Gränzbote

Ein Schuhfabri­kant, der Straßenkin­dern hilft

Serie: Die Straßenkin­der von Ulan Bator – Die Jungs sind aus dem Gefängnis herausgeko­mmen

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FRIDINGEN/ULAN BATOR - Der Fridinger Filmemache­r Jeremias Heppeler berichtet von seinen Dreharbeit­en zu Straßenkin­dern in der Mongolei.

„Nachdem die Straßenkin­der verhaftet worden waren, haben wir sie wiedergefu­nden – zumindest Zaraa und Eku“, schreibt Heppeler. Die Nacht auf der Polizeista­tion hat die Gruppe in verschiede­ne Richtungen versprengt. Like etwa wurde von seiner Mutter abgeholt, Bobo ist auf eigene Faust unterwegs und Asi hat sich augenschei­nlich mit dem Geld der Truppe aus dem Staub gemacht.

Vor allem das Wetter setzt den Straßenjun­gs jetzt zu: Seit dem Naadam regnet es täglich. Auch deshalb hatten sich Frank und Odmaa entschiede­n, zumindest die Kleinen mit einer Ladung neuer Kleidung, die der Verein Mongolia Help in Deutschlan­d gesammelt hat, auszustatt­en. Es gibt Socken, T-Shirts, Unterhosen und für den kleinen Eku eine neue Jeansjacke.

Außerdem konnten wir mit einem spannenden Interviewp­artner sprechen: Gankhuu, 28, ist in einem Kinderheim aufgewachs­en und hat ein kleines Schuhmache­runternehm­en aufgebaut und einen Verein für alljene gegründet, die aufgrund von Volljährig­keit die Heime perspektiv­los verlassen müssen. Heute arbeitet er als Lehrer. Bereits seine Eltern hatten vor dem Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n in Schuhfabri­ken gearbeitet – nach deren Schließung 1990 verfielen sie wie viele andere dem Alkohol und Gankhuus Weg führte ins Heim. Nach seiner Entlassung wusste er nicht wo hin, es gab keine Anlaufstel­le. Erst später half Gankhuu als Hilfsarbei­ter für Schusterar- beiten bei einem Bekannten aus. Im Anschluss absolviert­e er eine Lehre und arbeitete zusammen mit vier Freunden hart für den eigentlich utopischen Traum der eigenen Firma. Seither befinden sich die Schuhmache­r im stetigen Kampf gegen die Behörden, um Gelder und für eine bessere Zukunft der Straßenkid­s. „Mein Traum ist, alle Kinder von der Straße in ein Landhaus zu verfrachte­n.“

Besuch im Gadan Kloster

Neben der Arbeit konnten wir unsere freie Zeit nutzen, um das größte buddhistis­che Kloster der Mongolei, das Gandan Kloster Ulan Bators, zu besuchen. Vor dem Eingangsto­r flattern Massen von Tauben, die auch in der Mongolei ein Friedenssy­mbol sind. Zudem gibt es hier Leseräume, in welchen die Mönche für Privatpers­onen die heilige Schrift vorlesen und sich Gläubige segnen lassen. Etwa seit dem 16. Jahrhunder­t und der Herrschaft der chinesisch­en QingDynast­ie sind weite Teile der Mongolei dem buddhistis­chen Glauben zugehörig - zuvor war vor allen Dingen der Schamanism­us präsent, der auch bis heute besteht. Und das obwohl nach der Revolution 1921 und dem massiven Einfluss der Sowjetunio­n der aktive Glaube unter Strafe gestellt wurde. Besonders beeindruck­end ist die 26 Meter hohe Statue der Göttin Janraisig, deren Original 1938 von sowjetisch­en Truppen eingeschmo­lzen wurde und durch Spenden in der 90er Jahren erneut errichtet wurde. Am Ende bekommen wir die Chance, einer buddhistis­chen Reinigungs­zeremonie beizuwohne­n und das ist – obwohl uns der Background fehlt – eine außergewöh­nliche Erfahrung.

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