„Den Finger in die Wunde legen“
Der neue Geschäftsführer des Klinikums stellt dem Kreistag sich und sein Konzept vor
TUTTLINGEN - Sascha Sartor, der noch Geschäftsführer einer kommunalen Klinik in Starnberg ist, nutzte den Besuch in Tuttlingen, um gleich mit leitenden Mitarbeitern des Tuttlinger Klinikums zu sprechen. Und er deutete an, dass seine Vorstellungen nicht von jedem mit Freude aufgenommen worden sind.
Danach, vor dem Kreistag, machte er deutlich, dass er alles tun will, um den Erfolgskurs von Starnberg auch im Landkreis Tuttlingen umzusetzen. Gleichzeitig ließ er aber auch keinen Zweifel daran, dass das ein langer und harter Weg sein werde.
Inzwischen gelinge es nur noch knapp 55 Prozent der kommunalen Krankenhäuser in Deutschland, schwarze Zahlen zu schreiben, berichtete Sartor, die andere Hälfte weise ein Defizit auf. Deshalb werde es darauf ankommen, von den Erfolgreichen zu lernen.
Sartor berichtete, er habe bei seinem Dienstantritt in Starnberg etwa die gleichen Strukturen und auch ein Minus von etwa zwei Millionen vor-
„Wir dürfen das Personal nicht als Kostenfaktor sehen“
Der neue Klinik- Geschäftsführer
Sascha Sartor gefunden wie jetzt in Tuttlingen. Inzwischen liege der jährliche Gewinn bei rund fünf Millionen Euro. Allerdings , so betonte der neue Mann, der seinen Dienst am 1. Januar 2016 antritt, mehrfach: „Das ist ein Marathonlauf, da muss man an vielen kleinen Rädchen drehen. Wir müssen die Finger in die Wunde legen.“Und er verriet auch ein Erfolgsgeheimnis: „Wenn Sie die Ablaufprozesse im Griff haben, dann haben Sie auch die Kosten im Griff.“Auf keinen Fall dürfe man das Personal als Kostenfaktor sehen. Und: „Die Patienten müssen sich geborgen fühlen.“Viel sei schon gewonnen, „wenn das Essen gut ist, die Schwestern freundlich und die Zimmer schön sind.“Wobei schön vor allem bedeute: Drei-Bett-Zimmer als StandardEinrichtung. „Neben der Ökonomie ist auch der menschliche Faktor wichtig“, betonte der neue Geschäfsführer.
Ausdrücklich bekannte er sich zu den beiden Standorten Tuttlingen und Spaichingen, machte aber auch klar, das könne nur funktionieren, wenn Doppelstrukturen rigoros vermieden werden. Überhaupt müsse das medizinisvhe Ange- bot stimmen. Und da sieht der neue Geschäftsführer noch Lücken, die man auffüllen könne. Anderseits müsse man sich auch klar sein, dass ein Klinikum wie im Kreis Tuttlingen nur 80 Prozent der Krankheitsbilder abdecken könne und die anderen Fälle an Kliniken der Zentralversorgung überwiesen werden müssten.
Sartor bekam Beifall, stieß aber mit einer Forderung auf Widerspruch. Er will eine „Entpolitisierung“. Sprich: Die Politiker sollen sich heraushalten. Daran hatte der eine oder andere Kreisrat dann doch sichtlich schwer zu kauen.