Kriminelle Intelligenz
Kleinkriminelle gelten nicht gerade als gesellschaftliche Intelligenz. Bücherwürmern dagegen wird genau dieses Prädikat zugeschrieben. Völlig unerforscht ist aber jene Gruppe an Kriminellen, die gerne liest. Schmökert sie nur in Schundromanen oder greift sie zu anspruchsvollen Werken? Aufschluss bietet die Frankfurter Buchmesse, werden doch nirgendwo sonst auf der Welt so viele Bücher gestohlen. Das „Börsenblatt“hat sich daher bei Verlegern umgehört, welche Bücher bei Dieben beliebt sind. Die ernüchternde Nachricht: Neuer- scheinungen von renommierten Autoren wie Jonathan Franzen oder Zeruya Shalev tauchen auf dieser Bestsellerliste nicht auf. Ermutigend: Charlotte Roches „Mädchen für alles“ist unter Langfingern auch ein Ladenhüter.
Rasanten Absatz unter Strolchen finden dagegen beim Duden-Verlag Lernhilfen mit „Bibi & Tina“sowie Werke aus dem Grundschulbereich. Ähnlich sieht es bei EMF aus, wo Ausmalbücher sowie die Reihe „Backen mit den Backbuben“spurlos verschwinden. Was zeigt: Kriminelle kümmern sich um ihre Kinder und vermitteln ihnen gleichzeitig die Botschaft: Im Leben gibt es nicht viel geschenkt, manches aber schon. Interessant auch die Klauliste bei Herder: 1. „Franziskus unter Wölfen“(über den Papst). 2. „Kiffen und Kriminalität“. 3. „Leben mit Lust und Liebe“. Religion, Drogen und Arbeit, Selbstfindung; mehr geht nicht. Fazit: Lesende Kleinkriminelle sind eine bisher völlig unterschätzte Gruppe und wichtige Stütze der Gesellschaft. Die gesamte Liste können Sie übrigens bei Ebay nachlesen.