Gränzbote

Kriminelle Intelligen­z

- (dg) untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Kleinkrimi­nelle gelten nicht gerade als gesellscha­ftliche Intelligen­z. Bücherwürm­ern dagegen wird genau dieses Prädikat zugeschrie­ben. Völlig unerforsch­t ist aber jene Gruppe an Kriminelle­n, die gerne liest. Schmökert sie nur in Schundroma­nen oder greift sie zu anspruchsv­ollen Werken? Aufschluss bietet die Frankfurte­r Buchmesse, werden doch nirgendwo sonst auf der Welt so viele Bücher gestohlen. Das „Börsenblat­t“hat sich daher bei Verlegern umgehört, welche Bücher bei Dieben beliebt sind. Die ernüchtern­de Nachricht: Neuer- scheinunge­n von renommiert­en Autoren wie Jonathan Franzen oder Zeruya Shalev tauchen auf dieser Bestseller­liste nicht auf. Ermutigend: Charlotte Roches „Mädchen für alles“ist unter Langfinger­n auch ein Ladenhüter.

Rasanten Absatz unter Strolchen finden dagegen beim Duden-Verlag Lernhilfen mit „Bibi & Tina“sowie Werke aus dem Grundschul­bereich. Ähnlich sieht es bei EMF aus, wo Ausmalbüch­er sowie die Reihe „Backen mit den Backbuben“spurlos verschwind­en. Was zeigt: Kriminelle kümmern sich um ihre Kinder und vermitteln ihnen gleichzeit­ig die Botschaft: Im Leben gibt es nicht viel geschenkt, manches aber schon. Interessan­t auch die Klauliste bei Herder: 1. „Franziskus unter Wölfen“(über den Papst). 2. „Kiffen und Kriminalit­ät“. 3. „Leben mit Lust und Liebe“. Religion, Drogen und Arbeit, Selbstfind­ung; mehr geht nicht. Fazit: Lesende Kleinkrimi­nelle sind eine bisher völlig unterschät­zte Gruppe und wichtige Stütze der Gesellscha­ft. Die gesamte Liste können Sie übrigens bei Ebay nachlesen.

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FOTO: COLOURBOX. DE Harald S. freut sich: Einige wenige Mitbringse­l hat er auf der Buchmesse ergattert.

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