Gränzbote

Frauen müssen Macht auch wollen

- Von Kara Ballarin k. ballarin@schwaebisc­he.de

Hunderttau­sende Flüchtling­e suchen in unserem Land Schutz vor Krieg und Elend in ihrer Heimat, und es ist sehr wichtig – so die einhellige Meinung in unserer Gesellscha­ft –, diesen Menschen sehr schnell unsere Formen des Zusammenle­bens zu erklären. Zentral ist dabei die Gleichstel­lung der Geschlecht­er – eine große Errungensc­haft, die heute hoffentlic­h niemand mehr infrage stellt.

Was durch das Grundgeset­z garantiert ist, ist allerdings in so manchen Bereichen unseres Lebens noch nicht angekommen. Beispiel Kindererzi­ehung: Es tut sich einiges, und doch sind es weiter vornehmlic­h die Mütter, die sich aus der Berufswelt ausklinken und zu Hause bleiben. Beispiel Berufswelt: Frauen sind heute genauso gut ausgebilde­t wie Männer, aber man sieht sie deutlich seltener in Spitzenpos­itionen von Unternehme­n.

Seit diesem Jahr gibt es zwar eine Frauenquot­e für die Aufsichtsr­äte der größten börsennoti­erten Unternehme­n, doch das ist der grün-roten Landesregi­erung nicht genug. Sie will ein Vorbild bei der Gleichstel­lung sein und stellt ein Gesetz zur Chancengle­ichheit im öffentlich­en Dienst vor.

Bei all diesen gesetzlich­en Regelungen drängt sich allerdings die Frage auf: Warum das Ganze? Warum bedarf es im Jahr 2015 eines Gesetzes, das Frauen in der Verwaltung Richtung Spitze katapultie­rt?

Jedem Menschen steht in unserem Land, ganz unabhängig vom Geschlecht, die Möglichkei­t zur Selbstverw­irklichung offen – auch zur berufliche­n. Dazu gehört aber auch, nicht nur einfach brav seinen Job zu machen, sondern auch mal zu kämpfen: für mehr Gehalt, für den besseren Posten, für sich selbst. Daran hapert es oft bei Frauen, werden Experten nicht müde zu beklagen. Sie seien die Sozialwese­n, denen es schwerfall­e, Forderunge­n zu stellen, zumal für sich selbst.

Deshalb ist es dringend notwendig, solch erlernte oder zugeschrie­bene Rollenmust­er zu überwinden. Gesetze allein bringen aber keinen Fortschrit­t. Frauen müssen Macht auch wollen.

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