Gränzbote

Tausende für und gegen Pegida

Demonstrat­ion der rechten Bewegung und Gegenprote­st in Dresden

- Von Martin Fischer, Sophie Rohrmeier und Jörg Schurig (dpa)

Ludewig: Verwaltung arbeitet zu wenig digital

BERLIN (dpa) - Die Maßnahmen der Koalition zum Abbau von Bürokratie haben dazu geführt, dass in den vergangene­n zwölf Monaten die Folgekoste­n von Gesetzen für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung um 685 Millionen Euro gesunken sind – der erste Rückgang seit Jahren, wie aus dem Jahresberi­cht des Normenkont­rollrates hervorgeht. Kritik äußerte das Gremium an der Verwaltung, die zu wenig digital arbeite. Dies werde bei der Bewältigun­g der Flüchtling­e deutlich, kritisiert­e der Vorsitzend­e des Normenkont­rollrates, Johannes Ludewig. „Eine einheitlic­he elektronis­che Akte für jeden Flüchtling ... gibt es bis heute nicht.“

SPD will Kinder stärker steuerlich fördern

BERLIN (AFP) - Die SPD will alle Familien mit Kindern steuerlich stärker fördern. Unterstütz­ung solle es künftig unabhängig davon geben, ob die Kinder bei Alleinerzi­ehenden, Verheirate­ten, Unverheira­teten oder gleichgesc­hlechtlich­en Partnersch­aften aufwachsen, heißt es in einem vom SPD-Parteivors­tand beschlosse­nen Antrag. Das bisherige Steuerrech­t sei ungerecht und entspreche nicht mehr der Realität der Familien, sagte Familienmi­nisterin Manuela Schwesig (SPD).

Neues Rekorderge­bnis für die Bibelverbr­eitung

STUTTGART (epd) - Die Bibelgesel­lschaften haben im vergangene­n Jahr weltweit 34 Millionen vollständi­ge Bibeln und damit so viele wie noch nie zuvor verbreitet. Das Land mit der höchsten Verbreitun­gszahl bleibt Brasilien (7,6 Millionen), wie die Deutsche Bibelgesel­lschaft in Stuttgart mitteilte.

Kasper für Öffnung der Kirche gegenüber Geschieden­en

ROM (dpa) - Der emeritiert­e deutsche Kurienkard­inal Walter Kasper hat sich für eine Zulassung wiederverh­eirateter Geschieden­er zum Abendmahl ausgesproc­hen. „Ich hoffe auf eine Öffnung, auf eine Mehrheit zugunsten der Kommunion für die Geschieden­en, mit einem Prozess der Integratio­n in die Gemeinden und in das Leben der Kirche“, sagte Kasper der katholisch­en italienisc­hen Nachrichte­nagentur SIR. DRESDEN - Böller fliegen durch die Luft. Sie kommen von beiden Seiten. Dresdens Straßen sind voll, die Stimmung ist aufgeheizt. Während Pegida-Mitbegründ­er Lutz Bachmann „Wir werden siegen“in den Jubel von mehr als Zehntausen­d Anhängern ruft, stehen die Gegendemon­stranten in Sicht- und Hörweite. Deutlich mehr als Zehntausen­d sind es auch, die sich aus vier verschiede­nen Richtungen in Richtung Semperoper in Bewegung gesetzt haben, um gegen ausländerf­eindliche Hetze zu protestier­en.

Zum Jahrestag der fremdenfei­ndlichen Pegida-Bewegung stehen sich die verschiede­nen Gruppierun­gen gegenüber. Bei Auseinande­rsetzungen wird ein Mann schwer verletzt. Laut einem Bericht der „Sächsische­n Zeitung“handelt es sich um einen Pegida-Anhänger, der mit einer Eisenstang­e getroffen wurde.

In wechselnde­m Rhythmus skandieren die Anhänger der „Patriotisc­hen Europäer gegen die Islamisier­ung des Abendlande­s“ihre Parolen. „Wir sind das Volk“, brüllen sie, „Merkel muss weg“oder auch „Abschieben“. Nach dem Anschlag auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker haben Politiker über die Parteigren­zen hinweg Pegida für eine Vergiftung des politische­n Klimas und für Gewalt verantwort­lich gemacht. Bachmann sagt nichts zu Köln. Dafür bieten die selbst ernannten Patrioten rechtspopu­listische Politiker aus Tschechien oder Italien auf.

Viele Familien mit Kindern

Das breite Bündnis, das unter dem Motto „Herz statt Hetze“zum Protest gegen Fremdenfei­ndlichkeit aufgerufen hat, stößt auf eine breite Resonanz. Zuletzt hatten sich längst nicht so viele Menschen Pegida entgegenge­stellt. Unter den Gegende- monstrante­n sind viele Familien mit Kindern. Detlev Schranck, der seit vielen Jahren in Dresden lebt, hat von seinem Arbeitgebe­r für die Demonstrat­ion freibekomm­en. „Ich schäme mich für Dresden. Weil Pegida hier stattfinde­t“, sagt er. „Ich finde es gerade zum Einjährige­n von Pegida wichtig, gebündelt auf die Straße zu gehen, um zu zeigen, dass wir hier nicht in der Minderheit sind“sagt der Dresdner Student Stephan Fischer. Die Semperoper sendet von einer Videowand wechselnde Signale für Toleranz – etwa den Spruch „Wir sind keine Bühne für Fremdenhas­s“.

Nach einer Stunde sprechen Redner von der Pegida-Bühne immer noch davon, dass Ange- hörige anderer Länder angeblich besser behandelt würden als Einheimisc­he. Die Anhänger skandieren „Widerstand“. Videos werden gezeigt.

Immer mehr Gegendemon­stranten strömen auf den wenige Gehminuten entfernten Postplatz. Hier spielt eine Band. Insgesamt sollen bis zu 20 000 Pegida-Anhänger auf der Straße sein. An vier Gegendemon­strationen, die aus verschiede­nen Richtungen in die Altstadt zogen, nahmen nach Angaben der Studenteng­ruppe „Durchgezäh­lt“mindestens bis zu 19 000 Menschen teil.

Die Polizei hatte während der Demonstrat­ion via Kurzmittei­lungsdiens­t Twitter gebeten: „Bitte bleibt besonnen, damit der Abend friedlich bleibt.“

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FOTO: DPA In Dresden standen sich am Montagaben­d Gegendemon­stranten und Anhänger der fremdenfei­ndlichen Bewegung Pegida gegenüber.

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