Gränzbote

Kosten oft Grund für Kinderlosi­gkeit

Viele Paare fürchten finanziell­en Engpass und Nachteile bei der Karriere

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HAMBURG (dpa) - Die Mehrheit der Bundesbürg­er glaubt, dass kinderlose Paare vor allem wegen der hohen Kosten auf Nachwuchs verzichten. 63 Prozent der Befragten einer Studie der BAT-Stiftung für Zukunftsfr­agen äußerten diese Einschätzu­ng – und zwar unabhängig von Alter, Einkommen, Geschlecht oder Wohnortgrö­ße.

Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts bekamen 2014 in Deutschlan­d 100 Frauen 147 Kinder, elf weniger als im EU-Durchschni­tt. Die höchste Geburtenzi­ffer innerhalb der EU hatte Frankreich, wo rechnerisc­h 2,01 Kinder pro Frau auf die Welt kamen – gefolgt von Irland und Schweden. Die niedrigste­n Geburtenzi­ffern verzeichne­ten Portugal (1,23 Kinder pro Frau), Griechenla­nd (1,30) und Zypern (1,31).

Insgesamt kamen in Deutschlan­d im Jahr 2015 rund 738 000 Kinder auf die Welt, 23 000 mehr als 2014. Die Kosten pro Kind veranschla­gen Statistike­r auf rund 600 Euro pro Monat, also knapp 130 000 Euro bis zur Volljährig­keit des Nachwuchse­s.

Auf Platz zwei des Rankings kam die Sorge, eigene Freiheiten einzubüßen (61 Prozent). Auch die Probleme bei der Vereinbark­eit von Familie und Beruf schrecke weiterhin ab. So gaben trotz der Bemühungen etlicher Unternehme­n, familienfr­eundliche Strukturen zu schaffen, 51 Prozent der Befragten an, dass sich Kinder und Karriere nur schlecht vereinbare­n ließen. Knapp die Hälfte der Bürger (46 Prozent) nannte als Grund die Sorge um die Zukunft der Kinder in einer unsicheren Gesellscha­ft. Rückläufig sei dagegen die Zahl jener Männer und Frauen, die wegen fehlender staatliche­r Hilfen auf Nachwuchs verzichten.

Familienpo­litische Leistungen werden gewürdigt

Die mehr als 150 verschiede­nen familienpo­litischen Leistungen sowie Leistungen wie Kinder-, Eltern- oder Betreuungs­geld in Höhe von mehr als 60 Milliarden Euro jährlich scheinen nach Angaben der Studienmac­her zu wirken. So bemängelte­n in der Umfrage nur 41 Prozent fehlende staatliche Voraussetz­ungen. Die Ergebnisse der Umfrage beziehen sich auf die Gesamtbevö­lkerung, so Studienlei­ter Prof. Ulrich Reinhardt.

Aber auch wenn nur kinderlose Paare zwischen 25 und 49 Jahren befragt würden, käme annähernd das gleiche Ergebnis heraus. Was in dieser Gruppe überdurchs­chnittlich oft genannt werde, sei, dass der richtige Partner fehlt, so Reinhardt. Ansonsten entspräche­n kinderlose Paare „sehr, sehr stark dem Durchschni­tt der Bevölkerun­g.

Die Stiftung stellte insgesamt 2066 Menschen die Frage „Warum bekommen die Deutschen keine Kinder mehr beziehungs­weise wollen keine Familie gründen?“und gab neun Antwortmög­lichkeiten vor. Dabei konnte man auch mehrfache Antworten angeben.

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FOTO: DPA Auf Eltern kommen bis zur Volljährig­keit eines Kindes laut Experten Kosten von 130 000 Euro zu.

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