Gränzbote

Die Steuertric­ks der US-Konzerne

Apple, Microsoft und GE bunkern Billionen US-Dollar im Ausland

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NEW YORK (dpa) - Apple tut es, General Electric auch, Microsoft oder Pfizer machen es ebenso: Um ihre Steuerlast zu drücken, horten USUnterneh­men enorme Summen im Ausland. Die 500 größten Konzerne bunkerten einer Studie nach zuletzt 2,1 Billionen Dollar (1,8 Billionen Euro) außerhalb der eigenen Landesgren­zen. Zum Vergleich: Das ist ungefähr soviel, wie der Wert des Bruttoinla­ndsprodukt­s, das die drittgrößt­e Euro-Volkswirts­chaft Italien 2014 erbrachte. Eine Nation mit 60 Millionen Einwohnern arbeitete also ein Jahr lang, um diesen Betrag zu erwirtscha­ften.

Allein Apple sitzt außerhalb der Vereinigte­n Staaten auf 181,1 Milliarden Dollar, so das Ergebnis einer Studie der Nichtregie­rungsorgan­isationen Center for Tax Justice und US Public Interest Research Group Education Fund. Damit ist der iPhoneRies­e unangefoch­tene Nummer Eins, was das Geldhorten der USKonzerne im Ausland angeht. Apple müsste für diese Summe in den USA 59,2 Milliarden Dollar an Steuern zahlen, heißt es in der Analyse. Auch Microsoft und der Siemens-Rivale GE halten dreistelli­ge Milliarden­beträge im Ausland.

Am Ende zahlt die Öffentlich­keit

Den Nichtregie­rungsorgan­isationen ist das ein Dorn im Auge: „Wenn Unternehme­n ihre Steuern umgehen, zahlt am Ende die Öffentlich­keit“, sagt Michelle Surka vom US Public Interest Research Group Education Fund. Die Konzerne zahlten im Ausland im Schnitt sechs Prozent Unternehme­nssteuern, in den USA wären es 35 Prozent. Deshalb entgingen dem Fiskus 620 Milliarden Dollar. 72 Prozent der im US-Aktieninde­x Fortune 500 notierten Konzerne betrieben zudem Tochterges­ellschafte­n in Steueroase­n wie Bermuda oder den Caymans.

„Die multinatio­nalen US-Konzerne nutzen die Vorzüge unserer Straßen, sie profitiere­n von unserem Ausbildung­ssystem und Binnenmark­t, und erfreuen sich an der Sicherheit, die wir haben – aber letztlich geht das auf Kosten unserer Steuerzahl­er“, so Surka. Auch der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF), die Weltbank sowie die Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) und die 20 führenden Industrie- und Schwellenl­änder (G20) sehen die Entwicklun­g, die bei weitem nicht nur USUnterneh­men betrifft, mit wachsendem Argwohn.

Bei der Jahrestagu­ng von IWF und Weltbank vorvergang­enen Freitag einigten sich die G20-Finanzmini­ster auf einen auf Empfehlung­en der OECD basierende­n 15-PunktePlan, mit dem Steuerschl­upflöcher geschlosse­n werden sollen. „Jetzt heißen die nächsten Schritte: Umsetzung, Umsetzung, Umsetzung“, forderte OECD-Chef José Ángel Gurría bei dem Treffen der Finanzelit­e in Perus Hauptstadt Lima. In den USA sind die Steuerverm­eidungsstr­ategien ohnehin ein brisantes Politikum.

So ist es unter US-Konzernen schon lange ein beliebtes Mittel der „Steueropti­mierung“, den Sitz ins Ausland zu verlegen, um dem Fiskus zu entkommen. Bei vielen Übernahmep­länen spielte dieses Kalkül in den vergangene­n Jahren eine Rolle. Präsident Barack Obama gefällt das ganz und gar nicht und seine Regierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um den Firmen das Spiel zu verderben. Doch in den USA sind die im internatio­nalen Vergleich hohen Unternehme­nssteuern ebenso umstritten, wie die Vermeidung­staktiken der Konzerne, deshalb ist die Debatte verfahren.

Auch Buffett fackelt nicht lange

Selbst der für seinen Patriotism­us bekannte Großinvest­or Warren Buffett fackelt nicht lange, wenn es darum geht, im Ausland Steuern zu sparen. Der Multimilli­ardär, der sich öffentlich für höhere Besteuerun­g von Superreich­en wie sich selbst ausspricht und das Label „Made in USA“hochhält, werkelte 2014 unter anderem an einer steuerspar­enden Übernahme des Fast-Food-Riesen Burger King mit. Die Nichtregie­rungsorgan­isationen fordern in ihrer Studie entschiede­nes Handeln vom USKongress, um für Fairness im Steuersyst­em zu sorgen.

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FOTO: DPA Dem US-Fiskus entgehen durch im Ausland gehortete Gewinne amerikanis­cher Konzerne 620 Milliarden Dollar an Steuereinn­ahmen.

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