Gränzbote

Russland und Türkei ermitteln gemeinsam

Nach dem Mord an dem russischen Botschafte­r Andrej Karlow gibt es neue Details

- Von Klaus-Helge Donath und Susanne Güsten

Streit um psychiatri­sches Zschäpe-Gutachten

MÜNCHEN (dpa) - Im NSU-Prozess will das Gericht am Mittwoch erneut versuchen, das psychiatri­sche Gutachten über die mutmaßlich­e Rechtsterr­oristin Beate Zschäpe zu hören. Der Sachverstä­ndige Henning Saß war am Dienstag nicht zu Wort gekommen, weil ihm Zschäpes Verteidigu­ng „methodisch­e“Mängel vorhielt und seine Abberufung verlangte. Bundesanwa­ltschaft und Nebenkläge­r hatten dem widersproc­hen. Das Gericht hatte sich vertagt und wird am Mittwoch voraussich­tlich über den Antrag entscheide­n. Saß hatte in einem schriftlic­h eingereich­ten Vorgutacht­en Zschäpes Schuldfähi­gkeit bejaht.

Schäuble hofft auf Wandel von Trump nach Amtsantrit­t

BERLIN (dpa) - Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble setzt darauf, dass Donald Trump moderater wird, wenn er im Januar erst einmal das Präsidente­namt in den USA angetreten hat. „Viele sagen ja, dass das Amt den Inhaber stärker formt als der Inhaber das Amt“, sagte der CDU-Politiker der Wochenzeit­ung „Die Zeit“. „Wollen wir hoffen, dass es so kommt, es bleibt uns gar nichts anderes übrig.“Deutschlan­d müsse als Reaktion auf die Wahlergebn­isse mehr Verantwort­ung übernehmen.

Härtere Auflagen für Waffenbesi­tz kommen

BRÜSSEL (dpa) - Die EU verschärft das Waffenrech­t. Nach zähen Verhandlun­gen zwischen Vertretern des Europaparl­aments, der Staaten und der EU-Kommission haben die EU-Botschafte­r die neuen Auflagen am Dienstag in Brüssel gebilligt. Das teilte der Rat als Vertretung der EU-Staaten mit. Damit reagiert Europa auch auf die Terroransc­hläge des vergangene­n Jahres. Auch auf Sportschüt­zen und Jäger in Deutschlan­d kommen Änderungen zu. So müssen künftig alle Teile von halbautoma­tischen Waffen markiert werden, damit sie besser nachverfol­gbar sind. MOSKAU - Nach dem Mord an dem russischen Botschafte­r Andrej Karlow in der Türkei am Montagaben­d bemühen sich Moskau und Ankara um Einigkeit. Am Dienstagmo­rgen schickte Russland Ermittler nach Ankara. Sie sollen zusammen mit den türkischen Kollegen die Tat aufklären. Über den mutmaßlich­en Attentäter kamen neue Details ans Tageslicht, die auf eine exakte Planung der Tat hindeuten. Der 22-jährige Bereitscha­ftspolizis­t Mevlüt Mert Altintas ließ sich laut Medienberi­chten in den Tagen vor dem Mord krankschre­iben und bezog ein Hotelzimme­r in der Nähe des Kulturzent­rums, in dem er den Diplomaten Karlow niederscho­ss.

Ob Altintas Komplizen hatte, blieb am Dienstag unklar. Die Polizei nahm sechs Menschen fest. Die regierungs­nahe türkische Presse spekuliert­e über eine Mitgliedsc­haft des 22-Jährigen in der Bewegung des islamische­n Predigers Fethullah Gülen. Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan macht diesen seit dem gescheiter­ten Putschvers­uch im Juli für jedes Unheil im Land verantwort­lich. Gülen selbst verurteilt­e den Anschlag.

Schüsse vor der US-Botschaft

Nach dem Anschlag von Berlin wächst in Ankara die Sorge, dass der Syrien-Konflikt immer mehr Terrorakte auslöst. In der Nacht zum Dienstag eröffnete ein Angreifer das Feuer vor der in der Nähe des Kulturzent­rums gelegenen US-Botschaft in Ankara. Die amerikanis­che Regierung ließ darauf die Botschaft sowie die Konsulate in Istanbul und Adana vorsorglic­h schließen. Auch Iran, wie Russland ein wichtiger Verbündete­r des syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad, schloss diplomatis­che Vertretung­en in der Türkei.

Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete verstärkte Sicherheit­smaßnahmen in den diplomatis­chen Vertretung­en Russlands an. Am späten Montagaben­d hatte der Kremlchef im russischen Fernsehen das Attentat als Verbrechen und Provokatio­n bezeichnet. Es ziele darauf ab, die „Normalisie­rung der russischtü­rkischen Beziehunge­n zu durchkreuz­en und den Friedenspr­ozess in Syrien, der aktiv von Russland, der Türkei, Iran und anderen Staaten vorangetri­eben wird, zu sprengen“.

Russische Beobachter vermuten, dass der Anschlag dem gestrigen Treffen Russlands, Irans und der Türkei in Moskau vorgreifen wollte. Eine Einigung der drei Mächte, die durchaus andere Interessen verfolgen, sollte unterlaufe­n werden. Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow nannte die drei Mächte die „effektivst­en Kräfte“bei der Regulierun­g der Krise in Syrien.

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FOTO: DPA Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow (rechts) und sein türkischer Amtskolleg­e Mevlüt Cavusoglu gedenken vor den Gesprächen dem getöteten russischen Botschafte­r Andrej Karlow.

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