Rat vertagt Neuregelung zu Wildschäden
Zwischenbericht nach zwei Jahren Regiejagd: Jäger fühlen sich nicht gehört
TUTTLINGEN - Sie sehen vielleicht süß aus, sorgen aber immer wieder für Ärger zwischen Jägern, Förstern und Landwirten: Wildschweine und ihre Frischlinge. Denn wer zahlt den Schaden, den sie auf den Feldern anrichten? Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Tuttlinger Gemeinderates hat eine entsprechende Neuregelung zur Schadensregulierung auf den Flächen der Stadt Tuttlingen am Montag vertagt.
Vorgesehen war eine 80:20-Regelung, so der Beschlussvorschlag der Verwaltung. Heißt: Die Jäger, die das Revier gepachtet haben, zahlen 80 Prozent, der Eigentümer der Fläche 20 Prozent der Schadenssumme. Bislang galt eine 70:30-Regelung. Diese und anderer Änderungen seien jedoch nie mit den Jägern abgesprochen worden, sagte Hegeringleiter Manfred Stellmacher auf Nachfrage. Auch eine Neuregelung gemäß dem neuen Jagdgesetz sei nicht notwendig: „Die alten Verträge haben Bestand.“Den Jägern liege an einem guten Verhältnis mit den Landwirten und der Stadt, aber „wir wollen auf Augenöhe wahrgenommen werden“, so Stellmacher.
Arbeitskreis soll’s richten
Stellmacher hatte ein Rundschreiben vor der Sitzung an sämtliche Fraktionen verschickt – mit der erwünschten Konsequenz: Auf Antrag der CDU-Fraktion wurde der Punkt vertagt. Ein Arbeitskreis, bestehend aus den verantwortlichen Mitarbeitern in der Stadtverwaltung und Vertre- tern der Fraktionen, soll nun eine Einigung finden.
Dass die Jagdpachtverträge überhaupt auf der Agenda des Ausschusses standen, liegt daran, dass ein Zwischenbericht schon seit einem halben Jahr fällig ist. Die Stadt hatte vor zweieinhalb Jahren, im April 2013, die Regiejagd wieder eingeführt. Seitdem hat sie etwa die Hälfte der städtischen Flächen an Jäger verpachtet, auf der anderen Hälfte übernehmen Stadtförster die Jagd. Ziel war es, den Wildverbiss, also Schaden an Bäumen, zu verringern, so Hubert Geiger, städtischer Forstamtsleiter. Zwar sei es nach zwei Jahren noch verfrüht, über die Auswirkungen zu berichten. Einen guten Baumbestand gebe es aber etwa am Sommerberg in Eßlingen. Darüber hinaus machen Jägern und Landwirten immer wieder die Wildschweine Ärger. Geiger fordert deshalb, dass Wildschweine stärker revierübergreifend bejagt werden, auch mit organisierten Drückjagden. Zudem könnte sich Tuttlingen an Rheinland-Pfalz ein Beispiel nehmen: Dort werden Frischlinge gefangen, um zu verhindern, dass sich Krankheiten wie die Schweinepest ausbreiten.
Auch Wildtiere wie Luchs und Wolf finden sich in Geigers Jagdbericht wieder. Zwar seien die Tiere hier noch nicht heimisch, Geiger meint aber: „Wenn in fünf Jahren eine Meldung kommt, dass ein Wolf auf der A 81 überfahren worden ist, würde es mich nicht wundern.“