Mühsame Vorbereitungen für Paris
Bei Vorbereitungstreffen für die Weltklimakonferenz ringen Diplomaten um Details
BONN (dpa) - Weltklimaverhandlungen sind kein einfaches Geschäft. Die Formulierung eines einzelnen Wortes in einem Vertragstext kann schnell zum Politikum werden – und Stillstand bedeuten. Damit das beim großen Weltklimagipfel in Paris im Dezember nicht passiert, haben sich am Montag in Bonn vorab die Unterhändler getroffen. Warum ist dieses Treffen so wichtig? Fragen und Antworten von Jonas-Erik Schmidt.
Worum geht es in Bonn?
Das UN-Treffen ist – nach aktueller Planung – die letzte Vorbereitungskonferenz vor Paris. Wenn der Gipfel im Dezember kein Flop werden soll, müssen die Klimadiplomaten aus aller Welt in Bonn bis Freitag schon einen möglichst konkreten Entwurf für das Schlussdokument erarbeiten. Ist das Bonner Papier am Ende zu nichtssagend oder mit vielen offenen Fragen überladen, droht ein ähnliches Debakel wie 2009 in Kopenhagen. Damals reichte es nur für einen Minimalkonsens.
Warum sind die Verhandlungen so wichtig?
Dürre, Hunger, Überschwemmungen – von der Entwicklung des Weltklimas hängt mit ab, welche Katastrophen den Planeten künftig heimsuchen könnten. Das Ziel des Pariser Gipfels – und damit auch der Bonner Konferenz – ist es, die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Der Ausstoß an Treibhausgasen soll sinken. Sonst könnte das irreversible Folgen haben.
Wie hat die Verhandlungswoche in Bonn begonnen?
Mit dem komplizierten Diplomatenhandwerk bei internationalen Ver- trägen: Verhandlungsmasse schaffen und diese mühsam wieder abtragen. Seit Anfang Oktober hatte ein im Vergleich zu seinen Vorgängerversionen deutlich schlankerer Vertragsentwurf auf dem Tisch gelegen. Er markierte den Ausgangspunkt für Bonn. Umweltschützer beobachten das Ringen um das Papier mit gemischten Gefühlen. Im Prinzip hätten sich die Delegationen geeinigt, mit dem Entwurf arbeiten zu wollen, sagt der Oxfam-Experte Jan Kowalzig. „Bevor aber konkret Zeile für Zeile verhandelt wird, dürfen Delegationen noch Textbausteine einfügen lassen.“Das Risiko sei, dass der Text wieder aufgebläht werde, sagt Christoph Bals von der Organisation Germanwatch. „Dann wäre das in der verbleibenden Zeit bis Paris kaum noch zu verhandeln.“
Was sind noch weitere Verhandlungspunkte?
Dazu zählt die mögliche Erderwärmung. Im Entwurf steht als eine Va- riante, die Erwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Die zweite Variante ist etwas ambitionierter und lautet, sie „unter zwei oder 1,5 Grad Celsius“zu halten. An vielen Stellen geht es aber vor allem um die Verbindlichkeit – zum Beispiel, ob am Ende in dem englischen Vertragswerk mehr „should“oder mehr „shall“steht. „Shall“ist eine Verpflichtung“, erklärt Klima-Experte Martin Kaiser von Greenpeace. „Should“hätte eher einen Aufforderungscharakter.
Wie geht es weiter?
Offiziell endet die Konferenz am Freitag. Ein klares Bekenntnis, dass dann auch wirklich Schluss ist bis Paris, gibt es noch nicht. Eine mögliche Verlängerung ist ebenso im Gespräch wie eine weitere Vorbereitungsrunde. Eine Vertreterin der EU versucht es positiv zu formulieren: „Wir haben alle Zutaten auf dem Tisch“, sagt sie. Jetzt fehlt nur noch das passende Rezept.