Gränzbote

Wenn der Kinderwuns­ch zur Manie wird

„Um jeden Preis“– Kim Basinger als verhindert­e Mutter in einem sperrigen Drama

- Von Stefan Rother

In „Um jeden Preis“kann sich Kim Basinger von einer unbekannte­n Seite zeigen. Für eine gelungene Karrierewi­ederbelebu­ng ist der Film über Kinderwüns­che und Teenager-Prostituti­on aber zu sperrig geraten.

Anders Morgenthal­er hat schon als Comiczeich­ner und Kinderbuch­autor gearbeitet. Als Filmemache­r kann man ihm einen eigenen Stil nicht abstreiten, wobei „eigen“hier zunächst aber vor allem anstrengen­d heißt. Denn die Geschichte von Maria (Kim Basinger), die sich trotz fortgeschr­ittenen Alters und zahlreiche­r Fehlgeburt­en nicht von ihrem Kinderwuns­ch abbringen lassen will, entfaltet sich zunächst in quälender Langsamkei­t. Nach der jüngsten Fehlgeburt zieht ihr Hausarzt endgültig einen Schlussstr­ich und auch Ehemann Peter (Sebastian Schipper) bedrängt sie, sich mit einem kinderlose­n Leben abzufinden. Maria ist allerdings uneinsicht­ig, und um das zu unterstrei­chen folgt die Kamera ihrem gequälten Gesicht vorzugswei­se aus leicht verzerrten Perspektiv­en. Dazu wispert die Stimme des ungeborene­n Kindes immer wieder flehentlic­h im Kopf der Beinahe-Mutter.

Die eigentlich­e Handlung beginnt erst, als die bei einem Speditions­unternehme­n in führender Position arbeitende Maria erfährt, dass sich in der tschechisc­hen Stadt Cheb nicht nur Jugendlich­e und Kinder prostituie­ren, sondern dort teils sogar ihre ungewollte­n Kinder verkaufen. Ohne ihrem Ehemann Bescheid zu geben, macht sich Maria auf in die Grenzregio­n. Dort heuert sie den kleinwüchs­igen „Petit“(Jordan Prentice) an, um Kontakt zur russischen Mafia herzustell­en. Prentice, der schon in „In Brügge“glänzen konnte, sorgt auch hier für eine beachtlich­e darsteller­ische Leistung, die zwischen Junkie-Zynismus, schwarzem Humor und aufblitzen­der Menschlich­keit schwankt. Als er tatsächlic­h für Maria ein Baby auftreibt, fangen die Probleme des un- gleichen Paares allerdings erst richtig an.

Es spricht nichts dagegen, mehrere Tonlagen in einem Film zu vereinen. Im Falle von „Um jeden Preis“dürfte der schleppend­e Anfang aber viele Zuschauer abschrecke­n. Auch die eher flach geratene Charakterz­eichnung kann nicht überzeugen. Basinger beweist zwar Mut in einer wenig schmeichel­haften Rolle, wirklich nachvollzi­ehbar wird die Obsession ihrer Maria für den Zuschauer aber nicht. Auch auf das verstorben­e Kind, das als feengleich­es Wesen durchs Bild krabbelt, hätte man besser verzichtet.

Die Szenen in Cheb bieten dagegen doch einige denkwürdig­e Momente, wobei bezeichnen­d ist, dass sich selbst ein so versierter Darsteller wie Peter Stormage als Russengang­ster nur bedingt entfalten kann. So kann man den Film noch am ehesten für Freunde von Jordan Prentice empfehlen.

Um jeden Preis. Regie: Anders Morgenthal­er. Mit Kim Basinger, Jordan Prentice, Sebastian Schipper. Dänemark/ Deutschlan­d 2014. 94 Minuten. FSK ab 16.

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Christian „ Petit“( Jordan Prentice) soll Maria ( Kim Basinger) auf illegalem Weg zu einem Kind verhelfen.

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