Hohner-Heim: Mehr als 100 Flüchtlinge
Die ursprünglich mit der Stadt ausgehandelte Anzahl kann der Kreis nicht einhalten
Die ursprünglich ausgemachte Anzahl kann der Kreis nicht einhalten.
TROSSINGEN - 100 Asylbewerber darf der Landkreis Tuttlingen laut Mietvertrag mit der Stadt Trossingen im ehemaligen Dr.-Karl-HohnerHeim unterbringen – eine Zahl, die vermutlich schon diese Woche überschritten wird. „Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht“, sagt Bürgermeister Clemens Maier auf Nachfrage unserer Zeitung. „Der Gemeinderat wird in seiner nächsten Sitzung darüber beraten müssen und ich werde vorschlagen, die Grenze der Personen auf 150 hochzusetzen.“
Seit Ende letzter Woche wisse die Stadt, dass dem Kreis die 100 Plätze wohl nicht ausreichen werden. Vor nicht einmal zwei Wochen erst sind die ersten Asylbewerber in der Händelstraße eingezogen.
Ob die vertraglich festgesetzte Anzahl der Asylbewerber im Hohner-Heim mit 150 dann ihren endgültigen Stand erreicht hätte, könne er angesichts der derzeitigen Flücht- lingszahlen nicht sagen, so Maier. Grundsätzlich vertraue er aber darauf, dass sich der Landkreis an den Vertrag mit der Stadt hält – auch hinsichtlich der festgelegten Zeitspanne von fünf Jahren Flüchtlingsunterbringung, nach der das alte HohnerHeim dann wieder anderweitig genutzt werden soll. „So steht es im Vertrag und dabei bleibt es auf Weiteres“, erklärte der Bürgermeister. In fünf Jahren, so hofft er, sehe es in Sachen Flüchtlingszahlen dann sicherlich wieder anders aus.
Sarah Honold, Pressesprecherin des Landratsamts Tuttlingen, bestätigte den Bedarf des Kreises an mehr Asylbewerberplätzen in Trossingen: „Wir bekommen jede Woche 66 neue Flüchtlinge zugewiesen und alle unsere anderen Kapazitäten sind ausgeschöpft.“Derzeit herrsche „Ausnahmezustand.“
„Auf jeden Fall besser als eine Halle oder eine Zeltstadt“
Die Gemeinderäte sehen es derweil pragmatisch: Es sei von Anfang an ih- re Einschätzung gewesen, sagt etwa Susanne Reinhardt-Klotz (OGL), dass eine enge Beschränkung auf 100 Belegungen „nichts bringt“. Es sei absehbar gewesen, dass eine solche Beschränkung angesichts der Situation, vor der sich das Landratsamt gestellt sieht, nicht durchzuhalten ist. „Es ist halt, wie es ist; da bringt es nichts, sich jetzt darüber zu ärgern oder aufzuregen“, meint sei. Wenn der Landkreis sich gezwungen sieht, mehr als 100 im alten Hohner-Heim unterzubringen, sieht ReinhardtKlotz darin kein großes Problem: „Ich weiß nicht, wie eng die Asylbewerber dort wohnen, aber es ist auf jeden Fall besser als eine Halle oder eine Zeltstadt.“
„Das ist für Alle eine unbefriedigende Situation“, findet auch Gustav Betzler von den Freien Wählern, „aber was soll man machen?“Wenn es einige wenige mehr als 100 sind, dann könne er das durchaus akzeptieren. Aber „eine grobe Überschreitung wäre nicht in Ordnung“, so Betzler. „Aber ich glaube nicht, dass es vom Landratsamt so gemacht wird. Wir können das nur gemeinsam schaffen.“
Auch Clemens Henn (CDU) sieht, dass der Kreis „in großen Nöten ist“: „Klar, dass wir den 101. Bewohner nicht einfach zurückschicken können. Aber der Knackpunkt ist: Wie sieht es aus mit der Betreuung? Wie sieht es mit der Bezahlung aus?“Henn könnte sich allerdings vorstellen, dass der Landkreis, sobald das neue Flüchtlingsheim in Grubäcker zur Verfügung steht, die Zahl der Bewohner im alten Hohner-Heim wieder auf die vereinbarten 100 zurückfährt.
„Fast damit gerechnet“
Auch Hilmar Fleischer von der FDP hat „fast damit gerechnet, dass es nicht bei den 100 bleiben wird.“Allerdings: „Vertrag ist Vertrag“, betont er. Auch wenn man sich letztlich den Fakten werde beugen müssen, werde eine Änderung des Vertrags auf jeden Fall in öffentlicher Gemeinderatssitzung verhandelt werden müssen.