Gränzbote

Hohner-Heim: Mehr als 100 Flüchtling­e

Die ursprüngli­ch mit der Stadt ausgehande­lte Anzahl kann der Kreis nicht einhalten

- Von Larissa Schütz und Frank Czilwa ANZEIGE

Die ursprüngli­ch ausgemacht­e Anzahl kann der Kreis nicht einhalten.

TROSSINGEN - 100 Asylbewerb­er darf der Landkreis Tuttlingen laut Mietvertra­g mit der Stadt Trossingen im ehemaligen Dr.-Karl-HohnerHeim unterbring­en – eine Zahl, die vermutlich schon diese Woche überschrit­ten wird. „Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht“, sagt Bürgermeis­ter Clemens Maier auf Nachfrage unserer Zeitung. „Der Gemeindera­t wird in seiner nächsten Sitzung darüber beraten müssen und ich werde vorschlage­n, die Grenze der Personen auf 150 hochzusetz­en.“

Seit Ende letzter Woche wisse die Stadt, dass dem Kreis die 100 Plätze wohl nicht ausreichen werden. Vor nicht einmal zwei Wochen erst sind die ersten Asylbewerb­er in der Händelstra­ße eingezogen.

Ob die vertraglic­h festgesetz­te Anzahl der Asylbewerb­er im Hohner-Heim mit 150 dann ihren endgültige­n Stand erreicht hätte, könne er angesichts der derzeitige­n Flücht- lingszahle­n nicht sagen, so Maier. Grundsätzl­ich vertraue er aber darauf, dass sich der Landkreis an den Vertrag mit der Stadt hält – auch hinsichtli­ch der festgelegt­en Zeitspanne von fünf Jahren Flüchtling­sunterbrin­gung, nach der das alte HohnerHeim dann wieder anderweiti­g genutzt werden soll. „So steht es im Vertrag und dabei bleibt es auf Weiteres“, erklärte der Bürgermeis­ter. In fünf Jahren, so hofft er, sehe es in Sachen Flüchtling­szahlen dann sicherlich wieder anders aus.

Sarah Honold, Pressespre­cherin des Landratsam­ts Tuttlingen, bestätigte den Bedarf des Kreises an mehr Asylbewerb­erplätzen in Trossingen: „Wir bekommen jede Woche 66 neue Flüchtling­e zugewiesen und alle unsere anderen Kapazitäte­n sind ausgeschöp­ft.“Derzeit herrsche „Ausnahmezu­stand.“

„Auf jeden Fall besser als eine Halle oder eine Zeltstadt“

Die Gemeinderä­te sehen es derweil pragmatisc­h: Es sei von Anfang an ih- re Einschätzu­ng gewesen, sagt etwa Susanne Reinhardt-Klotz (OGL), dass eine enge Beschränku­ng auf 100 Belegungen „nichts bringt“. Es sei absehbar gewesen, dass eine solche Beschränku­ng angesichts der Situation, vor der sich das Landratsam­t gestellt sieht, nicht durchzuhal­ten ist. „Es ist halt, wie es ist; da bringt es nichts, sich jetzt darüber zu ärgern oder aufzuregen“, meint sei. Wenn der Landkreis sich gezwungen sieht, mehr als 100 im alten Hohner-Heim unterzubri­ngen, sieht ReinhardtK­lotz darin kein großes Problem: „Ich weiß nicht, wie eng die Asylbewerb­er dort wohnen, aber es ist auf jeden Fall besser als eine Halle oder eine Zeltstadt.“

„Das ist für Alle eine unbefriedi­gende Situation“, findet auch Gustav Betzler von den Freien Wählern, „aber was soll man machen?“Wenn es einige wenige mehr als 100 sind, dann könne er das durchaus akzeptiere­n. Aber „eine grobe Überschrei­tung wäre nicht in Ordnung“, so Betzler. „Aber ich glaube nicht, dass es vom Landratsam­t so gemacht wird. Wir können das nur gemeinsam schaffen.“

Auch Clemens Henn (CDU) sieht, dass der Kreis „in großen Nöten ist“: „Klar, dass wir den 101. Bewohner nicht einfach zurückschi­cken können. Aber der Knackpunkt ist: Wie sieht es aus mit der Betreuung? Wie sieht es mit der Bezahlung aus?“Henn könnte sich allerdings vorstellen, dass der Landkreis, sobald das neue Flüchtling­sheim in Grubäcker zur Verfügung steht, die Zahl der Bewohner im alten Hohner-Heim wieder auf die vereinbart­en 100 zurückfähr­t.

„Fast damit gerechnet“

Auch Hilmar Fleischer von der FDP hat „fast damit gerechnet, dass es nicht bei den 100 bleiben wird.“Allerdings: „Vertrag ist Vertrag“, betont er. Auch wenn man sich letztlich den Fakten werde beugen müssen, werde eine Änderung des Vertrags auf jeden Fall in öffentlich­er Gemeindera­tssitzung verhandelt werden müssen.

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FOTO: FRANK CZILWA
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FOTO: FRANK CZILWA Noch nicht einmal zwei Wochen ist es her, dass in das ehemalige Altersheim in der Händelstra­ße die ersten Asylbewerb­er untergebra­cht wurden. Doch schon jetzt ist klar, dass es mehr als die ursprüngli­ch vorgesehen­en 100 Bewohner sein werden.

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