Jobcenter im Südwesten: Selbstverteidigungskurse und Alarmknöpfe
Attacken auf Mitarbeiter von Behörden kommen immer wieder vor. In der Region gab es im März 2015 einen schweren Zwischenfall in Ulm. Dort verprügelte ein Mann eine Arbeitsvermittlerin. Die Frau musste mit Verletzungen im Gesicht ins Krankenhaus, der Täter wurde nie überführt. Die Staatsanwaltschaft Ulm stellte das Verfahren Mitte September ein. „ Es gab einen Verdächtigen, doch wir konnten ihm die Tat nicht zweifelsfrei nachweisen, trotz sehr ambitionierter Ermittlungen“, so Staatsanwältin Ayfer Kaplan- Pirl. Als Reaktion auf den Angriff engagierte die Ulmer Arbeitsagentur einen Sicherheitsdienst, dessen Mitarbeiter in der Behörde patrouillie- ren. Weitere Sicherheitsvorkehrungen will Sprecher Michael Wägerle nicht beschreiben, um möglichen Angreifern keine Hinweise zu geben. So argumentiert auch Ulrich Viertl, Geschäftsführer des internen Service der Arbeitsagentur Konstanz/Ravensburg. Es gebe aber genaue Richtlinien für Konfliktfälle, man arbeite sehr eng mit der Polizei zusammen. Nach Fällen wie dem aus Rothenburg prüfe man stets, ob man sein Sicherheitskonzept anpassen müsse. Der Landkreis Tuttlingen hatte nach der tödlichen Attacke von Rothenburg weitere Sicherheitsmaßnahmen beschlossen. In dieser Woche werden zum ersten Mal 20 Mitarbeiter von Jobcenter und Sozialamt von einem Personenschützer geschult. Es geht darum, sich in Konfliktsituationen richtig zu verhalten, um körperliche Attacken zu vermeiden. „ Die Kollegen lernen auch Griffe zur Selbstverteidigung“, erläutert Bernd Mager, Sozialdezernent des Landkreises. Zwar seien Angriffe die Ausnahme, „ aber Beleidigungen und fliegende Aktendeckel kommen vor“. Deshalb dürfen keine schweren Gegenstände auf Schreibtischen stehen – damit Angreifer keine gefährlichen Wurfgegenstände vorfinden. Außerdem sollen alle 45 Mitarbeiter des Jobcenters spätestens im Februar einen Alarmknopf unter dem Tisch haben, um im Notfall Hilfe zu alarmieren. ( tja)