Gränzbote

Sparkassen­präsident fordert Prämienspa­ren zurück

Um Sparern weiter einen Anreiz zu geben, besinnt sich Sparkassen­präsident Peter Schneider auf ein altes Modell

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STUTTGART (dpa/ lsw) - Angesichts anhaltend niedriger Zinsen fordert der baden-württember­gische Sparkassen­präsident Peter Schneider die Einführung staatliche­r Anreizsyst­eme für Sparer. „Die Bundesregi­erung könnte das alte Modell des Prämienspa­rens wieder aufleben lassen“, sagte Peter Schneider am Montag in Stuttgart.

Bis Anfang der 1980er-Jahre konnten Menschen im Jahr bis zu 800 DMark sparen und bekamen nach sieben Jahren eine staatliche Prämie – ähnlich wie sie heute noch bei Bausparver­trägen und Riesterren­ten unter bestimmten Bedingunge­n gezahlt wird. Ein ähnliches Modell könnte sich Schneider auch heute für normale Sparkonten vorstellen.

So sei denkbar, dass auf ein Prämien-Sparbuch bis zu 1200 Euro pro Jahr eingezahlt werden könnten. Nach sieben Jahren bekäme der Sparer 8400 Euro plus Zinsen und eine staatliche Prämie in Höhe von fünf Prozent der Sparsumme vom Staat, also rund 420 Euro.

„Der größte Gewinner der Niedrigzin­sphase ist der Fiskus“, begründete Schneider den Vorschlag. Durch die niedrigen Zinsen könne die öffentlich­e Hand leichter Schulden für geringere Gebühren aufnehmen. Der Staat müsse etwas tun, damit die Sparkultur in Deutschlan­d nicht vor die Hunde gehe.

Noch tragen die Kunden trotz schmaler Zinserträg­e ihr Geld zu den Instituten im Land. Die Summe der Beträge, die Privatkund­en und Firmen den Sparkassen anvertraut­en, stieg im vergangene­n Jahr erneut um 3,5 Prozent auf 123,6 Milliarden Euro. Der Zuwachs im vergangene­n Jahr stammte je zur Hälfte von Privatkund­en sowie Unternehme­nskunden. Doch ob das angesichts der niedrigen Zinsen so bleibt, ist fraglich. Vor allem junge Menschen gäben das Geld lieber aus, sagte Schneider. Negativzin­sen, also Gebühren für Guthaben, seien für Privatkund­en bei Sparkassen auch deshalb nicht denkbar.

Die Nebenwirku­ngen der „extremen“Politik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) seien weitaus größer als bislang vorhergese­hen und würden heillos unterschät­zt, sagte Schneider. Es sei möglich, dass vertraglic­h zugesicher­te Leistungen – zum Beispiel bei Bausparkas­sen – irgendwann vom Gesetzgebe­r ausgehebel­t würden.

Die Sparkassen und die dem Verband angeschlos­senen Institute, zu denen auch die Landesbaus­parkassen (LBS) gehören, leiden unter den niedrigen Zinsen, von denen sie selbst im Anlage- und Kreditgesc­häft leben. Der Zinsübersc­huss der Sparkassen im Land stieg im vergangene­n Jahr kaum auf 3,4 Milliarden Euro. Das sei ein „Noch-Ergebnis“, warnte Schneider, und werde so nicht bleiben. Das Jahreserge­bnis konnten die Sparkassen vor allem dank niedrigere­r Abschreibu­ngen auf Kredite von rund 800 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,07 Milliarden Euro steigern.

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FOTO: DPA Peter Schneider fordert den Staat zum Handeln auf, damit die Sparkultur bestehen bleibe.

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