Diakonie sorgt sich um Serbien
Katastrophenhilfe warnt vor Flüchtlingsdrama – Württemberger spenden am meisten
- Die evangelische Diakonie Katastrophenhilfe hat die deutsche Debatte um die Flüchtlingspolitik scharf kritisiert: „Rechtsradikale Krawallschachteln“würden die hiesige Berichterstattung und den öffentlichen Ton bestimmen, sagte Hilfswerk-Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel am Donnerstag in Stuttgart. Die Politik starre „wie gebannt“auf die „Scheindebatte“um Wirtschaftsflüchtlinge und werde von Abwehrund Abschottungsmechanismen beherrscht.
60 Millionen Flüchtlinge
Dabei gebe es vor den Toren der EU große Probleme: Weltweit seien knapp 60 Millionen auf der Flucht, die Katastrophenhilfe der Diakonie gebe mittlerweile die Hälfte ihres Etats für die Flüchtlingshilfe aus, sagte Füllkrug-Weitzel.
Neue Projekte der Katastrophenhilfe laufen gerade in Serbien an. Die Hilfsorganisation verteilt dort derzeit vor allem Hygienearti- kel und bietet Beratungen an. Denn das Balkanland verzeichnet selbst eine zunehmende Zahl von Flüchtlingen.
Aktuell lebten schätzungsweise 60 000 Menschen unter einfachsten Bedingungen in Serbien. Nur ein Teil von ihnen hat offiziell in dem Land Asyl beantragt, viele warten auf die Weiterreise nach Norden. Die Sorge: Wenn die Europäische Union die Fluchtrouten über das Mittelmeer versperre, würden mehr Menschen den Weg über den Balkan nehmen. Das Versperren führe nur zu Umgehungen, nicht zu einem Verschwinden der Flüchtlinge.
„Unsere Partner in Serbien gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren bis zu eine Million Flüchtlinge in Serbien ankommen werden“, sagt Füllkrug-Weitzel. Dies könne das Land, welches seinerseits unter der Abwanderung junger Menschen nach Deutschland leidet, destabilisieren. Füllkrug-Weitzel warnt vor dem kommenden Winter, wenn es auf dem Balkan kalt und nass werde und die Menschen kein Dach über dem Kopf hätten.
Geld für neue Projekte ist da: Insgesamt nahm die Katastrophenhilfe im vergangenen Jahr 41,6 Millionen Euro ein. Knapp 18 Millionen Euro davon waren Spenden, hinzu kommen vor allem öffentliche Mittel. Damit gingen die Spenden im Vergleich zu 2013 um etwa die Hälfte zurück. Grund: Naturkatastrophen wie die Flut in Süd- und Ostdeutschland sowie der Taifun auf den Philippinen hatten damals zu besonders vielen Spenden geführt. Dabei sei das Ergebnis für 2014 auch sehr gut – obwohl große medienwirksame Naturkatastrophen ausgeblieben seien. Die meisten Spenden kamen im vergangenen Jahr übrigens aus Württemberg: 2,8 Millionen Euro. Die Badener stehen demnach mit einer Spendensumme von 1,28 Millionen Euro im Bundesvergleich auf Platz 6.
Das Geld könne man gut gebrauchen, denn die aktuellen Konflikte seien „keine Frage von Monaten, sondern von Jahren“. Füllkrug-Weitzel fordert von der Europäischen Union eine neue Flüchtlingspolitik. Es müssten legale Wege nach Europa eröffnet werden.