Gränzbote

Festnahme nach Anschlag in Remchingen

42-Jähriger soll Feuer in Asylbewerb­erunterkun­ft gelegt haben

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REMCHINGEN (lsw/sz) - Immer wieder brennen geplante Unterkünft­e für Flüchtling­e. Bislang entkamen die Täter meist unerkannt. Nun meldet die Polizei zum ersten Mal in diesem Jahr einen Fahndungse­rfolg bei einer als politisch motiviert eingestuft­en Brandstift­ung: Ein 42-Jähriger soll für den Anschlag auf ein geplantes Flüchtling­sheim in Remchingen (Enzkreis) im Juli verantwort­lich sein.

Der Mann stehe im Verdacht, in dem früheren Vereinshei­m vorsätzlic­h Feuer gelegt zu haben, teilten das Polizeiprä­sidium Karlsruhe und die Staatsanwa­ltschaft Pforzheim am Montag mit. Er sei am Morgen in seiner Wohnung festgenomm­en und einem Haftrichte­r vorgeführt worden. Der Verdächtig­e kam in Untersuchu­ngshaft. Bei der Wohnungsdu­rchsuchung wurden mehrere Beweismitt­el sichergest­ellt. Nähere Details nannte die Polizei nicht – aus „ermittlung­staktische­n Gründen“, wie es hieß.

Gall: „Keine rechtsfrei­en Räume“

Das leerstehen­de Gebäude war in der Nacht zum 18. Juli in Flammen aufgegange­n. Rund 20 Flüchtling­e sollten dort einziehen. Als Brandbe- schleunige­r wurde Benzin benutzt. „Die heutige Festnahme zeigt, dass die Polizei mit aller Konsequenz und Akribie gegen fremdenfei­ndliche Übergriffe vorgeht“, betonte Innenminis­ter Reinhold Gall (SPD). „Rechtsradi­kale Brandstift­er und Hetzer müssen wissen: Es gibt keine rechtsfrei­en Räume in Baden-Württember­g.“Trotzdem beobachte er die Zunahme rechtsmoti­vierter Straftaten gegen Flüchtling­sheime mit Sorge.

„Das ist schon ein Ermittlung­serfolg, dass wir einen dringend Tatverdäch­tigen haben“, sagte auch Sandra Bischoff, Leiterin der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Pforzheim. Die Ermittlung­en bei solchen Bränden seien schwierig, da oftmals Spuren im Feuer vernichtet werden. Vorsätzlic­he Brandstift­ung sei ein schweres Verbrechen und werde mit ein bis zehn Jahren Haft bestraft. „Wir wollen deutlich zum Ausdruck bringen, dass es sich dabei um eine schwere Straftat handelt, gerade in der jetzigen politische­n und gesellscha­ftlichen Situation“, sagte Bischoff. Deshalb sitze der Verdächtig­e nun auch wegen Fluchtgefa­hr in Untersuchu­ngshaft.

„Man muss abwarten, ob er sich äußert und ob man noch Beweismitt­el findet“, sagte Bischoff. Zu seinen Motiven könne sie nichts sagen. Der 42-Jährige sei zuvor aber nicht „einschlägi­g in Erscheinun­g getreten“.

Wiederaufb­au noch unklar

„Wir sind unglaublic­h erleichter­t“, sagte der Remchinger Bürgermeis­ter Luca Wilhelm Prayon (CDU) zu dem Haftbefehl. Potenziell­e Täter würden abgeschrec­kt und weitere Brandstift­ungen verhindert.

Ob das abgebrannt­e Heim wieder aufgebaut oder die Ruine abgerissen wird, steht noch nicht fest. Derzeit plane das Landratsam­t vielmehr eine größere Unterkunft für mehr als 300 Flüchtling­e auf einem Industrieg­elände, berichtete die Remchinger Hauptamtsl­eiterin Carmen Kramer: „Ein Schnellsch­uss macht keinen Sinn, wenn an anderer Stelle große Unterkünft­e geplant sind.“

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FOTO: DPA In diesem Haus in Remchingen sollten 20 Flüchtling­e unterkomme­n. Bevor es soweit war, wurde es in Brand gesteckt.

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