Lehrstunde für die Schmidt-Bubis
Beim 2:4 gegen Atlético Madrid erkennt Bayer Leverkusen seine Defizite
●DFB-Chefausbilder
Frank Wormuth
(Foto: dpa) hält die Bedeutung von Taktik im Fußball für überbewertet. „Es geht immer zuerst um die Qualität der Spieler, nicht um Grundordnungen und Systeme“, sagte der 56-Jährige Ex-Trainer von Ravensburg und Pfullendorf der Funke Mediengruppe. „Wenn ein Pep Guardiola aus einer Viererkette eine Dreierkette macht, indem er David Alaba ins Mittelfeld zieht, dann ist für den Gegner vor allem das Problem, dass nun ein überragender Kicker plötzlich zentraler und offensiver auftaucht. Darauf muss ich als Trainer dann reagieren“, sagte Wormuth. Das Spiel sei „das gleiche geblieben, nur vielleicht ist es heute eben variabler“. Wormuth sieht durchaus die Gefahr, dass sich ein Trainer in taktischen Überlegungen verliert oder die Spieler damit überfordert. (dpa)
Dieter Hecking
(Foto: dpa) lässt sich von den ersten Niederlagen als Trainer von Borussia Mönchengladbach nicht irritieren. Trotz des 0:1 in der Europa-League-Heimpartie gegen den AC Florenz ist der Trainer zuversichtlich, dass sein Team noch ins Achtelfinale einzieht. „Florenz hat mich nicht so beeindruckt, dass wir jetzt keine Chance mehr haben. Das Spiel ist noch nicht durch“, sagte Hecking vor dem Rückspiel heute (21.05 Uhr/Sport1). Mit im Flieger nach Pisa war auch Offensivmann Raffael. Der Brasilianer hat seine Oberschenkelprobleme überwunden, im Hinspiel und beim 1:2 gegen Leipzig war er vermisst worden „Mir hat vor allem die Zielstrebigkeit gefehlt“, meinte Hecking. (dpa) LEVERKUSEN (dpa/SID) - Die Ernüchterung konnte niemand verbergen. Doch trotz der aussichtslosen Lage nach dem 2:4 (0:2) gegen Atlético Madrid im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League waren alle Leverkusener um Optimismus bemüht. „Man muss sehen, wie wir zurückgekommen sind. Das war außergewöhnlich. Man sieht, wie viel Leben und wie viel Mut in der Mannschaft stecken“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt.
Doch mit Courage allein wird das erneute Ausscheiden gegen den Vorjahresfinalisten Atlético, an dem Bayer vor zwei Jahren auch in der ersten K.o.-Runde gescheitert war, im Rückspiel am 15. März kaum zu verhindern sein. Aber nach der Lehrstunde ging es auch darum, sich den jüngsten Aufschwung in der Bundesliga durch die Siege gegen Frankfurt und in Augsburg nicht zu zerreden. Also zog jeder die positiven Aspekte aus einem Spiel, das den 29 300 Zuschauern in der BayArena vor allem in der ersten Halbzeit einen Klassenunterschied offenbarte.
„Wir haben uns noch mal toll gewehrt und am 3:3 geschnuppert. Am Schluss haben sie uns dann noch einmal richtig wehgetan“, sagte Rudi Völler. Mit Blick auf das Rückspiel fügte der Bayer-Sportdirektor an: „Ich habe aber im Fußball schon so viel erlebt. Wir werden nicht nach Madrid fahren, um uns freiwillig zu ergeben.“Kleine Wunder sind im modernen Fußball auf diesem Niveau jedoch selten. Bayer gelang so eines 1988, als Bum-Kun Cha, Tita, Klaus Täuber und Co. ein 0:3 bei Espanyol Barcelona im Rückspiel egalisierten und sich im Elfmeterschießen den UEFA-Cup holten.
Diesmal war der Unterschied deutlich größer als vor 29 Jahren. „Man hat gesehen, dass wir eine sehr junge Mannschaft sind“, sagte Nationalspieler Julian Brandt (20), der mit Benjamin Henrichs (19) und Teenager Kai Havertz (17) die JugendFraktion bildet. Leverkusen war „zu naiv“(Brandt) und „zu nervös“(Henrichs), der Champions-League-Finalist von 2014 und 2016 abgezockt und eiskalt. „Wir haben das taktisch perfekt gemacht und das Spiel gut gelesen“, sagte Atlético-Coach Diego Simeone, der in Madrid ein kompaktes Taktikmonster entwickelt hat, das in den letzten Jahren Barcelona, Bayern und Chelsea stürzte, aber in der Rolle als Favorit immer wieder Probleme hatte. Das hat sich nun augenscheinlich geändert. Die Offensive um Star Antoine Griezmann, der mit seinem Tor zum erfolgreichsten AtléticoStürmer der Champions League wurde, ist eingespielt und bestrafte die vielen Fehler des Bundesligisten gnadenlos. „Taktisch haben wir das sehr gut gemacht. Wir haben ein großartiges Match gespielt“, betonte der starke Mittelfeldspieler Koke.
„Atléti“, in der Liga abgeschlagen und im Pokal ausgeschieden, nimmt in der Champions League den nächsten Anlauf auf den Titel – nach zwei Finalniederlagen gegen den Stadtrivalen Real.
Dragovic patzt mehrfach
Grobe Fehler, vor allem von 15-Millionen-Zugang Aleksandar Dragovic, nutzten die Gäste zu einem 2:0 durch Saul Niguez (17.) und Antoine Griezmann (25.). Die Leverkusener Lichtblicke durch Karim Bellarabi (48.) und das Eigentor von Stefan Savic (68.) beantwortete das SimeoneTeam eiskalt durch Kevin Gameiro (58., Foulelfmeter) und Welt- und Europameister Fernando Torres (86.).
„Wir hätten noch das 3:3 machen können“, sagte Brandt mit Blick auf die Szene, in der Atlético-Verteidiger Filipe Luis einen Schuss von Chicharito vor der Torlinie wegschlug. Aber auch dem Olympiazweiten fiel es schwer, vor dem Rückspiel Zuversicht zu demonstrieren: „Hoffnung ist eigentlich immer da, die stirbt zuletzt. Die Konstellation ist aber schon schwierig. Wir spielen auswärts und haben vier Tore kassiert“, sagte er.
Dennoch soll die Lektion nicht die positive Entwicklung in der Liga überlagern, die die öffentlichen Diskussionen über Trainer Schmidt verstummen ließ. Am Samstag steht für Bayer das Heimspiel gegen Mainz an. Mit einem Sieg kann Leverkusen den Rückstand auf die internationalen Plätze weiter verkürzen. „Gegen Mainz fängt alles wieder von vorne an. Wir müssen dranbleiben“, forderte Henrichs.