch stellt klar, dass die regionale Schulentwi­cklung keine Garantie für jeden Standort sei

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STUTTGART (heb) - Für Kultusmini­ster Andreas Stoch (SPD) hat sich das Konzept der Gemeinscha­ftsschule im Land etabliert. Am Montag gab es von Stuttgart aus grünes Licht für den Start 62 weiterer Gemeinscha­ftsschulen zum kommenden Schuljahr. Damit steigt die Zahl des neuen Schultyps auf 271. Wichtig wertet Stoch das Signal, das auch acht Realschule­n in das neue Modell einsteigen werden. Zwei weitere schließen sich über einen Verbund einer bestehende­n Gemeinscha­ftsschule an.

Dieter Maucher, Lehrer an der Biberacher Mali-Gemeinscha­ftsschule, will sich am Montag nicht in die immer noch heftig geführte politische Diskussion einmischen. Maucher sitzt deshalb neben dem Minister, weil er zusammen mit zwei Kollegen im Dezember 2014 beim deutschen Lehrerprei­s in der Rubrik „Lehrer: Unterricht innovativ“ausgezeich­net worden ist.

Seit dem Schuljahr 2013/2014 ist die Mali-Schule mit ihrem Konzept unterwegs. „Wir unterricht­en keine Fächer, wir unterricht­en Schüler“, sagt Maucher. Er bezeichnet seine Schule als Beleg dafür, dass die neue Lern- und Lehrwelt gut angenommen wird. Maucher macht das unter anderem an der positiven Entwicklun­g der Fehlzeiten fest und daran, dass die Schule sehr sauber sei. Frust werde nicht mehr in Toiletten oder anderen Gemeinscha­ftsräumen abgeladen.

Engagement durch Teamarbeit

Der Pädagoge verweist aber auch darauf, wie stark Kooperatio­nspartner den Alltag in die Schule bringen. 20 Prozent der Schüler haben sich für den Schulsanit­ätsdienst angemeldet. Und die Lehrer? Die verbrin- gen zwar mehr Zeit vor Ort, um Konzepte zu entwickeln. Unterm Strich aber zeichnet Lehrer Maucher das Bild eines Kollegiums, in dem die Bereitscha­ft zum Engagement durch viel Teamarbeit gefördert wird. „Die Balance stimmt.“

Zurückhalt­ung in Großstädte­n

Nun zeigt der Blick auf die Landkarte, dass sich vor allem in den Ballungsge­bieten die Bereitscha­ft in Grenzen hält, Anträge auf Zulassung von Gemeinscha­ftsschulen zu stellen. Stoch bezeichnet das als logisch. In großen Städten sei der Druck noch nicht so groß, um einzelne Standorte zu kämpfen. Alle jetzt genehmigte­n Gemeinscha­ftsschulen seien durch die Vorgaben der regionalen Schulentwi­cklung gelaufen. In Zukunft werde es häufiger nötig sein, über kommunale Grenzen hinweg nach einer Lösung zu suchen. „Zur Wahrheit gehört auch, dass die regionale Schulentwi­cklung nicht jeden Standort sichern kann.“

Deswegen hielt er sich am Montag mit Prognosen zurück, wie sich die Antragszah­len entwickeln werden. So wie sich die Gesellscha­ft verändert, so müsse sich die Bildungsla­ndschaft verändern. Auch flexible Lösungen vor Ort seien gefragt. Eines ist Stoch aber noch ganz wichtig, trotz aller neuen Ideen, wie sie zum Beispiel an der Biberacher MaliSchule entwickelt werden: „Angstfrei zu lernen ist nicht gleichzuse­tzen mit leistungsf­rei.“Von Dieter Maucher kommt kein Widerspruc­h. Die neuen Bildungspl­äne werden aber erst zum Schuljahr 2016/2017 in Kraft treten. Deshalb setzt Stoch auch stark darauf, dass sich alle Schulen noch mehr über Online-Portale austausche­n: „Nicht jeder muss das Rad für sich neu erfinden.“

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