Lokale Themen waren nur ein Randaspekt
Ökumenischer Gesprächsabend in Emmingen
EMMINGEN-LIPTINGEN (seb) - 500 Jahre ist es her, dass Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht und damit den Grundstein der evangelischen Kirche gelegt hat. Die beiden Pfarrer Emmingen-Liptingens, Ewald Billharz (katholisch) und Johannes Wischmeyer (evangelisch), haben das zum Anlass genommen, um am vergangenen Mittwoch einen Blick auf das ökumenische Miteinander in der Gemeinde zu werfen.
Beide Pfarrer hatten Verstärkung durch ein Mitglied ihrer jeweiligen Konfession: auf Seiten Billharz’ Gemeinderätin Angelika Störk, auf Seiten Wischmeyers Gemeinderat Andreas Zeiser-Radtke.
Eigentlich sollte der Schwerpunkt des Abends auf der örtlichen religiösen Situation, auf Problemen und positiven Punkten liegen. Schnell zeichnete sich jedoch ab, dass weitläufigere Themen die Diskussionen bestimmen sollten. „Wir werden schrumpfen und demographisch immer älter“, sagte Wischmeyer. In Emmingen-Liptingen sehe es aber noch gut aus: „Wir wachsen sogar etwas.“Pfarrer Billharz führte den Rückgang der Gläubigen auf eine fehlende persönliche Gottesbeziehung zurück. Als komplettes Gegenbeispiel nannte er den Islam, bei dem die Menschen ihre Festivitäten noch ernst nehmen würden. „Die Muslime sind überzeugt von ihrem Glauben“, stimmte Angelika Störk zu. Auf der anderen Seite warnte Wischmeyer davor, den Glauben zu stark zu individualisieren. Die Christen seien eine Gemeinschaft, die Dinge auch oft gemeinsam lösen müsse. Weiter lief die Diskussion in größere Dimension, bezüglich der Kirchensteuer und der Beziehung des Staates zur Religion.
Erst ein Zuhörer lenkte das Gespräch wieder in kommunale Bahnen. Seiner Forderung, „wir Christen sollten dringend näher zusammenrücken“, fügte er die Frage hinzu, warum die örtliche, evangelische Kirche bei ihrem Abendmahl auch explizit katholische Mitbürger einlade, der katholische Pfarrer Billharz aber nicht einmal eine grundsätzliche Einladung zu selbigem ausspreche. Billharz erklärte dies damit, dass er den, seiner Meinung nach, entstehenden Zugzwang durch eine Einladung nicht unterstütze und dies auch bei den Protestanten kritisiere. Außerdem müsse jeder für sich selbst entscheiden, ob er am Abendmahl teilnehmen wolle, oder nicht. Eine Einladung sei eine Einladung und kein Zwang, konterte Wischmeyer.
Nach dieser kurzen Rückbesinnung auf regionale Themen, schweifte das Gespräch wieder in grundsätzliche Gefilde, unter anderem zum weiblichen Diakonat, ab. Eine Zuhörerin befand gegen Ende: „Es ist schade, dass im Grunde kaum etwas über die Dinge vor Ort gesprochen wurde.“Der darauffolgende, kurze Austausch über das Dorffest am 9. Juli, das von einem ökumenischen Gottesdienst begleitet werden soll, sowie ein Vorschlag zum Wiederaufleben der Bibelwoche, beendeten den etwa eineinhalbstündigen Gesprächsabend. Weitere Diskussionen wurden danach bei einem kleinen Ständerling geführt.