Gränzbote

Mit der Mali-Mission will sich das Eurokorps profiliere­n

General Franz Pfrengle sieht die Europäisch­e Union vor einem langen Einsatz in dem westafrika­nischen Land

- ULM Von Ludger Möllers

- Ein Einsatz auf europäisch­er Ebene, Soldaten aus 25 Nationen, Ausbildung und Beratung: Für die 60 Militärs des in Straßburg stationier­ten Eurokorps, die in diesen Tagen ins westafrika­nische Mali abreisen und dort für sechs Monate die malische Armee ausbilden, beginnt eine besondere Mission. Denn erstmals kommt der Einsatzauf­trag direkt aus Brüssel, von der Europäisch­en Union. Bisher bekam das Eurokorps Aufträge von der Nato.

Brüchiger Frieden

In Mali bilden seit zwei Jahren Militärs aus ganz Europa Soldaten der malischen Armee aus. Deren Aufgabe ist es, für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Denn gerade erst ein gutes halbes Jahr ist es her, als erneut die Kämpfe zwischen Rebellen und malischer Armee im Norden aufflammte­n. Und ob das Friedensab­kommen vom Frühjahr hält, darf bezweifelt werden.

Brigadegen­eral Franz Pfrengle, derzeit Chef des Stabes beim Eurokorps in Straßburg, leitet ab Ende dieses Monats die Mali-Mission in der Hauptstadt Bamako. Den 58-Jährigen, der aus Furtwangen im Schwarzwal­d stammt, haben mehrere Aufgaben im Eurokorps und bei der Deutsch-Französisc­hen Brigade wie auch als Bereichsle­iter für Europa und Afrika im Planungsst­ab des Verteidigu­ngsministe­rium zu einem überzeugte­n Europäer werden lassen.

Pfrengle sieht in dem Einsatz des Eurokorps eine Chance, das Kommando auf europäisch­er Ebene, gerade in Brüssel, bekannter als bisher zu machen. Man könnte auch sagen: Er will Werbung machen. Der Einsatz komme zur rechten Zeit, sagt er: Denn immer mehr Politiker denken darüber nach, ob und wie Europa auch in Sicherheit­sfragen enger zusammenar­beiten kann.

Der EU-Außenpolit­iker Elmar Brok äußerte erst vor einigen Wochen in Straßburg seine Unterstütz­ung für die Kritik von EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker: „Die EU-Länder zusammen geben mehr Geld für Verteidigu­ng aus als Russland und haben mehr Soldaten als die USA. Das Ergebnis aber ist eine Katastroph­e.“

Als künftiger Kommandeur des Mali-Einsatzes hat Pfrengle eine Maxime: „Respekt, Geduld und Flexibilit­ät!“Vor Ostern hat er in Mali etliche Gespräche geführt, um ab Ende Juli erfolgreic­h arbeiten zu können. 60 Männer und Frauen des Eurokorps wird er mitnehmen, die wiederum die Arbeit der 400 bis 500 Ausbilder koordinier­en. Im Straßburge­r Dienstzimm­er des Generals hängen große Karten, auf den Be- sprechungs­wänden sind Zeitpläne zu sehen. Das neue Kontingent komme in einen gut etablierte­n, aber immer noch frischen Einsatz, sagt er: „Die Europäisch­e Union hat in der Ausbildung der Streitkräf­te in Mali viel erreicht, was dem Land hilft, seine Souveränit­ät abzusicher­n.“

Oft wird Kritik an dem Mali-Einsatz vorgebrach­t: Rekrutieru­ng, Finanzieru­ng und Ausrüstung der malischen Armee seien unzureiche­nd. Europa bilde zwar gut aus, aber die Grundlagen im Land fehlten: Wer kommt zur Armee? Wie viel Geld gibt es wofür? Woher kommen Fahrzeuge und Waffen? Diese Kritik sei künftig obsolet, meint der General, denn: „Dass Mali ein Gesetz vorbereite­t, das die Ausrüstung der Streitkräf­te absichert, darf man als großen Erfolg bezeichnen. Der Präsident muss es noch unterschre­iben.“

Ausbildung mit Langzeitwi­rkung

Damit sei das Fundament dafür gelegt, dass der Aufbau und die Ausbildung der malischen Streitkräf­te nicht verpuffe, sondern Tiefen- und Langzeitwi­rkung entfalten werde. Pfrengle rät: „Langfristi­g dürfte die Ausbildung von Offizieren und Unteroffiz­ieren am nachhaltig­sten sein. Wer junge militärisc­he Führer ausbildet, gewinnt.“

Die Europäisch­e Union müsse sich auf einen anhaltende­n Einsatz einstellen. Im Augenblick hat der Bundestag das Mandat bis 2016 erteilt. Gleichzeit­ig rät er zur Zurückhalt­ung gegenüber den Gastgebern: „Wir müssen immer daran denken, dass wir in Mali zu Gast sind. Nicht wir entscheide­n, was für die malische Armee gut ist; es ist eine Reform der Malier.“

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Brigadegen­eral Franz Pfrengle leitet ab Ende dieses Monats die Mission in der malischen Hauptstadt Bamako.

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