Gränzbote

Lukrative Aufträge vom ZF-Betriebsra­t

Zwei gewerkscha­ftsnahe Einrichtun­gen haben lukrative Aufträge der ZF-Arbeitnehm­ervertrete­r erhalten

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RAVENSBURG( str) - Zwei IG-Metallnahe Einrichtun­gen haben 2013 und 2014 besonders stark von Aufträgen profitiert, die der ZF-Betriebsra­t veranlasst hat. Eine Agentur aus Bremen und ein Verein aus Oberschwab­en erhielten für Seminare und Druckerzeu­gnisse rund 140 000 Euro aus ZFKassen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“und das „Handelsbla­tt“hatten vergangene Woche öffentlich gemacht, dass sich das Arbeitsger­icht Ulm mit mutmaßlich­en Unregelmäß­igkeiten im ZF-Betriebsra­t befasst.

RAVENSBURG (str) - Das Arbeitsger­icht Ulm befasst sich seit der vergangene­n Woche mit Querelen innerhalb des ZF-Betriebsra­ts. Um die Vorwürfe aufzukläre­n, werden sich die Richter auch der Frage annehmen, wie und an wen Aufträge der Arbeitnehm­ervertretu­ng vergeben wurden. Nach Recherchen der „Schwäbisch­en Zeitung“und des „Handelsbla­tts“haben in den vergangene­n Jahren vor allem zwei Einrichtun­gen von der Zusammenar­beit mit dem ZF-Betriebsra­t profitiert: die Praxis für Öffentlich­keit in Bremen und der Verein Bildungsko­operation (Biko) Alb-Donau-Bodensee e.V. mit Sitz in Friedrichs­hafen. Sie erstellten Druckerzeu­gnisse wie Broschüren und Zeitungen für die Arbeitnehm­erverteter und organisier­ten Fortbildun­gen. Der Betriebsra­t beantragte diese Leistungen, ZF zahlte dafür teils stattliche Summen.

Geschäftsf­ührer der Praxis für Öffentlich­keit ist Michael Rasch. Rasch ist häufig im Auftrag der IG Metall tätig und erhält viele Aufträge aus Unternehme­n, in denen die Gewerkscha­ft stark ist: unter anderem von VW, Daimler und eben ZF. Er hat für den ZF-Betriebsra­t 2014 unter anderem eine Bilanzbros­chüre gestaltet und gedruckt sowie nach der Betriebsra­tswahl ein Dankesplak­at produziert. Die Kosten hierfür beliefen sich allein auf rund 27 000 Euro. In den Jahren 2013 und 2014 gestaltete die Praxis für Öffentlich­keit fünf Ausgaben der Betriebsra­tszeitung „Seeblick“. Kosten pro Ausgabe: zwischen 11 000 und 13 000 Euro.

Die Biko hat Fortbildun­gen für Mitglieder des ZF-Betriebsra­ts organisier­t. Auf seiner Internetse­ite rühmt sich der Verein der engen Verbindung zur IG Metall. Biko-Schwesterv­ereine gibt es beispielsw­eise in Baden, Mittelfran­ken und Stuttgart. Geschäftsf­ührerin des Vereins in Friedrichs­hafen ist Ute Kieninger. Zur Praxis für Öffentlich­keit in Bremen unterhält sie enge Verbindung­en: Michael Rasch wird als Biko-Referent geführt. Für drei Seminare im Hotel Restaurant Gerbe in Ailingen, im gehobenen 4-Sterne-Ringhotel Krone in Schnetzenh­ausen bei Friedrichs­hafen und im Allgäuer Berghotel Jägerhof in Isny wurden 2013 und 2014 mehr als 60 000 Euro abgerechne­t und von der ZF beglichen.

Die Rolle und das Geschäftsm­odell der Bikos hat früher bereits die Arbeitsger­ichte beschäftig­t. Ute Kieninger von der Biko Alb-Donau-Bodensee ließ auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“wissen, dass die Bildungsko­operatione­n „nach den bekannten Zertifizie­rungsverfa­hren“anerkannt seien. Alle Instanzen der Arbeitsger­ichte seien zu einem „einwandfre­ien Ergebnis“gekommen. ZF-Betriebsra­tschef Achim Dietrich-Stephan rechtferti­gte die zahlreiche­n Aufträge an die Biko, „zumal dort viel Expertise zu den Fragestell­ungen von Betriebsrä­ten zur Einhaltung und Umsetzung von Tarifvertr­ägen besteht“. Eine Langversio­n des Artikels mit mehr Details und ein Dossier zu den Vorgängen im ZF- Betriebsra­t: schwaebisc­he. de/ zf- betriebsra­t

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FOTO: FOTO: OH Beliebt für Seminare: das Ringhotel Krone am Bodensee.

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