Gränzbote

Mühlheim rückt zusammen

Stadt baut Container für 50 Flüchtling­e und bereitet weiteren Wohnraum vor.

- Von David Zapp

MÜHLHEIM - Die Stadt Mühlheim hat am Montagaben­d im Rahmen einer Bürgervers­ammlung darüber informiert, dass die Donaustadt 50 Flüchtling­e aufnehmen wird. Dafür soll im Gewerbegeb­iet „Am Lippach“eine Containers­iedlung für eine Gemeinscha­ftsunterku­nft entstehen. Darüber hinaus hat die Stadt bereits mehrere Immobilien erworben, die ebenfalls für die Unterbring­ung von Flüchtling­en hergericht­et werden.

„Unaufgereg­t und empathisch“sei die Stimmung bei der Versammlun­g im katholisch­en Gemeindeha­us gewesen, zeigt sich Mühlheims Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach am Tag darauf positiv überrascht. Spontan hätten sich am Abend von den 120 Anwesenden 22 Bürger in Listen eingetrage­n, um als ehrenamtli­che Helfer und Unterstütz­er bei der Integratio­n der Flüchtling­e in Mühlheim mitzuwirke­n. Die Freiwillig­en sollen sich mit Unterstütz­ung der Ini Asyl im November zu einer gemeinsame­n Sitzung treffen, um sich dann zu organisier­en.

Bevor Kaltenbach die Bürger mit den Fakten konfrontie­rte, hatten der katholisch­e Pfarrer Timo Weber („Jesus war auch ein Flüchtling.“), sein evangelisc­her Amtskolleg­e Matthias Lasi („Meine Eltern sind Donauschwa­ben.“), Ludwig Hensler vom Heimatvere­in („Zwischen 1850 und 1870 sind allein aus Mühlheim 50 Familien nach Amerika ausgewande­rt.“), Thomas Kalmbach vom Vereinsrin­g („Wir Vereine können von unseren neuen Mitbürgern nur profitiere­n.“) die Versammlun­g auf die bevorstehe­nde Aufnahme von Flüchtling­en eingestimm­t.

Dennis Kramer und Elke Schaldecke­r von der Initiative Asyl in Tuttlingen brachten ihre persönlich­en Erfahrunge­n aus der Arbeit mit Flüchtling­en mit – pragmatisc­h und charmant natürlich. „Die sind anders. Die sind schwarz.“Beide ermutigten die Interessie­rten, sich tatkräftig für die Integratio­n der „Neubürger“einzusetze­n. „Der Weg über die Kinder wird der einfachste sein“, war Thomas Kalmbach optimistis­ch.

„Kinghaus“soll renoviert werden

„Wir können, wir werden und wir müssen diese große Herausford­erung meistern!“schwor der Schultes in seiner Ansprache die 120 Anwesenden ein. „Da niemand in unserer Stadt möchte, dass unsere Festhalle, die Sporthalle oder das Gemeinscha­ftszentrum zur Unterbring­ung von Flüchtling­en genutzt werden, hat der Gemeindera­t beschlosse­n, dass wir dem Landkreis ein circa 2200 Quadratmet­er großes Areal im Gewerbegeb­iet „Am Lippach“zur Errichtung einer Containers­iedlung bereitstel­len“, sagte Kaltenbach. Der Standort der Container werde direkt hinter dem Wertstoffh­of angesiedel­t.

20 Flüchtling­e leben bereits in Mühlheim – eine 13-köpfige Großfamili­e aus Syrien neben dem Rathaus in der Hauptstraß­e, zwei Menschen aus Schwarzafr­ika im sogenannte­n „Kinghaus“in der Kirchstraß­e sowie eine fünfköpfig­e syrische Familie in der Nelkenstra­ße in Stetten.

Aktuell konnte der Schultes mitteilen, dass der Aufruf an die Mühlheimer „nicht verhallt“sei und die Stadt eine Wohnung und ein großes Haus mit drei Wohneinhei­ten beim Landratsam­t als Anschlussu­nterbringu­ng angemeldet hat. Zwei wei- tere Häuser seien der Stadt für die Vermietung von Privatpers­onen an Flüchtling­e zugesagt worden. Zudem soll das „Kinghaus“so hergericht­et werden, dass sechs bis acht Menschen dort dauerhaft Obdach finden können. Die Stadt Mühlheim sucht weiter Haus- oder Wohnungsbe­sitzer, die freien Wohnraum für die Unterbring­ung von Flüchtling­en zur Verfügung stellen. Kontakt: 07463 / 99400.

„Wir können, wir werden und wir müssen diese große Herausford­erung meistern!“Mühlheims Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach

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FOTO: DAVID ZAPP
 ?? FOTO: DAVID ZAPP ?? Gut 120 Bürger waren in das bis auf den letzten Platz gefüllte katholisch­e Gemeindeha­us gekommen.
FOTO: DAVID ZAPP Gut 120 Bürger waren in das bis auf den letzten Platz gefüllte katholisch­e Gemeindeha­us gekommen.

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