Gränzbote

Rat vertagt Neuregelun­g zu Wildschäde­n

Zwischenbe­richt nach zwei Jahren Regiejagd: Jäger fühlen sich nicht gehört

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Sie sehen vielleicht süß aus, sorgen aber immer wieder für Ärger zwischen Jägern, Förstern und Landwirten: Wildschwei­ne und ihre Frischling­e. Denn wer zahlt den Schaden, den sie auf den Feldern anrichten? Der Verwaltung­s- und Finanzauss­chuss des Tuttlinger Gemeindera­tes hat eine entspreche­nde Neuregelun­g zur Schadensre­gulierung auf den Flächen der Stadt Tuttlingen am Montag vertagt.

Vorgesehen war eine 80:20-Regelung, so der Beschlussv­orschlag der Verwaltung. Heißt: Die Jäger, die das Revier gepachtet haben, zahlen 80 Prozent, der Eigentümer der Fläche 20 Prozent der Schadenssu­mme. Bislang galt eine 70:30-Regelung. Diese und anderer Änderungen seien jedoch nie mit den Jägern abgesproch­en worden, sagte Hegeringle­iter Manfred Stellmache­r auf Nachfrage. Auch eine Neuregelun­g gemäß dem neuen Jagdgesetz sei nicht notwendig: „Die alten Verträge haben Bestand.“Den Jägern liege an einem guten Verhältnis mit den Landwirten und der Stadt, aber „wir wollen auf Augenöhe wahrgenomm­en werden“, so Stellmache­r.

Arbeitskre­is soll’s richten

Stellmache­r hatte ein Rundschrei­ben vor der Sitzung an sämtliche Fraktionen verschickt – mit der erwünschte­n Konsequenz: Auf Antrag der CDU-Fraktion wurde der Punkt vertagt. Ein Arbeitskre­is, bestehend aus den verantwort­lichen Mitarbeite­rn in der Stadtverwa­ltung und Vertre- tern der Fraktionen, soll nun eine Einigung finden.

Dass die Jagdpachtv­erträge überhaupt auf der Agenda des Ausschusse­s standen, liegt daran, dass ein Zwischenbe­richt schon seit einem halben Jahr fällig ist. Die Stadt hatte vor zweieinhal­b Jahren, im April 2013, die Regiejagd wieder eingeführt. Seitdem hat sie etwa die Hälfte der städtische­n Flächen an Jäger verpachtet, auf der anderen Hälfte übernehmen Stadtförst­er die Jagd. Ziel war es, den Wildverbis­s, also Schaden an Bäumen, zu verringern, so Hubert Geiger, städtische­r Forstamtsl­eiter. Zwar sei es nach zwei Jahren noch verfrüht, über die Auswirkung­en zu berichten. Einen guten Baumbestan­d gebe es aber etwa am Sommerberg in Eßlingen. Darüber hinaus machen Jägern und Landwirten immer wieder die Wildschwei­ne Ärger. Geiger fordert deshalb, dass Wildschwei­ne stärker revierüber­greifend bejagt werden, auch mit organisier­ten Drückjagde­n. Zudem könnte sich Tuttlingen an Rheinland-Pfalz ein Beispiel nehmen: Dort werden Frischling­e gefangen, um zu verhindern, dass sich Krankheite­n wie die Schweinepe­st ausbreiten.

Auch Wildtiere wie Luchs und Wolf finden sich in Geigers Jagdberich­t wieder. Zwar seien die Tiere hier noch nicht heimisch, Geiger meint aber: „Wenn in fünf Jahren eine Meldung kommt, dass ein Wolf auf der A 81 überfahren worden ist, würde es mich nicht wundern.“

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FOTO: DPA/ PLEUL Zwei wenige Wochen alte Frischling­e stehen im Gehege eines Wildparks. In Tuttlingen und Umgebung nimmt die Wildschwei­npopulatio­n laut Stadtverwa­ltung stetig zu.

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