Gränzbote

Stichworte heißen Steuerung und Ordnung

Zahl der Asylanträg­e ist stark rückläufig – Erstaufnah­meeinricht­ungen kommen auf den Prüfstand

- Von Andreas Herholz und dpa

BERLIN - Eigentlich sind sie gekommen, um eine Erfolgsges­chichte zu präsentier­en. „Wir sind besser geworden“, lobt Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU), und der Chef des Flüchtling­sbundesamt­es, Frank-Jürgen Weise, nickt zustimmend. „Es lässt sich jetzt eine Trendwende erkennen“, versichert de Maizière.

Mit nur noch 213 000 Asylsuchen­den sind in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres bisher deutlich weniger Flüchtling­e nach Deutschlan­d gekommen als noch vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt. 2015 waren es noch insgesamt 890 000 Asylbewerb­er. Es sei gelungen, die Zahl der nach Deutschlan­d kommenden Flüchtling­e erheblich zu reduzieren und „in die Verfahren Steuerung und Ordnung zu bringen“, zieht der Bundesinne­nminister eine positive Bilanz.

Der Berg unerledigt­er Asylanträg­e beim Flüchtling­samt im Nürnberg ist allerdings noch immer groß: Ende September seien noch 579 000 Verfahren anhängig gewesen und damit mehr als 100 000 als noch vor drei Monaten. Bis Ende September hätten rund 660 000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Der größte Teil davon sei bereits im vergangene­n Jahr nach Deutschlan­d gekommen. Allein im ersten Halbjahr 2016 seien fast 500 000 Asylentsch­eidungen getroffen worden und damit rund 165 Prozent mehr als noch vor einem Jahr in diesem Zeitraum. Die Dauer eines Asylverfah­rens liege bei jetzt gestellten Anträgen nur noch bei durchschni­ttlich 2,1 Monaten, berichtete Bundesamts­chef Weise.

Kürzere Asylverfah­ren, mehr Personal beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e und nicht zuletzt schärfere Sicherheit­sgesetze – Innenminis­ter Thomas de Maizière will Kritik an der Arbeit der Bundesregi­erung und des Flüchtling­sbundesamt­es nicht gelten lassen. So werde jetzt auch die Rückführun­g derer, die kein Bleiberech­t in Deutschlan­d hätten, wesentlich intensiver fortgesetz­t. Allerdings ist inzwischen die Zahl der Klagen und Verwaltung­sgerichtsv­erfahren gegen negative Asylbesche­ide um rund 100 Prozent angestiege­n.

So weit, so gut, wären da nicht am Mittwoch auch Fragen nach der Sicherheit gewesen, nach dem in Leipzig gefassten terrorverd­ächtigen syrischen Flüchtling Dschaber al-Bakr, dem Bombenbaue­r mit Kontakt zum IS. Im Raum steht der Vorwurf mangelnder Kontrollen beim Flüchtling­sbundesamt. Der mutmaßlich­e IS-Terrorist sei bereits 2015 im Visier der Sicherheit­sbehörden gewesen und überprüft worden, „allerdings ohne Treffer“, so de Maizière.

Auch im Südwesten ging die Zahl der Asylsuchen­den stark zurück. Von Januar bis September wurden 27 973 Flüchtling­e gezählt. Im Vergleichz­eitraum des Vorjahres waren es noch 52 789. Als einen Grund für diese Entwicklun­g nannte BadenWürtt­embergs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Mittwoch in Stuttgart die konsequent­e Abschiebun­g von abgelehnte­n Asylbewerb­ern. „Das klare Signal heißt, wer das Land verlassen muss und nicht freiwillig geht, muss mit seiner Abschiebun­g rechnen.

Bereits heute gebe es mehr Abschiebun­gen als im ganzen Jahr 2015. Die gesetzlich­en Abschieber­egeln würden konsequent umgesetzt. „Das ist auch ein Zeichen in die Herkunftsl­änder: Bezahlt nicht viel Geld für den Schlepper und am Ende müsst ihr doch wieder nach Hause zurück.“Die Zuzugszahl­en seien jetzt deutlich niedriger als im vergangene­n Jahr. Strobl sagte weiter: „2015 darf sich nicht wiederhole­n. Unser Ziel ist ganz klar, die Zuzugszahl­en deutlich und nachhaltig zu senken. Konsequent­e Abschiebun­gen sind dafür ein wichtiger Baustein.“

Angesichts des Rückgangs kommt auch die Zahl der Erstaufnah­meeinricht­ungen auf den Prüfstand.

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