IS bekennt sich zu Anschlag auf Weihnachtsmarkt
Terrormiliz meldet sich per Internet-Botschaft – Täter offenbar noch auf freiem Fuß – Berlin trauert um die Opfer
BERLIN/STUTTGART - Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz ist der Täter offenbar noch auf freiem Fuß. Ein festgenommener Verdächtiger aus Pakistan wurde wieder freigelassen, wie Generalbundesanwalt Peter Frank am Dienstag mitteilte. Die bisherigen Ermittlungsergebnisse hätten keinen dringenden Tatverdacht ergeben. Am Dienstagabend bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Attentat. Das ISSprachrohr Amak meldete im Internet, ein IS-Kämpfer sei für den Angriff verantwortlich gewesen. Die Echtheit dieser Nachricht ließ sich zunächst nicht verifizieren. Man sei „hochalarmiert“, sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch. Bundesweit sollen die Sicherheitsvorkehrungen nach dem Vorfall verschärft werden.
Laut Bundesanwaltschaft ist es bislang unklar, ob der Mann, der den Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gesteuert und zwölf Menschen getötet hat, alleine handelte oder eine größere Tätergruppe dahintersteckt. Es gebe aber keinen Zweifel, dass es sich um einen Anschlag handele, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich zutiefst erschüttert. Ein ganzes Land sei in Trauer vereint. Merkel und Außenminister FrankWalter Steinmeier (SPD) besuchten den Ort des Anschlags und legten dort Blumen nieder. Zum Gedenken an die Opfer wurde am Dienstagabend das Brandenburger Tor in den Deutschlandfarben angestrahlt, und Hunderte Trauernde fanden sich zu einem Gottesdienst in der Gedächtniskirche ein.
Bundespräsident Joachim Gauck rief die Deutschen zum Zusammenhalt auf. „Der Hass der Täter wird uns nicht zu Hass verführen“, sagte er in einer Ansprache. „Er wird unser Miteinander nicht spalten.“
Am Montagabend war ein Mann in einem vermutlich entführten Lastwagen in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Zwölf Menschen – darunter auch ein polnischer Lkw-Fahrer – starben. Rund 50 weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt.
Auch in Stuttgart wehten am Dienstag die Flaggen auf halbmast. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) äußerten sich bestürzt über die Geschehnisse in Berlin. Strobl appellierte an die Bevölkerung, achtsam, aber nicht ängstlich zu sein. „Wir dürfen nicht zulassen, dass es den Terroristen gelingt, unsere Lebensweise zu beeinflussen“, sagte Strobl. Die Innenminister von Bund und Ländern verständigten sich darauf, dass trotz des Anschlags die Weihnachtsmärkte in Deutschland weiter stattfinden sollen. Am Montagabend waren bereits die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. Auch in den nächsten Tagen sollen in Baden-Württemberg und Bayern mehr Polizisten im Einsatz sein.
Der IS hatte sich im Juli zu dem Anschlag in Nizza bekannt, wo ein Tunesier mit einem Lastwagen 86 Menschen tötete. Die Extremisten reklamierten auch die Anschläge in Würzburg und Ansbach für sich. Auch für die Terrorakte in Paris und Brüssel war der IS verantwortlich. Deutschland steht im Visier der Extremisten, da sich die Bundeswehr in Syrien und im Irak am Kampf gegen den IS beteiligt.