Wie ein Gott verehrt
König Bhumibol Adulyadej war die Seele Thailands
BANGKOK (dpa) - König Bhumibol Adulyadej, seit Jahren schwer krank, war in Thailand schon lange nicht mehr öffentlich aufgetreten. Trotzdem war er allgegenwärtig: Riesige Poster mit seinem Konterfei hängen am Flughafen und an Wolkenkratzern, in Einkaufszentren und an Straßenecken stehen Tausende altarähnliche Podeste mit seinem Konterfei.
Am Donnerstag ist Bhumibol im Alter von 88 Jahren gestorben. Er war seit gut 70 Jahren auf dem Thron und damit der am längsten amtierende Monarch der Welt. Kaum ein Thailänder hat einen anderen König auf dem Thron erlebt.
Bhumibol war weit mehr als ein König nach modernem europäischem Vorbild. Thailands Monarchen haben zwar seit der Abschaffung der absoluten Monarchie 1932 auf dem Papier keine politische Macht mehr. Aber Generationen von Kindern haben ihm in der Schule täglich die Treue geschworen. Bhumibol war in Zeiten der oft wackligen Demokratie ein Garant für Kontinuität und eine moralische Instanz.
Fraglich ist, inwieweit die Verehrung auf seinen Sohn übergeht. Der 64-jährige Thronfolger Maha Vajiralongkorn mit sieben Kindern aus drei Ehen ist geschieden. Vajiralongkorn hat um einen Aufschub bei der Thronbesteigung gebeten. Regierungschef Prayut Chan-O-Cha sagte am Donnerstag, er habe eine Audienz bei dem Kronprinzen gehabt. Dabei habe er „um Zeit zur Vorbereitung, bevor er zum neuen König ausgerufen wird“, gebeten.
Sein Vater Bhumibol war jahrelang zur Stelle, um das Land zu einen, sei es, indem er hinter den Kulissen die Strippen zog oder Streithähne öffentlich zur Ordnung rief. Die 70 Millionen Thailänder verehrten ihn wie einen Gott.
Bhumibol Adulyadej wurde am 5. Dezember 1927 in den USA geboren. Er wuchs unter anderem in Lausanne in der Schweiz auf. Er war der Neffe des Königs. Sein Vater starb früh, der König dankte kinderlos ab, und sein älterer Bruder wurde mit 20 Jahren erschossen in Bangkok im Palast gefunden. Bhumibol bestieg den Thron 1946. Er setzte zunächst seine Studien in der Schweiz fort. 1950 heiratete er die noch nicht ganz 18-jährige Sirikit. Sie brachte vier Kinder zur Welt. Der König sprach Englisch und Französisch, war begeisterter Fotograf und spielte gut Saxofon.
Zurück in Thailand wandelte er sich zum engagierten Landesvater. Landauf, landab startete er Initiativen, um das Los der Bauern zu verbessern. Zwei Dutzend Regierungen kamen und gingen, 20-mal putschte das Militär – Bhumibol stand als staatstragendes Symbol über allem. König