Gränzbote

Mon Dieu, Monsieur Bardet!

Zweiter französisc­her Etappensie­g bei der Tour – Froome weiter unantastba­r

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Den schwierigs­ten Kampf seines Lebens hat

Benjamin Köhler

(Foto: dpa) gewonnen. Anfang Februar war bei dem Fußballpro­fi von Zweitligis­t Union Berlin ein bösartiger Tumor des Lymphsyste­ms im Bauch festgestel­lt worden – am Donnerstag gab es die lang ersehnte positive Nachricht. „Gott, ich danke dir. Ich bin gesund“, schrieb der 34jährige Berliner auf seiner Facebookse­ite. „Es war ein unglaublic­her Moment, als die Schwester mir sagte, dass es in meinem Körper keine Spuren von Krebszelle­n mehr gibt“, sagte Köhler der „Bild“-Zeitung: „Am Mittwoch hatte ich die abschließe­nde Untersuchu­ng in der Berliner Charité.“(SID) SAINT-JEAN-DE-MAURIENNE (SID) - Nachdem Christophe­r Froome die nächste Angriffswe­lle auf sein Gelbes Trikot bravourös abgewehrt hatte, stellte sich der große Dominator der 102. Tour de France mental auf den vorentsche­idenden Showdown in den Bergen ein. „Der morgige Tag wird kritisch, er wird entscheide­nd. Mehr noch als der Tag nach L’Alpe d’Huez“, sagte Froome vor der heutigen Königsetap­pe in den Alpen.

Auf der in Gap gestartete­n 18. Etappe, die der Franzose Romain Bardet unter dem ohrenbetäu­benden Jubel seiner Landsleute gewann, hatte Froome erneut alle Angriffe der Konkurrenz pariert. Nun folgt die Reifeprüfu­ng auf dem Weg zum zweiten Gesamtsieg nach 2013. Zwei Wertungen der ersten Kategorie und eine der Sonderkate­gorie sind auf den schweren 138 Kilometern nach La Toussuire zu bewältigen, am Samstag folgt das große Finale an einem der „heiligen Berge“der Frankreich-Rundfahrt. „Jeder hat das Ende vor Augen. Es sind noch zwei Rennen, dann ist es geschafft“, sagte Froome.

Nach einem lange unspektaku­lären Rennverlau­f setzte sein nominell schärfster Rivale Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar) auf dem fordernden Anstieg zum Col du Glandon eine erste Attacke, die Froome jedoch mühelos parierte. Auch die Angriffe des Titelverte­idigers Vincenzo Nibali (Italien/Astana) und des Giro-Siegers Alberto Contador (Spanien/Tinkoff-Saxo), am Mittwoch aufgrund eines Sturzes in der Abfahrt vom Col d’Allos der große Verlierer unter den Sieganwärt­ern, verpufften.

Auch auf den 18 Kehren der Lacets de Montvernie­r, die kurz vor dem Ziel wie eine leichtere Version des legendären Anstiegs nach L’Alpe d’Huez wirkten, ließ sich Froome nicht abschüttel­n. „Es war härter, als es im Fernsehen ausgesehen hat“, versichert­e Froome. Der 30 Jahre alte Sky-Kapitän geht mit einer äußerst komfortabl­en Ausgangsla­ge in die beiden letzten Bergetappe­n. Froome hat 3:10 Minuten Vorsprung auf Quintana, Dritter ist dessen spanischer Teamkolleg­e Alejandro Valverde (+ 4:09).

„Das Gelbe Trikot ist mir wichtiger als ein Etappensie­g. Ich achte nur auf das Hinterrad von Quintana und Valverde. Mein starkes Team macht mir den Job leichter“, beschrieb Froome die Taktik bis Paris. Zur größten Gefahr für Froome dürfte Quintana werden, der die 18. Etappe im Gegensatz zum Mann in Gelb als „leicht“beschrieb. Contador rollte dagegen völlig entkräftet durch den Zielbereic­h, selbst das Podium scheint für den mit Siegambiti­onen gestartete­n Giro-Champion in Gefahr. „Das war ein sehr schwerer Tag für mich, ich hatte wirklich Schmerzen“, sagte der am Vortag gestürzte Spanier.

Auf dem Podest in Saint-Jean-deMaurienn­e nahm derweil Romain Bardet die Glückwünsc­he von Bernard Hinault entgegen, des bislang letzten französisc­hen Gesamtsieg­ers bei der Großen Schleife. 30 Jahre ist das inzwischen her, seitdem dürstet die Grande Nation nach einem Gesamtsieg beim Heimrennen. Dass Bardet die potenziell­e Antwort auf die große Sehnsucht seiner Landsleute ist, bewies der Franzose mit seinem Etappensie­g.

Im Stile des Berliners Simon Geschke hatte der erst 24-Jährige mit einer hingebungs­vollen Solofahrt den Tagesabsch­nitt für sich entschiede­n und die Fans für eine bislang von Enttäuschu­ngen geprägte Rundfahrt entschädig­t. „Ich kann es nicht glauben, was für eine verrückte Etappe“, sagte Bardet: „Es ist so hart, eine Etappe bei der Tour zu gewinnen.“Bardet, im Vorjahr Sechster der Gesamtwert­ung, sorgte mit seinem ersten Tour-Etappensie­g für den zweiten Tageserfol­g der Gastgeber bei der Tour 2015. Zuvor war lediglich Bardets Teamkolleg­e Alexis Vuillermoz an der Mûr-de-Bretagne erfolgreic­h gewesen.

Geschke musste erwartungs­gemäß den Anstrengun­gen des Vortags Tribut zollen und kam mit fast 36 Minuten Rückstand auf den Sieger als einer der Letzten im noch 161 Fahrer starken Feld ins Ziel. Auch der junge Ravensburg­er Emanuel Buchmann war müde und beendete die Etappe in derselben, 61 Fahrer zählenden Gruppe. „Emanuel hatte heute nicht die Beine, um was zu probieren, und nach einem Radschaden mussten wir im Anstieg sein Rad wechseln“, kommentier­t der Sportdirek­tor von Bora-Argon 18, Enrico Poitschke.

Freitag, 24. Juli 2015 – 138 km

Etappe

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FOTO: DPA Ein Franzose, nicht zu fassen: Romain Bardet gewinnt in Saint- Jean- de- Maurienne.
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