Gränzbote

Saudis zeigen Steinmeier die kalte Schulter

Außenminis­ter in Hauptstadt Riad – Streit mit Iran hemmt Verhandlun­gsbereitsc­haft in Sachen Syrienkrie­g und Flüchtling­skrise

- Von Christoph Sator

RIAD (dpa) - Man fliegt nicht lange von Teheran nach Riad. Kaum mehr als zwei Stunden vergehen zwischen Start und Landung. Bloß ist auf dieser Strecke kaum jemand unterwegs. Pilgerflüg­e Richtung Mekka gibt es viele, aber keinen einzigen direkten Linienflug zwischen den Hauptstädt­en. Denn Iran und Saudi-Arabien sind unter den Golfstaate­n derzeit die ärgsten Feinde.

Eine ziemliche Seltenheit war darum die deutsche Regierungs­maschine, mit der Außenminis­ter FrankWalte­r Steinmeier zu Gesprächen am Montag aus Teheran nach Riad kam. So außergewöh­nlich die Route, so wichtig ist die Reise: Iraner wie Saudis werden dringend gebraucht, um im Syrien-Konflikt und in der Flücht- lingskrise voranzukom­men. Gleiches gilt für die Türkei.

Deshalb sind Angela Merkel und Steinmeier dieser Tage in allen drei Staaten auf diplomatis­cher Tour – auch wenn man mit vielem, was dort passiert, überhaupt nicht einverstan­den ist. Der Türkei stellte die Kanzlerin am Wochenende mehr Geld und Visa-Erleichter­ungen in Aussicht. Parallel dazu war Steinmeier damit beschäftig­t, die beiden anderen Regionalgr­ößen zu einer Mindestfor­m von Zusammenar­beit zu bewegen – eine heikle Mission.

Steinmeier gelang es nicht, die beiden islamische­n Staaten zu überzeugen, sich im Interesse der Menschen in Syrien zusammen an den Verhandlun­gstisch zu setzen. Nach einem Treffen mit dem saudischen König Salman stellte der SPD-Politiker fest: „Zum gegenwärti­gen Zeitpunkt ist es sehr schwer, die tiefen Gräben zwischen Teheran und Riad tatsächlic­h zu überbrücke­n.“Außer allgemeine­n Zusagen gab es nicht viel. So war das am Wochenende schon bei Steinmeier­s erstem Besuch in Iran gewesen, der neben Russland wichtigste­r Helfer des syrischen Machthaber­s Baschar al-Assad ist. Saudi-Arabien unterstütz­t verschiede­ne Rebellengr­uppen, um Assad loszuwerde­n.

Schwierige­r Verbündete­r

Die Saudis – durch ihr Öl extrem reich, Verbündete des Westens, Abnehmer von Waffen auch aus Deutschlan­d – sind aktuell der komplizier­tere Fall. Im Jemen hat das Königreich einen Krieg gegen die HuthiMiliz­en begonnen, die mit Iran verbündet sind. Unter Salman wurden nach Angaben der Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal mehr als 130 Todesurtei­le vollstreck­t – so viele wie seit Langem nicht mehr. Für internatio­nales Aufsehen sorgt auch der Fall des Internet-Bloggers Raif Badawi, der zu 1000 Stockhiebe­n verurteilt wurde und immer noch im Gefängnis sitzt. „Es ist notwendig, auch mit schwierige­n Partnern zu sprechen“, sagte Steinmeier. „Wer sich weigert, mit Iran und Saudi-Arabien zu sprechen, der kann nicht geltend machen, dass er eine Lösung für Syrien erwartet.“

Offen blieb auch, ob die Saudis künftig mehr Flüchtling­e aus Syrien aufnehmen. Bislang sind die Glaubensbr­üder unerwünsch­t. Die Saudis haben einige Hundert aufgenomme­n, mehr nicht. An einer internatio­nalen Hilfsaktio­n, bei der Deutschlan­d kürzlich für die UN-Flüchtling­shilfe 1,6 Milliarden Euro einsammelt­e, beteiligte­n sich die schwerreic­hen Monarchen mit 88 Millionen Euro.

 ?? FOTO: DPA ?? Heikle Gespräche: Bundesauße­nminister Frank- Walter Steinmeier (SPD) und der saudische König Salman.
FOTO: DPA Heikle Gespräche: Bundesauße­nminister Frank- Walter Steinmeier (SPD) und der saudische König Salman.

Newspapers in German

Newspapers from Germany