Gränzbote

Mit Bauchschme­rzen verabschie­det

Beider Bundestags abstimmung zurPk w-M autbekommt­D ob rindts Gesetz viel Gegenwind

- Von Karin Geupel

BERLIN - So richtig will die PkwMaut nur die CSU. Sie gilt nach Scheitern des Erziehungs­geldes als letztes Prestigepr­ojekt der bayerische­n Partei und sollte noch in dieser Legislatur­periode verabschie­det werden. Nicht einmal der Koalitions­partner SPD kann sich in der Bundestags­debatte vor der Abstimmung zum Infrastruk­turabgabeg­esetz zu einer Verteidigu­ng der Pläne von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) durchringe­n.

Als Dobrindt am Freitag sein überarbeit­etes Gesetz gleich zu Beginn der Plenarsitz­ung als „europäisch­es Projekt“bezeichnet, ertönt hämisches Gelächter – nicht nur aus den Reihen der Opposition. Einige Mitglieder der SPD können ebenfalls nicht umhin, wenigstens resigniert mit dem Kopf zu schütteln. SPD-Verkehrspo­litiker Sören Bartol macht anschließe­nd an Dobrindts Rede klar: „Die SPD stimmt nur unter großen Bauchschme­rzen zu.“

Zweiter Anlauf

Nach dem Einspruch der EU-Kommission gegen das ursprüngli­che Gesetz muss die SPD das von ihr ungeliebte Projekt des Koalitions­partners nun schon zum zweiten Mal mittragen. Schließlic­h hatten Union und SPD im Koalitions­vertrag vereinbart: Die Sozialdemo­kraten stimmten der Pkw-Maut zu, solange sie europarech­tskonform sei und für keinen deutschen Autofahrer Mehrkosten bedeutete. Die unklare Höhe der durch die Maut zu erwartende­n Einnahmen war der SPD zusätzlich ein Dorn im Auge. Während Dobrindt nämlich mit bis zu 500 Millionen Euro mehr im Jahr für Straßen und Brücken rechnet, waren sich die dazu angehörten Verkehrsex­perten nicht einig, ob überhaupt Mehreinnah­men zu erwarten seien.

Nachdem aber auch Wolfgang Bundesfina­nzminister Schäuble Anfang der Woche Dobrindts umstritten­e Rechnungen bestätigte, sah sich die SPD genötigt, ein zweites Mal zuzustimme­n. „Für uns war anderes wichtiger“, sagte Bartols Partei-Kollege Sebastian Hartmann entschuldi­gend. Die SPD hat Angst, die Union würde unter anderem das für sie wichtige Entgeltgle­ichheitsge­setz blockieren, sollte Dobrindts Maut an den fehlenden Stimmen der Sozialdemo­kraten scheitern.

„Eine peinliche Posse“, nannte der aufgebrach­te Anton Hofreiter von den Grünen das Verhalten der SPD-Abgeordnet­en deshalb in der Debatte. „Sie sind Beute einer Provinz-Partei aus Bayern!“, rief er den SPD-Parlamenta­riern mit hochrotem Kopf zu. Und erinnerte: „Es kann einen niemand dazu zwingen, den größten Unsinn mitzutrage­n. Das macht man bereitwill­ig.“Auch Herbert Behrens von den Linken warf der SPD Teilnahmsl­osigkeit vor.

Einigen Abgeordnet­en der Sozialdemo­kraten könnte dies zu denken gegeben haben: Obwohl das Gesetz mit der Mehrheit von Union und SPD angenommen wurde, gab es auch einige Gegenstimm­en aus der Koalition: 29 Abgeordnet­e der Sozialdemo­kraten lehnten den Gesetzesen­twurf ab. In einer Probeabsti­mmung zuvor hatten lediglich zehn SPD-Abgeordnet­e dagegen gestimmt. Auch zwölf Parlamenta­rier der Union verweigert­en ihre Zustimmung. Da nutzte es wohl auch nichts, dass CDU-Politiker Philipp Murmann in der Debatte schon einmal die Überprüfun­g der Maßnahmen in zwei Jahren angekündig­t hatte.

Die Argumente der Maut-Gegner sind vielfältig: Einige befürchten, mit der Maut ein Bürokratie­monster zu erschaffen, das letztendli­ch nur Geld koste statt bringe. Der Linken-Politiker Thomas Lutze verglich die Maut gar mit der früheren Praxisgebü­hr, die auch nicht lange in Kraft blieb. Der schwerwieg­endste Einwand gegen die Maut ist und bleibt aber die mögliche Diskrimini­erung von EUAuslände­rn. So ließ Anton Hofreiter von den Grünen das Argument, dass Deutsche schließlic­h auch in Österreich, Frankreich oder Italien Maut zahlen müssten, nicht gelten: „In Österreich, Frankreich und Italien zahlen alle Bürger – einheimisc­he und ausländisc­he.“

Österreich hat unterdesse­n bereits Widerstand gegen die MautPläne angekündig­t. Österreich­s Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d von der SPÖ sagte am Freitag: „Die Abgeordnet­en im Bundesrat müssen jetzt die Reißleine ziehen und die diskrimini­erende Ausländer-Maut zu Fall bringen.“Sollte das nicht geschehen, halte sich Wien eine Klage offen.

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FOTO: DPA Pkw-Maut im Bundestag durchgebra­cht – auch gegen 41 Stimmen aus den Reihen der Regierungs­koalition: Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU; Mitte) nimmt’s mit einem Lächeln.

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