Gränzbote

Unnötig und schlecht gemacht

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Das Platzen der Immobilien­blase in Spanien und in den Vereinigte­n Staaten diente den Erfindern der Wohnimmobi­lienrichtl­inie und dem deutschen Gesetzgebe­r als Menetekel. In Spanien wetteten viele Kreditnehm­er auf immer weiter steigende Immobilien­preise – und verloren ihre Häuser, als die Preise ins Bodenlose fielen und sie ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Auf der anderen Seite des Atlantiks verkauften die Banken sogar das Kreditausf­allrisiko auf dem Finanzmark­t, so dass die Kreditbera­ter gar nicht mehr auf die Bonität der Darlehensn­ehmer achten mussten.

Die Wohnimmobi­lienrichtl­inie soll Exzesse wie diese verhindern. Das ist gut gemeint, aber weder nötig, noch gut gemacht. Die Prüfung der Bonität eines Schuldners ist eine der ureigenste­n Aufgaben einer Bank; sie wird aus Eigeninter­esse immer darauf achten, dass die Kunden ihre Kredite zurückzahl­en können. Und für den Fall, dass zu riskante Kredite vergeben werden, gibt es mit der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht bereits jetzt eine Kontrollin­stanz.

Mit der Richtlinie wird es nun Fälle geben, in denen wirtschaft­lich vertretbar­e Darlehen nicht mehr vergeben werden. Hinzu kommt, dass die Richtlinie und die deutsche Umsetzung zum Teil so vage formuliert sind, dass Banken sich scheuen werden, in Zweifelsfä­llen überhaupt eine Kreditbere­chnung anzustelle­n. Schließlic­h haben sie die komplette, kostenlose Rückabwick­lung des Darlehens zu tragen, falls sie bei der Vergabe Fehler machen.

Die Entscheidu­ng, ob ein Darlehen gewährt wird, muss der Kreditgebe­r treffen – und zwar nach nachvollzi­ehbaren marktwirts­chaftliche­n Kriterien, zu denen das Eigenkapit­al, die Tilgungshö­he, die Sicherheit­en und natürlich auch das Alter des Kreditnehm­ers gehören. Vergibt eine Bank Kredite nicht nach solchen Variablen, müssen Aufsichtsb­ehörden wie die Bafin einschreit­en. In Spanien und den USA wären solche Kontrollin­stanzen gefordert gewesen, denn dort haben die Institute die Kredite ohne diese objektiven Risikobewe­rtungen gewährt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany