Lehrer begeistern Schüler fürs Theater
Constance Fuss und Sabrina Fortner trommeln am IKG für Schülerabo der Stadthalle
TUTTLINGEN - Wie bekommt man junge Menschen ins Theater? Diese Frage treibt Stadthallen-Boss Michael Baur um. Die Anzahl der Schülerabos ging seit mehreren Jahren kontinuierlich zurück. Nun haben mit Constance Fuss und Sabrina Fortner, zwei Lehrerinnen des Tuttlinger Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG), die Initiative ergriffen. Sie machten in der Kursstufe gezielt Werbung für das Schülerabo der Stadthalle. Und siehe da: 61 Oberstufenschüler griffen zu.
„Mir ist es wichtig, dass die Schüler in der Oberstufe ein kulturelles Grundgerüst bekommen“, sagt Constance Fuss, die auch die Theater-AG am IKG leitet. Sie selbst hat sich vorgenommen, zu jeder Veranstaltung, die im Rahmen des Schülerabos buchbar ist, mitzugehen – „egal, ob ein Schüler mitgeht oder 30 Schüler dabei sind“. Das Engagement hat einen Grund: „Wenn die Schüler jetzt nicht ins Theater gehen, dann werden sie es nie tun“, meint die Pädagogin.
Vorstoß „ein Selbstläufer“
Es sei schön zu sehen gewesen, dass der Vorstoß von ihr und ihrer Kollegin „ein Selbstläufer“gewesen sei: Von den rund 180 Schülern der Kursstufe nehmen in dieser Spielzeit jetzt ein Drittel das Schülerabo wahr. Im vergangenen Jahr hatte Constance Fuss ihren Deutschkurs auf das Theater in der Stadthalle angesprochen. Schon damals hatte sie Erfolg: „Das Interesse war groß. Da ist die Idee aufgekommen, die gesamte Kursstufe anzusprechen“, berichtet Fuss.
Das Schülerabo sei wichtig, aber nicht unbedingt für Schüler der Mittelstufe geeignet. Ein Theaterbesuch sei aber vor allem dann ein Gewinn, wenn die Lektüre im Deutsch-Unterricht mit dem Theaterbesuch korreliert: „In das Stück ,Frühlings Erwachen’ möchte ich mich nicht mit einer neunten Klasse reinsetzen“, gesteht die Lehrerin. Die Inszenierung der Württembergischen Landesbühne nach einem Werk von Frank Wiedekind stellte im Januar eine Kindertragödie dar. Erstaunt ist Constance Fuss hingegen, dass die Lesung von Franz Alt im Rahmen des Tuttlinger Literaturherbsts am kommenden Freitag zwölf Schüler angesprochen hat: „Das hätte ich nicht gedacht“, sagt sie.
Dass das Schülerabo bei vielen jungen Menschen nicht bekannt ist, frustriert Michael Baur: „Wir haben immer wieder Angebote gemacht und viel probiert, aber nur mäßigen Erfolg gehabt“, gesteht er. Der Auftrag der Stadthalle sei es, Kultur zu bewahren. Dazu gehörten eben auch Aufführungen von Werken von Goethe und Schiller sowie klassische Musik.
Fünf Euro kurz vor dem Beginn
Für Schüler und Studenten gibt es für bestimmte Veranstaltungen 15 Minuten vor Beginn einen ermäßigten Eintritt für alle Karten. Fünf Euro kostet das Ticket dann nur noch: „Das hat aber nicht dazu geführt, dass Scharen von jungen Menschen gekommen sind“, betont Baur. Mit dem Schülerabo können sich die jungen Menschen für 20 Euro fünf Veranstaltungen aus dem Programm der Stadthalle aussuchen, jede weitere Eintrittskarte kostet dann nur noch jeweils vier Euro. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass allein der ermäßigte Eintritt für die Lesung von Franz Alt am Freitag 12,10 Euro beträgt.
„Unser Angebot ist nicht ausreichend bekannt“, sagt Baur. Die Stadthalle würde jedes Jahr unzählige Flyer an die Schulen verschicken: „Wir sind auf die Lehrer angewiesen“, meint er. Von daher will Baur in den Dialog mit den Lehrern treten: „Sie sollen uns sagen, was ihnen fehlt.“Das Ziel: Jeder Schüler soll wenigstens ein Mal pro Schuljahr ein Theater von innen gesehen haben“– und dann am liebsten die Aufführungen in der Stadthalle und nicht in Konstanz oder Freiburg: „Wir benötigen an jeder Schule zwei, drei Lehrer, die von unserem Angebot überzeugt sind“, betont Baur. Mit Constance Fuss und Sabrina Fortner har er diese am IKG bereits gefunden.