„Prenzlschwäbin“amüsiert 600 Comedyfans
Prenzlauer Berg und Schwabenland treffen in der Stadthalle aufeinander
TUTTLINGEN - „Isch des bio?“heißt das erste Bühnenprogramm von Bärbel Stolz, das fast 600 Comedyfans am Samstagabend in der Stadthalle erlebten. Die 39-jährige Schwäbin setzt sich dabei mit den Tücken ihres Wohnorts Berlin auseinander.
Blanker „Schwabenhass“blitze dort immer wieder auf, ganz besonders im gentrifizierten Stadtteil Prenzlauer Berg. Eigentlich kein Wunder, haben es die geldigen Südländer doch mit zu verantworten, dass die Kaltmieten in den schön renovierten Häusern auf 18 Euro hochgeschnellt sind – „pro Quadratmeter!“.
Bärbel Stolz, Absolventin der Berliner Hochschule für Film und Fernsehen Ernst Busch, hat auf Youtube mit ihren Kurzvideos großen Erfolg als „Prenzlschwäbin“. Diese gelungenen Clips in ein zweistündiges Bühnensoloprogramm umzuwandeln, war sicher nicht ganz einfach. Zwar wurde am Samstagabend immer wieder gruppenweise gelacht und gekichert, doch die „VollsaalApplause“, die sich bei anderen Comedy-Abenden in der Stadthalle aneinanderreihten, ließen sich an den Fingern abzählen.
Quasseln im Heimatdialekt
Dabei gelang es der quirligen Frau im leicht zipfeligen Tüpfelkleid durchaus, auch andere Typen überzeugend rüberzubringen: Sie berlinerte knallhart wie die schrille Bäckereifachverkäuferin oder der SecurityTyp vor dem angesagten Technoclub „Berghain“, imitierte auch die kasachische Nachbarin Olga.
Am besten kam sie beim Publikum aus der Tuttlinger Region allerdings an, wenn sie im Heimatdialekt quasselte. Als auskunftsfreudige Stuttgarterin zum Beispiel, die einem Touristen nicht nur den Weg zur Königstraße weist sondern auch noch mit haufenweise Nebensächlichem überschüttet, oder als ihre Freundin „Ulrigge“.
Wie aus dem Titel zu erwarten war, ging es im Programm auch um Trends bei der Nahrungsaufnahme im Kreis der Yuppies mit schwäbischem Migrationshintergrund: Smoothies aus allem möglichen, aber auch Honigweggle aus „urbanem Beekeeping“.
Die reichlich exaltierte Namensgebung des verwöhnten Prenzl-KitaJungvolks war ebenfalls ein Aspekt: Hört der Sohnemann doch auf „Bruno-Hugo-Luis“(oder auch nicht) und ist das Töchterchen mit dem Taufnamen „Wikipedia“geplagt.
Gekonnt zeigte Stolz den Unterschied zwischen „glotzen“und dem „coolen Berliner Blick“, demonstrierte, wie sie sich beim Power-Yoga ihre Aggression „ins dritte Aug‘ neischnauft“und verteidigte vehement die schwäbische Art des Kartoffelsalats „OHNE Majo!!!“
„Recht unterhaltsam“
„Recht unterhaltsam“, meinte einer der Besucher auf dem Weg zur Garderobe und sprach damit wohl dem Gros der Besucher aus der – schwäbischen – Seele.