Hinten sind sicher keine Rezepte drin
Katrin Bauerfeind liest in der kommenden Woche beim Literaturherbst
TUTTLINGEN - Zahm ist das Buch „Hinten sind Rezepte drin“von Katrin Bauerfeind nicht. Das sieht man schon am Cover, von dem die Autorin mit einem Kaktus zwischen den Beinen in die Kamera lacht. Da ahnt der Leser, dass er von der FernsehJournalistin jede Menge bissige Kommentare, auch zu Themen unterhalb der Gürtellinie, erwarten darf – und Geschichten, die Männern nie passieren würden. Das können die Zuhörer sicher auch bei der dritten Lesung im Rahmen des Tuttlinger Literaturherbstes am Donnerstag, 20. Oktober, um 20 Uhr im kleinen Saal der Stadthalle erleben.
Zunächst macht die Autorin klar, dass es mit Männern nicht immer lustig sein muss und zeigt auf, dass auch die Religion da keine Ausnahme macht. Das Neue Testament hält für Frauen nur zwei Rollen vor: Mutter und Prostituierte. „Die prägende Religion des Abendlandes hält von der Gleichberechtigung der Frauen ungefähr so viel wie die Hells Angels“, schreibt sie.
Der Brigitte Gott
Wie gut, dass Bauerfeind gleich am Anfang des Buchs ihre erste Frauenreligion propagiert, zu der alle Leserinnen gern wechseln dürfen. Das konnte L. Ron Hubbard schließlich auch, der Hollywood-Schauspieler Tom Cruise und viele andere davon überzeugen konnte, dass der Planet Teegeeack, heute genannt Erde, vor 75 Millionen Jahren Teil einer galaktischen Konföderation unter der Herrschaft von Xenu war; die Glaubensgemeinschaft nennt sich Scientology. Die Religion von Bauerfeind hat gegenüber anderen Religionen sogar einen großen Vorteil: Es gibt nur vier Gebote. Brigitte Gott (natürlich ist sie eine Frau) spricht Klartext. Und Humor hat sie auch.
In 45 kleinen Geschichten persifliert die „Gebärdienstverweigerin“Bauerfeind das Frausein. Etwa dass Rosen und Bon Jovi nicht romantisch sind und dass eine Frau sich ganz einfach unsichtbar machen kann, indem sie sich nicht schminkt. Und sie erzählt über Frauen in Pornos, übers Hip-Sein, schwäbische Weisheiten, den Sex-TÜV und das Märchen von der Höflichkeit. Und wie verhält man sich richtig bei einem Rendezvous? Muss der Herr der Dame nachschenken? Sollte der Herr der Dame besser nicht mehr nachschenken, wenn sie schon schön voll ist? Darf die Dame das Handy mit aufs Klo nehmen?
Natürlich sind hinten dann doch keine Rezepte drin. Braucht man auch gar nicht, nachdem man so viel über den Diätwahnsinn, Schönheitsfimmel und die Modegeilheit der Frauenzeitschriften gelacht hat. Die frischgebackene Nichtraucher-Autorin beglückt uns am Ende vielmehr mit ein paar Tagebucheinträgen zu ihrem Gewichtsproblem und Gedanken zu Heidi Klum. Und warum, verdammt nochmal, sind auf den Verpackungen von Nahrungsergänzungsmitteln eigentlich immer ein Frauenbauch und ein Maßband zu finden? Da hilft nur eines: frittierte Gummibärchen.