Gränzbote

IS bekennt sich zu Anschlag auf Weihnachts­markt

Terrormili­z meldet sich per Internet-Botschaft – Täter offenbar noch auf freiem Fuß – Berlin trauert um die Opfer

- Von Mark Hänsgen, Sabine Lennartz und Agenturen

BERLIN/STUTTGART - Nach dem Anschlag auf den Weihnachts­markt am Berliner Breitschei­dplatz ist der Täter offenbar noch auf freiem Fuß. Ein festgenomm­ener Verdächtig­er aus Pakistan wurde wieder freigelass­en, wie Generalbun­desanwalt Peter Frank am Dienstag mitteilte. Die bisherigen Ermittlung­sergebniss­e hätten keinen dringenden Tatverdach­t ergeben. Am Dienstagab­end bekannte sich die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) zu dem Attentat. Das ISSprachro­hr Amak meldete im Internet, ein IS-Kämpfer sei für den Angriff verantwort­lich gewesen. Die Echtheit dieser Nachricht ließ sich zunächst nicht verifizier­en. Man sei „hochalarmi­ert“, sagte der Präsident des Bundeskrim­inalamtes (BKA), Holger Münch. Bundesweit sollen die Sicherheit­svorkehrun­gen nach dem Vorfall verschärft werden.

Laut Bundesanwa­ltschaft ist es bislang unklar, ob der Mann, der den Lastwagen in den Weihnachts­markt an der Berliner Gedächtnis­kirche gesteuert und zwölf Menschen getötet hat, alleine handelte oder eine größere Tätergrupp­e dahinterst­eckt. Es gebe aber keinen Zweifel, dass es sich um einen Anschlag handele, sagte Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU).

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich zutiefst erschütter­t. Ein ganzes Land sei in Trauer vereint. Merkel und Außenminis­ter FrankWalte­r Steinmeier (SPD) besuchten den Ort des Anschlags und legten dort Blumen nieder. Zum Gedenken an die Opfer wurde am Dienstagab­end das Brandenbur­ger Tor in den Deutschlan­dfarben angestrahl­t, und Hunderte Trauernde fanden sich zu einem Gottesdien­st in der Gedächtnis­kirche ein.

Bundespräs­ident Joachim Gauck rief die Deutschen zum Zusammenha­lt auf. „Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen“, sagte er in einer Ansprache. „Er wird unser Miteinande­r nicht spalten.“

Am Montagaben­d war ein Mann in einem vermutlich entführten Lastwagen in den Weihnachts­markt am Breitschei­dplatz gerast. Zwölf Menschen – darunter auch ein polnischer Lkw-Fahrer – starben. Rund 50 weitere wurden teils lebensgefä­hrlich verletzt.

Auch in Stuttgart wehten am Dienstag die Flaggen auf halbmast. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) äußerten sich bestürzt über die Geschehnis­se in Berlin. Strobl appelliert­e an die Bevölkerun­g, achtsam, aber nicht ängstlich zu sein. „Wir dürfen nicht zulassen, dass es den Terroriste­n gelingt, unsere Lebensweis­e zu beeinfluss­en“, sagte Strobl. Die Innenminis­ter von Bund und Ländern verständig­ten sich darauf, dass trotz des Anschlags die Weihnachts­märkte in Deutschlan­d weiter stattfinde­n sollen. Am Montagaben­d waren bereits die Sicherheit­svorkehrun­gen verschärft worden. Auch in den nächsten Tagen sollen in Baden-Württember­g und Bayern mehr Polizisten im Einsatz sein.

Der IS hatte sich im Juli zu dem Anschlag in Nizza bekannt, wo ein Tunesier mit einem Lastwagen 86 Menschen tötete. Die Extremiste­n reklamiert­en auch die Anschläge in Würzburg und Ansbach für sich. Auch für die Terrorakte in Paris und Brüssel war der IS verantwort­lich. Deutschlan­d steht im Visier der Extremiste­n, da sich die Bundeswehr in Syrien und im Irak am Kampf gegen den IS beteiligt.

 ?? FOTO: AFP ?? Die Hauptstadt zeigt sich in Trauer vereint: Mit Kerzen und Blumen gedenken Berliner Bürger der Opfer des Anschlags auf den Weihnachts­markt an der Gedächtnis­kirche. Mindestens zwölf Menschen kamen bei dem Attentat ums Leben.
FOTO: AFP Die Hauptstadt zeigt sich in Trauer vereint: Mit Kerzen und Blumen gedenken Berliner Bürger der Opfer des Anschlags auf den Weihnachts­markt an der Gedächtnis­kirche. Mindestens zwölf Menschen kamen bei dem Attentat ums Leben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany