Tausende für und gegen Pegida
Demonstration der rechten Bewegung und Gegenprotest in Dresden
Ludewig: Verwaltung arbeitet zu wenig digital
BERLIN (dpa) - Die Maßnahmen der Koalition zum Abbau von Bürokratie haben dazu geführt, dass in den vergangenen zwölf Monaten die Folgekosten von Gesetzen für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung um 685 Millionen Euro gesunken sind – der erste Rückgang seit Jahren, wie aus dem Jahresbericht des Normenkontrollrates hervorgeht. Kritik äußerte das Gremium an der Verwaltung, die zu wenig digital arbeite. Dies werde bei der Bewältigung der Flüchtlinge deutlich, kritisierte der Vorsitzende des Normenkontrollrates, Johannes Ludewig. „Eine einheitliche elektronische Akte für jeden Flüchtling ... gibt es bis heute nicht.“
SPD will Kinder stärker steuerlich fördern
BERLIN (AFP) - Die SPD will alle Familien mit Kindern steuerlich stärker fördern. Unterstützung solle es künftig unabhängig davon geben, ob die Kinder bei Alleinerziehenden, Verheirateten, Unverheirateten oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen, heißt es in einem vom SPD-Parteivorstand beschlossenen Antrag. Das bisherige Steuerrecht sei ungerecht und entspreche nicht mehr der Realität der Familien, sagte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD).
Neues Rekordergebnis für die Bibelverbreitung
STUTTGART (epd) - Die Bibelgesellschaften haben im vergangenen Jahr weltweit 34 Millionen vollständige Bibeln und damit so viele wie noch nie zuvor verbreitet. Das Land mit der höchsten Verbreitungszahl bleibt Brasilien (7,6 Millionen), wie die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart mitteilte.
Kasper für Öffnung der Kirche gegenüber Geschiedenen
ROM (dpa) - Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich für eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zum Abendmahl ausgesprochen. „Ich hoffe auf eine Öffnung, auf eine Mehrheit zugunsten der Kommunion für die Geschiedenen, mit einem Prozess der Integration in die Gemeinden und in das Leben der Kirche“, sagte Kasper der katholischen italienischen Nachrichtenagentur SIR. DRESDEN - Böller fliegen durch die Luft. Sie kommen von beiden Seiten. Dresdens Straßen sind voll, die Stimmung ist aufgeheizt. Während Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann „Wir werden siegen“in den Jubel von mehr als Zehntausend Anhängern ruft, stehen die Gegendemonstranten in Sicht- und Hörweite. Deutlich mehr als Zehntausend sind es auch, die sich aus vier verschiedenen Richtungen in Richtung Semperoper in Bewegung gesetzt haben, um gegen ausländerfeindliche Hetze zu protestieren.
Zum Jahrestag der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung stehen sich die verschiedenen Gruppierungen gegenüber. Bei Auseinandersetzungen wird ein Mann schwer verletzt. Laut einem Bericht der „Sächsischen Zeitung“handelt es sich um einen Pegida-Anhänger, der mit einer Eisenstange getroffen wurde.
In wechselndem Rhythmus skandieren die Anhänger der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ihre Parolen. „Wir sind das Volk“, brüllen sie, „Merkel muss weg“oder auch „Abschieben“. Nach dem Anschlag auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker haben Politiker über die Parteigrenzen hinweg Pegida für eine Vergiftung des politischen Klimas und für Gewalt verantwortlich gemacht. Bachmann sagt nichts zu Köln. Dafür bieten die selbst ernannten Patrioten rechtspopulistische Politiker aus Tschechien oder Italien auf.
Viele Familien mit Kindern
Das breite Bündnis, das unter dem Motto „Herz statt Hetze“zum Protest gegen Fremdenfeindlichkeit aufgerufen hat, stößt auf eine breite Resonanz. Zuletzt hatten sich längst nicht so viele Menschen Pegida entgegengestellt. Unter den Gegende- monstranten sind viele Familien mit Kindern. Detlev Schranck, der seit vielen Jahren in Dresden lebt, hat von seinem Arbeitgeber für die Demonstration freibekommen. „Ich schäme mich für Dresden. Weil Pegida hier stattfindet“, sagt er. „Ich finde es gerade zum Einjährigen von Pegida wichtig, gebündelt auf die Straße zu gehen, um zu zeigen, dass wir hier nicht in der Minderheit sind“sagt der Dresdner Student Stephan Fischer. Die Semperoper sendet von einer Videowand wechselnde Signale für Toleranz – etwa den Spruch „Wir sind keine Bühne für Fremdenhass“.
Nach einer Stunde sprechen Redner von der Pegida-Bühne immer noch davon, dass Ange- hörige anderer Länder angeblich besser behandelt würden als Einheimische. Die Anhänger skandieren „Widerstand“. Videos werden gezeigt.
Immer mehr Gegendemonstranten strömen auf den wenige Gehminuten entfernten Postplatz. Hier spielt eine Band. Insgesamt sollen bis zu 20 000 Pegida-Anhänger auf der Straße sein. An vier Gegendemonstrationen, die aus verschiedenen Richtungen in die Altstadt zogen, nahmen nach Angaben der Studentengruppe „Durchgezählt“mindestens bis zu 19 000 Menschen teil.
Die Polizei hatte während der Demonstration via Kurzmitteilungsdienst Twitter gebeten: „Bitte bleibt besonnen, damit der Abend friedlich bleibt.“