Wenn der Kinderwunsch zur Manie wird
„Um jeden Preis“– Kim Basinger als verhinderte Mutter in einem sperrigen Drama
In „Um jeden Preis“kann sich Kim Basinger von einer unbekannten Seite zeigen. Für eine gelungene Karrierewiederbelebung ist der Film über Kinderwünsche und Teenager-Prostitution aber zu sperrig geraten.
Anders Morgenthaler hat schon als Comiczeichner und Kinderbuchautor gearbeitet. Als Filmemacher kann man ihm einen eigenen Stil nicht abstreiten, wobei „eigen“hier zunächst aber vor allem anstrengend heißt. Denn die Geschichte von Maria (Kim Basinger), die sich trotz fortgeschrittenen Alters und zahlreicher Fehlgeburten nicht von ihrem Kinderwunsch abbringen lassen will, entfaltet sich zunächst in quälender Langsamkeit. Nach der jüngsten Fehlgeburt zieht ihr Hausarzt endgültig einen Schlussstrich und auch Ehemann Peter (Sebastian Schipper) bedrängt sie, sich mit einem kinderlosen Leben abzufinden. Maria ist allerdings uneinsichtig, und um das zu unterstreichen folgt die Kamera ihrem gequälten Gesicht vorzugsweise aus leicht verzerrten Perspektiven. Dazu wispert die Stimme des ungeborenen Kindes immer wieder flehentlich im Kopf der Beinahe-Mutter.
Die eigentliche Handlung beginnt erst, als die bei einem Speditionsunternehmen in führender Position arbeitende Maria erfährt, dass sich in der tschechischen Stadt Cheb nicht nur Jugendliche und Kinder prostituieren, sondern dort teils sogar ihre ungewollten Kinder verkaufen. Ohne ihrem Ehemann Bescheid zu geben, macht sich Maria auf in die Grenzregion. Dort heuert sie den kleinwüchsigen „Petit“(Jordan Prentice) an, um Kontakt zur russischen Mafia herzustellen. Prentice, der schon in „In Brügge“glänzen konnte, sorgt auch hier für eine beachtliche darstellerische Leistung, die zwischen Junkie-Zynismus, schwarzem Humor und aufblitzender Menschlichkeit schwankt. Als er tatsächlich für Maria ein Baby auftreibt, fangen die Probleme des un- gleichen Paares allerdings erst richtig an.
Es spricht nichts dagegen, mehrere Tonlagen in einem Film zu vereinen. Im Falle von „Um jeden Preis“dürfte der schleppende Anfang aber viele Zuschauer abschrecken. Auch die eher flach geratene Charakterzeichnung kann nicht überzeugen. Basinger beweist zwar Mut in einer wenig schmeichelhaften Rolle, wirklich nachvollziehbar wird die Obsession ihrer Maria für den Zuschauer aber nicht. Auch auf das verstorbene Kind, das als feengleiches Wesen durchs Bild krabbelt, hätte man besser verzichtet.
Die Szenen in Cheb bieten dagegen doch einige denkwürdige Momente, wobei bezeichnend ist, dass sich selbst ein so versierter Darsteller wie Peter Stormage als Russengangster nur bedingt entfalten kann. So kann man den Film noch am ehesten für Freunde von Jordan Prentice empfehlen.
Um jeden Preis. Regie: Anders Morgenthaler. Mit Kim Basinger, Jordan Prentice, Sebastian Schipper. Dänemark/ Deutschland 2014. 94 Minuten. FSK ab 16.