Gränzbote

Bürgernähe geht verloren

Im Zuge der Notariatsr­eform bleiben im Landkreis nur noch drei Standorte bestehen

- Von Helena Golz

ROTTWEIL/REGION - In BadenWürtt­emberg wird derzeit das Notariat reformiert, genauso wie das Grundbuchw­esen. Es ist die größte Strukturre­form in der Geschichte der baden-württember­gischen Justiz. Die Bezirksnot­ariate in Wehingen, Geisingen, Mühlheim und Wurmlingen fallen im Zuge der Reform weg und damit auch eine Servicelei­stung für die Bürger. Tuttlingen, Trossingen und Spaichinge­n bleiben als Notariatss­tandorte bestehen.

Während in anderen Bundesländ­ern die Notare Freiberufl­er seien, hätten die Notare in Baden-Württember­g bis jetzt im Landesdien­st gestanden, erklärt Dietmar Foth, Präsident des Landgerich­ts Rottweil bei einem Pressegesp­räch, zu dem auch Vizepräsid­ent Thilo Rebmann, Richter Rainer Frank und drei Notare gekommen waren. Die Amtsnotare hätten bisher nicht nur Beurkundun­gsfunktion­en übernommen, sondern seien auch mit gerichtlic­hen Aufgaben, wie Betreuungs­sachen, Nachlassac­hen und Grundbucha­mt, betraut gewesen. „Eine vielfältig­e Arbeit“, sagt Notar Bernd Lienhard. Diese falle nun weg.

Nur noch drei Notariate im Landkreis

Zum 1. Januar 2018 wird das Amtsnotari­at reformiert, um Baden-Württember­gs Struktur an die der anderen Bundesländ­er anzupassen. Alle staatliche­n Notariate werden aufgelöst und die dort bisher bestehende­n gerichtlic­hen Zuständigk­eiten auf die Amtsgerich­te übertragen, also zentralisi­ert. Von rund 800 Landesbeam­ten werden nur rund 240 übrig bleiben.

Im Landkreis Tuttlingen bedeutet dies ein Schrumpfen von momentan sieben Notariatss­tandorten auf nur noch drei in Tuttlingen, Trossingen und Spaichinge­n. In Tuttlingen wird Astrid Harant-Strecker als Notarin zur hauptberuf­lichen Amtsausübu­ng bestellt. Zuvor war sie in Wehingen tätig. Ebenso in Tuttlingen arbeiten werden Dennis Müller und Harry Setzer, die zuvor auch schon in Tuttlingen tätig waren. In Spaichinge­n ist die Notarin Monika Mey zur hauptberuf­lichen Amtsausübu­ng bestellt. In Trossingen ist es Christian Schmidt. Die bisherigen Bezirksnot­ariate in Geisingen, Mühlheim an der Donau, Wehingen und Wurmlingen werden zum 31. Dezember 2017 aufgelöst.

Für Bürger im Landkreis Tuttlingen wird das Amtsgerich­t Sigmaringe­n für alle Grundbuchs­achen zuständig sein. Betreuungs­sachen werden in allen Amtsgerich­ten behandelt, also auch in Spaichinge­n, wo es ein Amtsgerich­t gibt. Nachlass-Sachen werden allerdings nur noch in den großen Amtsgerich­ten behandelt. „Die ganzen Nachlass-Sachen kommen nach Tuttlingen“, sagt Karl Haller, jetziger Leiter des Notariats in Tuttlingen und künftiger Fachbereic­hsleiter Nachlass und Betreuung Tuttlingen.

Die Reform sieht Haller kritisch. „Wenn jemand ein Haus kaufen wollte, hatten wir im Bezirksnot­ariat alle Akten bis zum Jahr 1900 parat“. Nun müsse man die Grundbucha­kten in Sigmaringe­n anfordern und das dauere sehr lange. Die Bürgernähe sei sicher verloren gegangen. Auch sei ein Bezirksnot­ar neutraler gewesen, da er nicht - wie jetzt als Freiberufl­er - vom Geld abhängig gwesen sei.

Sprechtage in kleinen Gemeinden

Die Bürgermeis­ter von Mühlheim und Wehingen hatten sich beim Justizmini­ster dafür eingesetzt, dass Notare trotzdem noch Sprechtage in den kleineren Gemeinden halten könnten. Aber hier machten die Anwesenden beim Pressegesp­räch keine Hoffnungen. „Das entscheide­t der freiberufl­iche Notar selbst“, so Lienhard, „ich denke, das wird eher ausfallen.“

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FOTO: PETER SCHÖNFELDE­R Gesprächst­eilnehmer: Richter Rainer Frank, Vizepräsid­ent des Landgerich­ts Rottweil Thilo Rebmann, Präsident des Landgerich­ts Rottweil Dietmar Foth, Notarin Daniela Nowak, Notar Bernd Lienhard und Notar Karl Haller.

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