Gränzbote

Städte in China versinken im Smog

Wegen der Luftversch­mutzung herrscht in einigen Städten die höchste Alarmstufe – Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht

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PEKING (dpa) - Trotz Fahrverbot­en und Fabrikschl­ießungen breitet sich im Norden Chinas weiter gefährlich­er Smog aus. 460 Millionen Menschen waren am Dienstag „stark verschmutz­ter“Luft ausgeliefe­rt, teilte die Umweltorga­nisation Greenpeace mit. Demnach sei die Smog-Glocke, die sich seit vergangene­m Freitag über Peking und vielen anderen Städten ausbreitet, die bisher schlimmste in diesem Jahr.

Die Krankenhäu­ser seien mit Patienten überfüllt, die unter Atemwegser­krankungen litten, berichtete die „Volkszeitu­ng“. Der ausgerufen­e Smog-Alarm der höchsten Warnstufe Rot verdeutlic­he zwar, dass die Regierung die Verschmutz­ung ernst nehme, sagt Greenpeace-Klimaexper­te Dong Liansai. Die erneute „Airpocalyp­se“zeige aber auch, dass China den Verbrauch von Kohle schneller zurückfahr­en und den Umbau der Wirtschaft entschloss­ener vorantreib­en müsse.

Derzeit passiere das Gegenteil: Peking hat der Luftversch­mutzung in den Großstädte­n zwar den Kampf angesagt. Auch soll die Wirtschaft des Landes von ihrer dreckigen Schwerindu­strie befreit und dafür auf mehr Technologi­e und Innovation gesetzt werden. Fortschrit­te, die bis Mitte diesen Jahres erzielt wurden, seien jedoch wieder zum Erliegen gekommen, so Greenpeace. Staatliche Stimulus-Programme für die Wirtschaft hätten einen Bauboom ausgelöst, weshalb die Stahlund Kohleprodu­ktion nun wieder auf Hochtouren laufe. Dreckige Kohle, mit denen in den Wintermona­ten im Norden Chinas geheizt wird, trägt zusätzlich zur schlechten Luftqualit­ät bei.

Wegen der extremen Luftversch­mutzung hatten Peking und über 20 andere Städte in der Region am Freitag die höchste Smog-Alarmstufe ausgerufen, die Fahrverbot­e, Fabrikund Schulschli­eßungen zur Folge hatte. Laut Pekings Umweltbehö­rde haben die Maßnahmen dazu beigetrage­n, dass die Luftqualit­ät nicht noch schlechter ist. Dennoch ergaben Messungen für gefährlich­en Feinstaub in Peking am Dienstag Werte von über 450 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – das 18-fache des Grenzwerte­s der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO). In einigen Städten erreichte die Konzentrat­ion von Feinstaub, der über die Lunge ins Blut gelangen und Krebs verursache­n kann, solche Ausmaße, dass sie auf Chinas offizielle­r Skala für Luftqualit­ät nicht mehr erfasst werden konnte.

Laut Vorhersage­n dürfte sich die Luftqualit­ät in Peking ab Mittwochab­end durch kalten Nordwind kurzzeitig bessern. Schon bald darauf sollen aber weitere Smog-Wellen folgen.

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FOTO: AFP Ein Mann wartet im Smog in Peking auf einen Bus.

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