Auch auf der kürzeren Strecke hoch hinaus
Erik Riss ist Doppelweltmeister auf der Langbahn – Für Furore sorgen will er aber auch in der Königsklasse
2014 ging Erik Riss als jüngster Weltmeister in die Geschichte des Langbahnsports ein. Gerade mal 19 Jahre alt war der Motorradfahrer damals. Zwei Jahre später wiederholte er – nach der Vizeweltmeisterschaft 2015 – diesen Erfolg. Darüber hinaus wurde der Bad Wurzacher unlängst mit dem AC Landshut Deutscher SpeedwayMannschaftsmeister und SpeedwayTeam-Cup-Sieger mit der Motorsportvereinigung Herxheim. Erik Riss ist also längst in die Fußstapfen seines Vaters Gerd Riss getreten. Der wohl bekannteste deutsche Langbahnsportler der Neunziger und Nuller Jahre gewann bis zu seinem unfallbedingten Rücktritt 2011 achtmal den Weltmeistertitel auf der Langbahn und war fünfmal Deutscher Meister auf dem deutlich kürzeren – und anspruchsvolleren – Speedway-Oval.
Spektakulärer Sport
Auch Erik Riss, der 2016 auch in der U21-WM aufhorchen ließ, sieht auf dem deutlich kürzeren SpeedwayOval seine Herausforderung – und seine Zukunft.
Drei, vier Jahre – das ist die Zeit, die Erik Riss sich selbst gesetzt hat. Drei, vier Jahre, um weiterhin in der britischen Premier League Woche für Woche Speedway-Erfahrung zu sammeln. Drei, vier Jahre, um zu reifen für das große Ziel: „Ich will ganz klar in den Speedway Grand Prix. Und ich bin überzeugt, dass ich es schaffe“, sagt er.
Speedway, das ist so etwas wie der große Bruder des Langbahnsports: maximal 400 Meter Oval, das es im ständigen Drift viermal im Kampf gegen die Rivalen zu umrunden gilt. Befahren werden die sandigen Ovale mit Maschinen ohne Schaltung und Bremse, in den Kurven legen die Piloten ihre Motorräder quer, beim sogenannten Powersliding droht das eigene Hinterrad einen ständig zu überholen. Es ist ein spektakulär anzusehender Sport, den sich Erik Riss da ausgesucht hat. Spektakulär, nicht ganz ungefährlich, Volkssport in Polen, Großbritannien und Skandinavien, mit bis zu 40 000 Menschen besetzten Arenen und Fernsehpräsenz. Seit Beginn der Weltmeisterschaften 1936 gab es mit Egon Müller (1983) nur einen einzigen deutschen Weltmeister, seit Einführung des Grand Prix Systems 1995 mit Martin Smolinski 2014 für ein Jahr gar nur einen einzigen deutschen Grand-Prix-Piloten. Im Konzert der Großen spielen die deutschen Fahrer nur eine untergeordnete Rolle.
Erik Riss aber wäre nicht Erik Riss, wollte er nicht genau dort hin. Neben seiner Karriere auf der Langbahn, debütierte er kurz nach dem Abitur in Großbritanniens Premier League beim Zweitligisten Edinburgh Monarchs, einer der bekanntesten Speedwayschulen Europas. Nicht nur dort hinterließ der jüngere der beiden Riss-Brüder, auch Mark Riss ist Motorradfahrer, Spuren: 2016 qualifizierte er sich als einziger Deutscher für die heiß umkämpfte und hochkarätige U21-Junioren-WM im Speedway. Mit einem dritten und einem vierten Rang ließ er bei der dreiteiligen Finalserie aufhorchen. Im Gesamtresultat belegte er Rang acht. Bei der U21-EM wurde er im Einzel Fünfter. Mit der Nationalmannschaft holte Riss EM-Bronze. Längst ist Riss auch eine der Stützen seiner Mannschaft.
„60, 70 Rennen dürften es dieses Jahr schon gewesen sein“, erzählt Riss. Zu ihnen gehören auch die fünf Grand Prix der Langbahn-WM-Serie – die er gewann. Nach dem Grand Prix-Auftaktsieg in Mühldorf folgten ein vierter, ein zweiter und ein weiterer vierter Platz. Mit einem 16Punkte-Polster ging es zum Saisonfinale nach Vechta. Dort gelang Riss das wahre Meisterstück: sieben Läufe, sieben Siege – Souveränität pur! 2017 wird er nach derzeitigem Stand auch auf der Langbahn der einzige deutsche Dauerstarter im WM-Zirkus sein. „Natürlich will ich den Titel verteidigen. Wenn ich fahre, will ich auch gewinnen“, sagt er. Doch sein eigentliches Ziel bleibt der ganz große Erfolg im Speedway. „Darauf werde ich hinarbeiten. Sie will ich erreichen“, sagt er. Es würde nicht verwundern, wenn Erik Riss auch das gelänge.