Das Wunder von Würselen
Sie nannten ihn „Acker“: Gerhard Schröder, der letzte Bundeskanzler aus Reihen der SPD, hat aus seiner Vergangenheit als Fußballer wahrlich kein Geheimnis gemacht. Bei jeder passenden Gelegenheit erzählte er von seiner mittelprächtigen Karriere als Mittelstürmer beim TuS Talle. Als Kanzler trieb er sich in vielen Stadien herum. Schröders Sympathien galten vielen Vereinen. Es gibt von ihm Bilder mit Schals von Borussia Dortmund, Energie Cottbus und natürlich auch von Hannover 96: Fähnchen im Wind statt Fankultur!
Was Wunder, dass sich nun auch Kanzlerkandidat Martin Schulz als Ex-Fußballer profilieren will. Der Mann, obwohl einst 1972 nur westdeutscher B-Jugend-Vizemeister mit Rhenania Würselen, durfte dem Magazin „11 Freunde“ein Interview geben – gemeinsam mit Horst Eckel. Der wiederum war 1954 Weltmeister, zu einer Zeit, als die Sozialdemokraten noch die Verstaatlichung diverser Grundstoffindustrien forderten.
So weit würde Schulz natürlich nicht gehen, auch wenn er „Ackers“Agenda liebend gerne weggrätschen würde. Seine Knochen habe er nie geschont, erzählte Schulz, der hart arbeitende Malocher. „Ich war ja damals linker Verteidiger. Und das bin ich im übertragenen Sinne bis heute geblieben. Wobei, mittlerweile bin ich linker Angreifer.“Und die Eigentore auf europäischer Bühne? Die allzu guten Verträge für die Mitspieler in Brüssel? Egal. Wenn es am 24. September nur zur Vizemeisterschaft reichen sollte, böte sich ein Amt bei FIFA oder UEFA an. Da sind derlei Qualitäten gefragt. „Acker“spielt ja mittlerweile auch in Russland. (jos)