Vertrag sichert Marquardt-Standorte
Beschäftigte sparen zwölf Millionen ein: Arbeitsplätze sind dafür garantiert
BÖTTINGEN/RIETHEIM-WEILHEIM - Der Marquardt-Standort Böttingen mit rund 200 Beschäftigten ist voraussichtlich bis 2020 gesichert. Ebenso die Arbeitsplätze an beiden Standorten Böttingen und Rietheim. Das ist das Ergebnis der Verhandlungen von Firmenleitung, Betriebsrat und IG Metall. Im Juni ist vom drohenden Abbau von rund 600 von insgesamt 2300 Stellen bis 2018 die Rede gewesen, bis Ende 2015 bereits die ersten 200. Ein neuer Haustarifvertrag soll am Mittwoch endgültig ausformuliert sein.
Wenn die IG-Metall-Mitglieder der Vereinbarung zustimmen, werden bis Ende 2020 keine Arbeitsplätze gestrichen und Marquardt investiert im Gegenteil außerdem in Rietheim. Die Beschäftigten werden dafür der Firmenleitung entgegen kommen, denn es ging bei dem angekündigten Stellenabbau um zwölf Millionen Euro Einsparungen durch Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, sollte es keinen neuen Hausvertrag geben.
Den hatten die Beschäftigten 2013 mehrheitlich abgelehnt. Mehrarbeit, Verzicht auf sofortige Lohnerhöhungen und bereits geleistete Arbeitsstunden sollen die Einsparungen erbringen, so die Mitteilung des Betriebsrates an die Beschäftigten Marquardts: Ab Oktober bis 2020 sollen die Mitarbeiter in Böttingen und Rietheim drei unbezahlte Mehrstunden pro Woche leisten, auf die Tariferhöhung neun Monate warten und der Firma Ende 2015 20 Stunden aus dem Arbeitszeitkonto geben und Anfang 2016 weitere 15.
Als „Herzstück“für die dauerhafte Sicherung des Standortes Rietheim bezeichnet der erste Bevollmächtigte der IG Metall, Walter Wadehn, eine weitere Vereinbarung: Marquardt werde ein Entwicklungsund Innovationszentrum mit adäquatem Betriebsrestaurant bauen und damit langfristig in der Region planen. Für die Verhandlungen und Zugeständnisse der Belegschaft seien von der Arbeitgeberseite glaubwürdige Zahlen und Vorgaben der Kunden vorgelegt worden. „Es war klar, das braucht er, um die Arbeitsplätze zu sichern“, so Wadehn, „das waren keine hohlen Drohungen“.
Der IG-Metall-Chef bewertet die als „Eckdaten“in dem Flugblatt des Betriebsrats bezeichneten Inhalte als „sehr, sehr realistisch“. „Wir haben ewig lange verhandelt und ich gehe davon aus, dass wir den Text am Mittwoch hinkriegen.“Natürlich könne niemand sagen, was passiere, wenn 2019 die Wirtschaft von einer mächtigen Krise erfasst werde. Dann werde man sich wie 2009 an einen Tisch setzen und eine Lösung suchen.
„Schulterschluss“
Der Betriebsrat habe sich bereits eindeutig zum Verhandlungsergebnis bekannt und auch die rund 40 IGMetall-Vertrauensleute hätten bis auf eine Enthaltung den Eckpunkten des Vertrags zugestimmt. „Wir sind dafür ohne Wenn und Aber und ohne taktische Ausflüchte.“Das jetzt erreichte Ziel sei gewesen, den Standort Rietheim und Böttingen zu sichern. Mitte Oktober würden dann die restlichen IG-Metall-Mitglieder gefragt.
Die Informationen des Betriebsrats waren im Einvernehmen mit der Betriebsleitung herausgegeben worden, sagt Unternehmenssprecher Michael Barthel auf Anfrage zu dem Verhandlungsergebnis. „Ich denke, es war ein Schulterschluss im Interesse aller Beteiligten.“