Propaganda in Russlands Staatsmedien
n manchen Bildern des Syrienkrieges kann sich das russische Staatsfernsehen gar nicht sattsenden. Immer wieder zeigen die vom Kreml gesteuerten TVKanäle, wie ein Marschflugkörper mit todbringender Ladung den Raketenkreuzer „Moskwa“verlässt und mit gleißendem Strahl davonrast. Das vermutete Resultat des Einschlags ist nicht zu sehen. Dennoch lobt Präsident Wladimir Putin den Einsatz der „Kalibr“-Raketen als „hoch effizient“.
Ditrij Kiseljow, der Chefpropagandist des Kreml, hieß die Zuschauer des wöchentlichen Politmagazins „Nachrichten der Woche“mit einem „raketnij privet“willkommen – einem Raketengruß. Der „Kalibr“, Moskaus erster Marschflugkörper, sei schneller, präziser und flöge weiter als das Tomahawk, das amerikanische Pendant, meinte der Moderator. Lang und breit erklärte Verteidigungsminister Sergej Schoigu vor laufender Kamera Produktion und Einsatz der Präzisionswaffe. Diese Übung müsse den Amerikanern Schauder über den Rücken gejagt haben, meinte Kiseljow.
Die Botschaft an die Zuschauer ist unmissverständlich: Es ist vollbracht, waffentechnisch haben wir mit den USA gleichgezogen. Dergleichen verfängt in einem Land, dessen Bürger stolz auf die Leistungen der Rüstungsindustrie sind. Sollte jemand dennoch angesichts der Wirtschaftskrise die hohen Ausgaben infrage stellen, so kam ihm der Kremlchef darin zuvor: Nicht nur die Grundlagenforschung mache Fortschritte, auch die zivile Produktion profitiere von den Erfindungen der Rüstungsindustrie, sagte Putin.
Unterdessen kämpfen in Syrien russische Verbände erstmals außerhalb der Grenzen der früheren Sowjetunion. Die Erinnerung an das blutige Abenteuer in den 1980ern in Afghanistan, wo 15 000 Sowjetsoldaten starben, ist noch nicht verblichen. Auch die Furcht vor einem Anschlag wie 2010 in der Moskauer Metro ist groß. Damals töteten islamistische Selbstmordattentäterinnen 40 Men- schen. Die Terroristen müssten in Syrien getötet werden, damit sie nicht nach Russland kommen, heißt die schlichte Formel. „Die Sicherheit Russlands wird auch in Syrien verteidigt“, meint Regierungschef Dmitri Medwedew.
In der Ukraine durften die russischen Journalisten Moskaus Soldaten nicht als Armeeangehörige bezeichnen, offiziell liefen sie unter „Freiwillige“. In Syrien muss sich niemand mehr verstellen. Im Gegenteil. Dort verteidige Russland zum vierten Mal in der Geschichte das Abendland vor dem Untergang, ist Kiseljow überzeugt.
Dabei geht es Moskau weder um Syrien noch um die Türkei. Es ist wie besessen vom Hass auf die USA.