Kommandeur
Oberst Carsten Jahnel (52) wird der künftige Kommandeur des Ausbildungszentrums „Spezielle Operationen“in Pfullendorf. Der Generalstabsoffizier der Fallschirmjägertruppe übernimmt zum 1. März sein schwerstes Kommando: Er tritt in der Skandal-Kaserne an, in der wegen Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung und Übergriffen mit sexuellem Hintergrund ermittelt wird.
Zwei „Husarenstückchen“sind bekannt: 2011 hatte das Verteidigungsministerium beschlossen, die Ausbildung der Fallschirmjäger von Altenstadt in Bayern nach Oldenburg in Niedersachsen zu verlagern. Das Ende des bayerischen Standorts schien besiegelt. Doch Jahnel, von 2013 bis 2015 Kommandeur der Luftlande-/Lufttransportschule, argumentierte, dass in Altenstadt alle Flugrechte und die gesamte Infrastruktur vorhanden seien. Er überzeugte. Die Ausbildung blieb in der FranzJosef-Strauß-Kaserne und wurde nicht nach Oldenburg verlagert. Ein anderes Beispiel: Fallschirmjäger brauchen oft viele Flugzeuge, aus denen sie abspringen können. Als die Luftwaffe zu wenig Transall-Transportmaschinen und diese nur im 40 Kilometer entfernten Penzing zur Verfügung stellen konnte, schlug Jahnel vor, kleine, bewegliche Maschinen einfach anzumieten. Dies sei auch billiger. Wiederum folgten ihm die Vorgesetzten.
In Pfullendorf muss Jahnel, der derzeit Kommandeur des Ausbildungs- und Übungszentrums „Luftbeweglichkeit“im niedersächsischen Celle ist, nun zusammen mit dem geplanten Coaching seines neuen Führungsund Ausbilderteams durch das Zentrum Innere Führung der Bundeswehr den Neuanfang schaffen. Der Offizier hat Einsatzerfahrung in Bosnien, im Kongo und in Afghanistan gesammelt und kennt damit die Anforderungen an Einzelkämpfer aus seiner Zeit als Kommandeur eines Fallschirmjägerbataillons. Aber Jahnel steht unter verschärfter Beobachtung: Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte seinem Vorgänger „Mangel an Führung, Haltung und Kultur“vorgeworfen. Er wird den Grundsätzen der Inneren Führung in Pfullendorf wieder Geltung verschaffen müssen.