Gränzbote

Polizei sicher: Mutter stieß Sohn auf Gleis

31-Jährige in Psychiatri­e eingewiese­n – Junge außer Lebensgefa­hr

- Von Bernhard Sprengel

HAMBURG (dpa) - Eine Mutter, die ihren Sohn am Sonntag vor eine Hamburger U-Bahn gestoßen hatte, ist in eine psychiatri­sche Klinik eingewiese­n worden. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Tötung gegen die 31-Jährige. Der Junge ist nach Angaben der Behörden mittlerwei­le außer Lebensgefa­hr. Warum die Frau den Elfjährige­n im Bahnhof „Hoheluftbr­ücke“schubste, blieb unklar.

Die Bahn hatte das Kind überrollt, es wurde schwer verletzt und verlor einen Fuß. „Nach Auswertung der Zeugenvern­ehmungen und der Bilder der Hochbahn ist die Polizei sicher, dass das Kind von der Mutter auf die Gleise gestoßen wurde“, sagte ein Polizeispr­echer. Ein Haftrichte­r habe einen Unterbring­ungsbeschl­uss für die Psychiatri­e gegen die 31-Jährige erlassen, so die Ermittler.

Zwischen Waggons eingeklemm­t

Der Elfjährige wurde nach Angaben der Feuerwehr im Bahnhof „Hoheluftbr­ücke“zwischen dem ersten und zweiten Waggon des Zuges eingeklemm­t und verlor einen Fuß. Um zu dem Kind zu gelangen, musste zunächst der Fahrstrom abgeschalt­et und die Stromschie­ne geerdet werden. Dann sei eine Feuerwehrf­rau unter den Zug zu dem Jungen gekrochen. Er sei ansprechba­r gewesen, sagte ein Feuerwehrs­precher.

Andere Einsatzkrä­fte trennten unterdesse­n die Waggons und schoben sie mit Muskelkraf­t auseinande­r. Erst dann konnte der Junge in ein Krankenhau­s gebracht werden. Bei derart schweren Verletzung­en spürten die Betroffene­n oft nicht sogleich den Schmerz, erläuterte der Sprecher. Der Notarzt gebe aber starke Schmerzmit­tel. Zum genauen Gesundheit­szustand des Jungen gaben Ärzte mit Hinweis auf die Schweigepf­licht keine Details bekannt.

Der Triebwagen­führer und mehrere Fahrgäste mussten von drei Notfallsee­lsorgern betreut werden.

Die Mutter wurde festgenomm­en und beim psychiatri­schen Notdienst in Gewahrsam gebracht. Sie werde weiter untersucht. Von dem Ergebnis hingen die weiteren Schritte ab, sagte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft. Unabhängig von ihrer Schuldfähi­gkeit werde gegen die 31Jährige wegen des Verdachts einer versuchten Tötung ermittelt. Am Montag wertete die Polizei weitere Videos aus und befragte Zeugen.

Die U3 verläuft auf dem Abschnitt als Hochbahn. Wie viele Fahrgäste in dem betroffene­n Zug saßen, konnte eine Sprecherin des Verkehrsun­ternehmens nicht sagen. Erfahrungs­gemäß seien es an einem Sonntagnac­hmittag bis zu 400.

Eine Untersuchu­ng des Unfallzuge­s habe ergeben, dass die Bremsen in Ordnung waren. Der Triebwagen­führer werde die nächsten Tage nicht im Dienst sein.

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FOTO: DPA Kameras filmten laut Polizei, wie eine 31- Jährige ihr Kind von diesem Bahnsteig in Hamburg auf die Gleise stieß. Sie wird psychiatri­sch untersucht.

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