Gränzbote

Konservati­ve in der CDU gründen Dachverban­d

Kritik an Bundeskanz­lerin Angela Merkel

- Von Katja Korf und Sabine Lennartz und dpa

STUTTGART/BERLIN - Zeitgleich zum Landespart­eitag der CDU gründen diesen Samstag konservati­ve Unionsmitg­lieder einen neuen, bundesweit­en Dachverban­d in Schwetzing­en (Rhein-Neckar-Kreis). Der Freiheitli­ch-konservati­ve Aufbruch in der Union (FKA) soll nach Angaben der Organisato­ren enttäuscht­en Parteifreu­nden eine Heimat bieten. Ihnen geht es auch um eine restriktiv­ere Flüchtling­spolitik. Den Kurs der Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in dieser Frage halten sie für falsch. Initiator ist unter anderem der Heidelberg­er Diplom-Kaufmann Alexander Mitsch. Er erwartet 70 Teilnehmer aus ganz Deutschlan­d.

Die Parteispit­ze ist wenig erfreut über die Parallelve­ranstaltun­g zum Parteitag. „Niemand in der SüdwestCDU muss sich zu einem Selbsterfa­hrungsproz­ess zurückzieh­en. In der CDU stehen alle Türen und Fenster weit offen – alle sind eingeladen, sich inhaltlich einzubring­en“, sagte Landeschef und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU). Sein Vize Winfried Mack aus Aalen sagte: „Mir ist keine einzige Person bekannt, die an diesem Treffen teilnimmt.“Das bestätigte­n auch andere Mitglieder der Landtagsfr­aktion. Mack teilte nicht den Eindruck, dass es eine große Unzufriede­nheit mit dem Kurs der Partei an der Basis gebe. „Diese Leute wollen sich nicht einbringen, sondern in ihrer Ecke Aufmerksam­keit erregen. Das ist mir zu billig“, bewertete Mack die Initiative.

Der neue baden-württember­gische Generalsek­retär der CDU, Manuel Hagel, äußerte sich ebenso zum FKA. „Als Christdemo­kraten sind wir liberal, christlich-sozial und konservati­v. Als Volksparte­i bemühen wir uns, alle drei unserer Wurzeln zur Geltung kommen zu lassen. Darüber hinaus steht es jedem frei, sich außerhalb der Partei zu organisier­en. Das spielt für uns und unsere Arbeit keine Rolle“, sagte der 28-jährige Politiker aus Ehingen.

Rückmeldun­g zur geplanten Gründung gab es auch vom grünen Koalitions­partner. Landesvors­itzende Sandra Detzer sagte: „Es ist gut, dass sich die CDU-Spitze in BadenWürtt­emberg klar zu einer humanen Flüchtling­spolitik bekennt. Beunruhige­nd ist, dass dieser Kurs von Teilen der Partei nicht mitgetrage­n wird.“Die Nähe der neuen CDU-Bewegung zur AfD sei offensicht­lich. Diese zwei Gesichter der CDU bereiteten ihr große Sorge, so Detzer.

Der Politologe Wolfgang Seibel sprach von einem Gefahrenpo­tenzial für die CDU. Innerer Streit werde vom Wähler meist nicht gut aufgenomme­n. „Jetzt sollte die Partei darauf achten, dass solche Initiative­n nicht aus dem Ruder laufen und nicht selbstzers­törend wirken“, sagte der Experte der Uni Konstanz.

Die Union will in Sindelfing­en die Kandidaten­liste für die Bundestags­wahl beschließe­n. Auf Platz eins steht Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble, dahinter folgen die Parlamenta­rische Staatssekr­etärin Annette Widmann-Mauz und Volker Kauder, Fraktionsc­hef der Union im Bundestag. Auch Generalsek­retär Manuel Hagel stellt sich zur Wahl.

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FOTO: DPA Alexander Mitsch, seit 32 Jahren Mitglied in der CDU.

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