Gränzbote

Herzzerrei­ßender Abschied

Die Trauerfeie­r für Jules Bianchi geht den Formel-1-Piloten vor dem Rennen in Ungarn noch im Kopf herum

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BUDAPEST (dpa) - Der Tod ihres Kollegen Jules Bianchi beschäftig­te und berührte die Formel-1-Fahrer auch zwei Tage nach der Trauerfeie­r noch stark. Aber beim Großen Preis von Ungarn an diesem Wochenende wollen alle wie gewohnt hart um den Sieg und WM-Punkte kämpfen. „Es war sehr traurig und emotional“, sagte Nico Rosberg am Donnerstag auf dem Hungarorin­g.

Der Mercedes-Pilot hatte wie seine deutschen Kollegen Sebastian Vettel, Nico Hülkenberg und Adrian Sutil mit vielen anderen Fahrern am Dienstag in der Kathedrale von Nizza Abschied von Bianchi genommen. Vettel wollte über die Zeremonie eigentlich gar nicht sprechen: „Denn generell ist es so, dass Beerdigung­en keine glückliche­n Veranstalt­ungen sind. Ich kannte ihn nicht sehr gut, aber ich weiß, dass er ein bodenständ­iger, herzlicher Mensch war. Das ist alles sehr traurig.“Titelverte­idiger Lewis Hamilton sagte: „Es ist sehr schwer für uns, das Ausmaß von Jules Bianchis Tod letzte Woche zu begreifen.“Es sei herzzerrei­ßend gewesen, seine Familie und Freunde weinen und so sehr verletzt zu sehen.

Bianchi war beim Großen Preis von Japan vor neun Monaten mit seinem Marussia unter einen Bergekran gerast. Er erlitt dabei schwerste Kopfverlet­zungen und lag bis zu seinem Tod am vergangene­n Freitag im Koma. Wie aus einem Bericht des Internatio­nalen Automobil-Verbandes FIA hervorgeht, prallte Bianchi mit seinem Kopf gegen den Kran am Streckenra­nd von Suzuka. Der Aufprall hatte die Wucht des 254-fachen Gewichts des Kopfes mit Helm. „Es ist so, als hätte man das Auto aus 48 Meter Höhe auf den Boden fallen lassen. Ohne Knautschzo­ne“, sagte FIASicherh­eitsexpert­e Andy Mellor dem Fachmagazi­n „auto motor und sport“.

Bianchi war im Fahrerlage­r beliebt und geschätzt. „Er war ein fantastisc­her, sehr netter und bescheiden­er Junge“, sagte Felipe Massa. Nico Hülkenberg sagte: „Er war auch außerhalb der Strecke ein prima Kerl. Wir werden ihn vermissen.“Bianchi war in unteren Formel-Serien zweimal sein Teamkolleg­e. Sergio Perez bezeichnet­e Bianchi als besonderen Fahrer und besonderen Menschen: „Es ist sehr hart für uns.“Alle Fahrer wüssten, dass es auch sie hätte treffen können.

Aber trotz aller Trauer und Bestürzung betonten alle, dass in Ungarn alles wie gewohnt weitergeht. „Ich habe über die Jahre als Racer gelernt, dass ich alles hinter mir lasse, wenn das Visier unten ist“, erklärte Rosberg. Sein britischer Teamkolleg­e Hamilton betonte: „Ich habe keine Angst. Ich fahre wie immer.“Hülkenberg wies darauf hin, dass sich jeder des Risikos in der Formel 1 bewusst sein müsse, aber es werde sich nicht viel ändern. Massa pflichtete uneingesch­ränkt bei: „Ich denke nicht, dass sich am Fahren etwas ändert. Man will gewinnen. Beim Fahren denke ich nicht daran, dass ich Vater, Mutter, Frau und Kind habe.“

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FOTO: DPA Nico Rosberg bei Jules Bianchis Beerdigung vor der Kathedrale Sainte Réparate in Nizza.

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